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2004.08.11 | 11:10 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Epiphanien

Tate Gallery


[...] Aber er hatte sich verirrt oder wusste zumindest kurzfristig nicht, wo er war, als er den Kopf hob und zwei Leinwände von John Martin, dem apokalyptischen Maler des neunzehnten Jahrhunderts, sah, "Die Gefilde des Himmels" und "Der Sturz Babylons". Ersteres war eine ziemlich konventionelle Darstellung eines romantisch idealisierten Hochlands - blauere und gelbere Gipfel und Täler, die in einen dunstigen Horizont übergehen -, doch plötzlich erkannte Simon, dass das, was er ursprünglich für eine aus einer Felsspalte quellende Wolke aus Rauch und Gischt gehalten hatte, tatsächlich ein riesiger Tumult von Engeln in dichter, aber unregelmäßiger Formation war. Es waren so viele, dass sie die Maßstäbe des Bildes völlig veränderten. Was für Simon ein von erhöhtem Blickwinkel aus gesehener Horizont von dreißig oder vierzig Meilen gewesen war, wurde nun zu ein- oder zweihundert Meilen irrealen, nicht lokalisierbaren Nirwanas. Eine impossibilistische Ansicht von einem anderen Planeten, eher auf die Sprühdosen und Computermanipulationen des Jetzt verweisend denn auf die vielschichtigen, manierierten Darstellungen des Damals. [...]

Will Self - Die schöne Welt der Affen

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