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Befindlichkeiten


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2011.01.04 | 4:09 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
In diesem Berlin

Seit vier Tagen leben wir nun
restglänzend
und hoffnungsbehangen
in einem weiteren
Jahrzehnt der schönen Frauen

Und drüben über den Dächern
wabert rosafarben Ektoplasma
Akkumuliertes Restmaterial
zerfetzter Seelen

Seit Äonen schon
im Transit

COMMENTS

1 - posted by lamandelbaum | 2011.11.01 | 10:57 pm

ich wünsche mir ein dezembergedicht.

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2010.11.07 | 2:03 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Perigraphie

Von Zeit zu Zeit muss ich an Indien denken. Es macht mir nichts aus, denn das passiert auch anderen. Heute war es wieder soweit. Weite Teeplantagen taten sich vor meinem inneren Auge auf, Götter mit Rüsseln sah ich und Menschen, die ihre Körper mit Asche waschen. Und einen weißen Stuhl.

[...] Figur: Was zunächst unmöglich scheint, ist am Ende vielleicht doch möglich. In unserem Fall: einen ROMAN AUS FRAGMENTEN zu konzipieren, einen FRAGMENTARISCHEN ROMAN. [...]

Roland Barthes - Die Vorbereitung des Romans

2010.10.22 | 9:42 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
What dreams may come

Ein Querschläger aus dem Jahre 1892, der sich mit einem dunklen „Plop“ in die Stirn senkt. Das eierschalenfarbene Porzellangeschirr in den dünnen Sperrholzschränken der dunkelblau lackierten Schwebebahn, die sich über die Sanddünen der versteppten Umlandschaften der deutschen Großstädte zieht, von München bis Hamburg, auf dem Geschirr Wappen und Reklame Bamberger Tanzlokale.

Aus angrenzenden Wohnungen das distinkte Murmeln der Fernsehgeräte, Sprachmelodie und Duktus sind erkennbar, man kann jedoch die Worte nicht verstehen. Manchmal stelle ich in einem der anderen Zimmer Musik an, Kinderchöre und Klavier, so dass die Töne wie von weit durch die Nacht kommen, und man weiß nicht woher.

Man kann wochenlang mit der Schwebebahn umherfahren, ohne aussteigen zu müssen. Postsendungen werden an den entsprechenden Stationen eingereicht, Nachrichten kommen über Draht.

2010.10.16 | 5:16 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Weites Land

Jeder neue Tag ein voll- und eigenständiges Universum. Grenzenlos und unverhofft. Die Relativität der Verhältnisse und aller Dinge zueinander, ganz besonders jetzt gerade, in diesem Moment, die unfassbare Seltsamkeit der Zahlen. Die Gesamtsumme der Zellen meines Körpers. Die Gesamtsumme der sichtbaren Fixsterne. Nur eine von beiden ist endlich. Weitere Tage, ebenfalls zählbar und doch zu einem ununterscheidbaren Ganzen verschmelzend, einer Melange aus Sonne und Eindrücken, Küssen und Momenten. Dort unten, am Hafen, zwischen den Booten, bewegt sich etwas, das sich von hier oben nicht genau benennen lässt. Es könnte ein ältlicher Fischer sein, mit grauen Bartstoppeln und Klischeezigarette im Mundwinkel, es könnte aber auch das Abbild der größten Hoffnungen sein, die sich alle Menschen je gemacht haben, das personifizierte Glück also, oder zumindest die Unsterblichkeit. Wahrscheinlich aber doch bloß ein Fischer, und das Netz, das er gerade zusammenlegt, dient nur dem Fangen von Fischen, weniger dem von schicksalhaften Begebenheiten oder den Resten falsch abgebogener Seelen. Quel dommage.

2010.10.10 | 3:29 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Hiatus maleficus

28/08/2008 – 10/10/2010

[...] Im Grunde ist alles Leben ein Prozeß des Niedergangs, aber die Schläge, die das eigentlich Dramatische dabei ausmachen - jene plötzlichen schweren Schläge, die von außen oder scheinbar von außen kommen, an die man sich erinnert, für die man die Dinge verantwortlich macht und über die man in schwachen Momenten auch zu seinen Freunden spricht - , diese Schläge zeigen ihre Wirkung nicht mit einem Mal. Es gibt noch eine andere Art von Schlägen, die von innen kommen und die man nicht spürt, bis es zu spät ist, etwas dagegen zu tun, bis einem endgültig klar wird, daß man als Mensch in dieser oder jener Hinsicht nie wieder soviel taugt wie früher. Die erste Art von Knacks kommt rasch, die zweite Art kommt, fast ohne daß man es merkt, aber dann spürt man es plötzlich um so mehr. [...]

F. Scott Fitzgerald - Der Knacks

2008.08.22 | 2:34 am | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Von der Schwierigkeit, eine Linie zu ziehen

Die Schlösser bei Großheringen, dort will ich sein. Unter der Kategorie der Freiheit. Im Wintergarten, in der Villa, am Fuß der Berge. In der seltsamen Deutschheit dieser Dörfer. Die verfallenen Bahnhöfe (niemand steigt hier zu/aus), die Sonne, die Bewegung. Die Verheißung von Glück. Staub über den Äckern. Ich kann das kühle Klingen ahnen, aus den Höfen. Auf den Hügeln Strohballen wie Fallengelassenes großer Nomaden. Ich will unter der Herrschaft dieses einen, guten Geistes sein.

2008.08.16 | 3:47 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Die Freuden der Infinitesimalrechnung

Zwischen Bacharach und Bingen hat jemand an eine der Basaltmauern der Weinterrassen, weit über dem Tal, in metergroßen weißen Lettern, jenen nachempfunden, die an derartigen Stellen normalerweise die Rebstöcke ihren Besitzern zuordnen, die freundliche Empfehlung geschrieben: „LEBE VEGAN!“. Dies erinnert nicht von ungefähr an ähnlich große Lettern, die in einem Sommer Ende der Neunziger auf einer Mauer am Fuße des Marburger Domes zu sehen waren, den reminiszenten Befehl formulierend: „ROMANI ITE DOMUM“. Diese jedoch waren von roter Farbe, ebenso wie die Flüssigkeit, mit der sich an jenem Sommernachmittag ein Gegner der im Stadtmuseum gastierenden Wehrmachtsausstellung das schon schüttere Haupthaar übergoss, etwas indifferent wohl mit dieser Handlung auf das aus seiner Perspektive zu Unrecht von Historikern und Presse an die Hände des einfachen Wehrmachtssoldaten geschriebene Blut hinweisen wollend. Seine beiden Mitstreiter machten es sich etwas weniger schwer, indem sie sich handgemalte Plakate vor ihre quellenden Bäuche geschnallt hatten; was auf jenen jedoch stand, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.

In der langen Tradition der pädagogischen Studiengänge an der Marburger Alma Mater begründet war naturgemäß die Anzahl der Gegner beschriebener Ausstellungsgegner, welche sich auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig der angrenzenden Hauptstraße versammelt hatten, wesentlich höher, ähnlich hoch wie die Zahl der Polizisten, die zum Schutz des Selbstübergossenen und der Schildträger einen Wall um den Museumsvorplatz bildeten, der uns sowie ein älteres holländisches Ehepaar, mit dem wir gerade gemeinsam die Ausstellung verlassen hatten und das Gelände verlassen wollten, an eben jenem Vorhaben hinderten. Eine Gruppe junger volkstreuer Herren mit Schlagsportzubehör, wahrscheinlich aus dem benachbarten Thüringen angereist, löste unser Bewegungsfreiheitsdilemma jedoch recht bald auf, da wir durch die von ihnen verursachten plötzlich aufreißenden Lücken im Gefüge gen Fluss entfliehen konnten, den kleinen pudeligen Hund, der meiner Begleiterin am vorigen Tage zugelaufen war, unter den Arm geklemmt.

Wie ich später erfuhr, saß während dieser Vorgänge Dr. Bernd Mohnhaupt, damals noch nicht dissertiert, in seiner Dachwohnung mit Blick auf den Museumsvorplatz und dokterte, wahrscheinlich leicht bekleidet, denn es war ein sehr heißer Sommer, an eben jener Arbeit herum, sich fragend, was Lärme und Tumult unten auf dem Platze wohl zu bedeuten hätten. Den Hund warfen wir dann später in den Fluss, da er nicht davon lassen wollte, sich obszön an unseren Beinkleidern und Schuhen zu vergehen. Pudel trocknen jedoch recht schnell. Besonders bei gutem Wetter.

#

An St. Goar fuhr der Zug so schnell vorbei, dass das Stationsschild umfiel.

[Vgl. Abb. 1]

We must talk in every telephone
Get eaten off the web
We must rip out all the epilogues in the books that we have read
And in the face of every criminal
Strapped firmly to a chair
We must stare, we must stare, we must stare

Bright Eyes - At The Bottom Of Everything

2008.08.16 | 3:42 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
All fields are optional

[Abb. 1]

-

[...] Polarfahrten wollen das Phantasma der Spurlosigkeit, die als Metapher eines absoluten Anfangs ausgeprägt wird, realisieren. Gebunden aber waren sie schon an die Spuren – von Vorläufern, Texten und Modellen. Sie folgen in den Spuren von Vorgängern. Der Ort des Anfangs, der unberührten Spurlosigkeit, wird erreicht als ein sowohl wörtliches wie metaphorisches Nachfahren, als die ausgeführte Nachfahrenschaft oder Intertextualität der Texte. [...]

Bettine Menke - Pol-Apokalypsen

2008.07.13 | 5:20 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
We wish for electric storms and love

Ein deutscher Sommer. Stahl und Öl und das Flirren der Hitze über den Schienen. Metallsommer. Gegenüber im Zug zwei Polizisten und eine weißgewandete Frau mit einem großen Plastikbeutel voller Kirschen. Vor dem Fenster setzt sich langsam der Tchibo-Stand in Bewegung und statt der absurd anachronistischen Glocke der Bahnhofshalle stülpt sich plötzlich wieder die große Bläue des Himmels über alles. Es ist kühl im Abteil und riecht nach Kuchenteig. Aus der Klappe des kleinen Mülleimers unter dem Fenster ragt ein breiter roter Trinkhalm heraus, wie die Zunge, die er nicht hat. Draußen löst sich die Stadt langsam auf, zergliedert sich in urbane Randgebiete, zerfasert in Industrie, Reihensiedlungen und Schrebergärten. Zersetzungserscheinungen. Auf den Dächern der Vorstädte drehen sich glitzernd die Verteilerhauben der Abluftrohre, die vergitterten Fenster der Betriebsgebäude weinen Rost. Vom Dreck ihrer Geschichte wird sie jedoch kein Gewitter reinwaschen können. Ich wünschte, ich könnte mehr sagen als die, die vor mir waren. Man ist immer befangen, wenn man beim Schreiben an jemand anderes denkt als sich selbst oder die Welt. Niemand weiß, dass ich kommen werde. Die Ansagen der Computerstimme sind nicht richtig getaktet, der Schaffner reicht zu jedem Halt die richtigen Stationsnamen nach. Abschalten geht wohl nicht. Die Polizisten schlafen, symmetrisch einander gegenüber, wie ein Gemälde von Magritte. Die Frau mit den Kirschen ist ausgestiegen. Vor dem Fenster plötzlich nur noch Wald, Nadelhölzer, skandinavisch. Immer wieder verlassene Bahnhöfe, an denen niemand zusteigt. Große graue Landschaften der Hoffnung, in denen lange Güterzüge schlummern, auf den Containern arabische Schrift. Auf allen Backsteingebäuden kleine Türme und Zinnen. Wälder mit Sandböden, über die sich glänzende Rohre schlängeln, eingezäunte Truppenübungsplätze, eine S-Bahn, ein ICE, wenige Sekunden hintereinander auf dem gleichen Gleis. Dann verschwindet die Sonne und ich glaube, zwischen den Baumstämmen und Gräsern einen umgestürzten Grenzpfosten gesehen zu haben. Die Polizisten sacken synchron immer weiter in sich zusammen. Alles ist erleuchtet. Dann wieder ein neuer, heller Zaun, Eichen vor dem Fenster, Laub, das Schatten auf die Uniformierten wirft. Auf dem Nachrichtenscreen: „Amokfahrt mit Bulldozer. Ein Palästinenser tötet drei Israelis, bevor er selbst von einem Israeli erschossen wird.“ Ich bin voller Angst und Hoffnung. Wie wir zueinander sprechen können, soll weiterhin das schönste Geheimnis bleiben. In Erkner sind die Fenster zugenagelt und alle Menschen, die aussteigen, tragen blassbunte Hemden und Plastiktüten von Galeria Kaufhof. Wie der Engel der Geschichte sitze ich rückwärts zur Fahrtrichtung. Auch wenn dieser wahrscheinlich nicht den Regionalexpress nahm. Durch den Forst ziehen sich lange Schneisen für die Autobahn oder gegen das Feuer. Ich bin voller Angst und voller Hoffnung. Die Lichtmuster auf den Waldböden und die verschwimmenden Stämme der Birken. Neue Bahnsteige vor alten, verfallenen Wärterhäuschen. Man könnte denken, ich müsste nicht immer wieder auf das Handy schauen, da es ohnehin keinen Empfang hat, hier draußen, in den Wäldern – doch vielmehr ist es so, dass bloß niemand anruft. Immer wieder schwedische Landschaften, dann polnische, dann wieder deutsche. Waldstücke, Rangiergleise, Bahnhöfe. Die Nachmittage, die wir an den Seen verbracht haben, träge und glücklich. Ein zugestiegenes Mädchen mit Pagenkopf sagt: „Puh, bloß nach Hause.“ Nach Hause. Dann fahren wir durch Finsterwalde (Spree). Die Mädchen sprechen über Gurkenschäler. Manchmal sehne ich mich danach, zu vergessen. Noch 181 Tage bis zum Ende des Jahres. Alles was lebt, bewegt sich. Ich habe Angst, deine Nummer zu wählen. Die Landschaften werden weit. Eines der Mädchen ruft zuhause an, lässt sich ihren Bruder geben und fragt, ob er ihr zum Bahnhof entgegen kommen könne, ihr sei so langweilig. Mit bittender Stimme verlässt sie das Abteil. Hier sind vor 63 Jahren die Panzer durchgerollt, breite Schneisen in den goldenen Feldern hinterlassend. Am Horizont dann eine Gruppe Windräder, kurz vor dem Ziel. Hinter dem Fluss beginnt ein anderes Land.

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2008.07.03 | 7:20 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
I’ll be your mirror, Bildnachtrag

A friend of a friend whom I never met.

COMMENTS

1 - posted by brittbee | 2008.07.07 | 10:57 am

whom i once met. so isser.

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