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2004.11.29 | 7:53 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Announcement

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1 - posted by cato | 2004.11.30 | 10:38 am

trés bien.

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2004.11.28 | 11:16 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Tag

Ich betrete das Gebäude durch den Keller, das Hauptportal ist verschlossen. Jede Tür muss einzeln geöffnet werden. Alte Möbel und Gerätschaften verstauben in den Gängen, hier unten, Kabel hängen aus der Wand. Der Boden zeigt Fußspuren und Löcher; Mörtelsäcke und leer geräumte Großrechner stehen herum. Die Neonbeleuchtung flackert nicht. Das Treppenhaus ist still und leer, ich bin allein. Allein. Im Büro setze ich mich an die Tastatur, blicke den Bildschirm an, schaue aus dem Fenster. Die Dächer glänzen im Regen und in einem der Bäume hängt ein blau-orangener Drachen, zappelt erschöpft im Wind.

2004.11.27 | 11:16 am | Nerd of Love PERMALINK  |  TRACKBACK
Nacht

Letzte Nacht, während Herr S. auf meinem Sofa von einer Zaubergitarre mit goldenen Saiten träumte, reiste ich im Schlaf nach Berlin, dich zu finden. Ich stellte mein Gepäck in einem kleinen Laden an den Gleisen ab, unterirdisch, und verlor mich in den Bögen und Treppenfluchten, auf den Lippen deinen Namen und im Herzen die Reue für alles, was geschah. Das Einsehen und die Verzweiflung. Stundenlang irrte ich umher, befragte jeden, den ich sah. Niemand konnte mir helfen. Erschöpft saß ich schließlich am Bahnsteig, nichts mehr war zu tun, ich hatte jeden Stein dieser Stadt umgedreht, an jede Türe geklopft und in jedes Fenster geschaut, war in jeden Fluss gesprungen und in jedes Gebüsch, doch ich konnte dich nicht finden. Niemand war da. Plötzlich standest du vor mir und sagtest, lass uns diesen Zug nehmen, zusammen, lass uns fahren. Ich war so glücklich, in diesem Moment. Ich wollte mein Gepäck holen, doch der Laden war verschwunden, war nicht mehr zu finden. Aber das spielte keine Rolle mehr. Dann wachte ich auf und das Bett war groß und leer und mein Magen ein schwarzer Klumpen, das Zimmer die Dunkelheit schlechthin. Vom Sofa kam ein leises Atmen.

2004.11.25 | 3:06 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Aber nicht doch

Immer wieder Donnerstags versammelt sich in einem kleinen Raum alles Elend dieser Welt. Die Moralphilosophie David Humes. Ich werde es nicht beschreiben. Phantasien werden angeregt, man hat für alles Verständnis. Nervenenden summen, springen aus Öffnungen, verenden. Warum ist es so verwerflich, Heiner Müller zu Ende zu denken? Diese Welt ist nicht prinzipiell schlecht, sie ist nur zu voll. Nur zu voll. Manchmal fühlt man sich durchaus bereit, gewisse Entscheidungen zu treffen. Zumindest in der Theorie. Das, was wirklich stattfindet, ist immer etwas anderes, ist Elend, unmotiviert. Hier verschiebt es sich, und es gibt keine Übereinstimmungen mehr, nur Entsetzen. Unter der Decke hängt der kalte Rauch.

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1 - posted by lou | 2004.11.26 | 4:31 pm

elephant, wie recht du doch hast! ist es nicht ein genuß?
blou

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2004.11.24 | 7:38 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Leerstellen, belegt

Öffentliche Interventionen

Berlin. Wohl jeder hat schon mal mit großer Leidenschaft oder Wut im Bauch einen Brief geschrieben, ohne ihn jemals abgeschickt zu haben. In Berlin will nun eine Künstlerin solche Schreiben sammeln. "Nächste Leerung: Nie" soll auf dem Betonbriefkasten von Sylvie Boisseau stehen, der morgen in der Berliner Gropiusstadt installiert wird. Er nimmt alle Briefe auf, die ihren Adressaten nicht erreichen sollen, und wird weder geleert noch geöffnet, teilte das Wohnungsunternehmen Gehag gestern mit. Bis März 2005 soll der Kasten hängen, danach wird er samt Inhalt "zur sicheren Aufbewahrung" der Museumsstiftung Post und Tele-kommunikation übergeben. [dpa]

2004.11.24 | 7:12 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Quizas, quizas, quizas

Situationskomik. Oder wie kleine Sätze große Folgen haben können. Aus welchem Film stammt der folgende?

„Meine Sekretärin kann gar nicht schreiben…“

2004.11.23 | 8:08 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Hand aufs Herz

[...] Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir Fortschritt nennen, ist dieser Sturm. [...]

Walter Benjamin - Über den Begriff der Geschichte

2004.11.23 | 7:28 pm | Nerd of Love PERMALINK  |  TRACKBACK
Anrufe in Abwesenheit

Ich weine und kann nicht aufhören, weil die Seele so sehr flattert, nichts kann sie festhalten, es ist Kitsch, ich weiß, aber wahr, die Wahrheit ist Kitsch, sie flattert und zuckt und kann doch nicht weiter, nicht darüber hinaus, hinaus über das, was ist und auch die Möglichkeiten, die sie anstößt, wenn sie ihre Sehnen, Seelensehnen, überdehnt, dass es schmerzhaft schnalzt, wenn sie sich zurückkrümmt und verschwimmt, auch die lassen nur erschaudern, so nah und doch so fern, ein Beutel Klischees liegt daneben, auf dem Boden, ich kann nichts anstoßen, nichts öffnen, sie brennt nicht, sie schwimmt, zuckt und doch darf nichts sich Artikulation nennen, dumpfes Grunzen ist alles, was hörbar, leise, wenn überhaupt, ein Wimmern vielleicht, was ist das, was ist das? Warum gebe ich all das her?

Silencio. Blickdichtes Erschaudern. Waldgebiet.

Dann schon beginnt wieder das Abstandnehmen, dann schon, zu sich selbst, zu allem, Abstand nehmen von den Dingen und ihrer Haut, ihn weg nehmen, um das unrettbare Ich zumindest temporär in Sicherheit zu wiegen, weil es sonst nicht geht und es muss doch gehen, muss es doch. Hinweg. Muss es. Hinweg. Wie viele Engel finden auf einer Nadelspitze Platz?

[...] How fragile we are. How fragile we are. [...]

Nils Landgren - Sentimental Journey

2004.11.18 | 9:15 am | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK

Während Ebay die Auktion abbricht, finden woanders andere Dinge statt. Überall Erscheinungen. Oder so etwas. Ein bisschen Stolz. Und Fieber. Ich glaube, ich werde krank.

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1 - posted by rabatjoie | 2004.11.23 | 5:48 pm

Glöckwonsch! Das ist doch immer fein, wenn man publiziert wird. Wird man doch, oder handelt es
sich um »Vaporware«?

2 - posted by zak | 2004.11.23 | 7:43 pm

Merci. Nun, hoffentlich doch nicht. Wenn alles so läuft wie geplant, dann kann man zur Leipziger Buchmesse im nächsten Frühjahr ein reales, soweit es das sein kann, Produkt aus Papier und Druckerschwärze (und vielen anderen Dingen) in den Händen halten. Wenn es so läuft. Something completely different: Wir sind wirklich schlecht in Sachen Kommunikation. Asche auf unsere Häupter. Ob man da wohl etwas machen kann?

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2004.11.11 | 6:14 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Das Fleisch zum Gehen bewegen

Draußen, in der Dämmerung, schweben grellorange Gestalten zwischen den kahlen Bäumen, verstümmeln sie im Schutz des wabernden Nebels. Motorsägen kreischen über den Platz. Ich indes habe mir einen Narren gefangen, gefesselt liegt er unter dem Tisch, blickt mich traurig an, aus seinen geschminkten Augen, während der geknebelte Mund Undeutliches von sich gibt. Die rote Nase ist verrutscht, der Filzhut mit den aufgeklebten Stoffblumen irgendwo unterwegs verloren gegangen. Wenn ich ihn trete, beispielsweise in den mit grellbuntem Stoff bespannten Bauch, ertönt ein Tusch und sein verstopfter Mund produziert Töne, die ungefähr so klingen: „Mollem mer men meinmassen?“. Ich verstehe nicht, was er möchte. Solange ich noch hier sitze, wird er meine Füße warm und mich wach halten, was danach mit ihm geschieht, kann ich nicht sagen. Vielleicht verkaufe ich ihn nach Finkelland, da kann man so etwas immer mal gebrauchen. Oder die blond gefärbte Lehramtsstudentin von eben, die mit der Physiognomie und der Expressivität einer übergewichtigen Bulldogge versehen die Chuzpe hat, einen Pullover zu tragen, auf dem rosafarbene Buchstaben in Brusthöhe das Wort „Angel“ formen, möchte ihn haben. Die beiden verstehen sich bestimmt.

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