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2005.07.11 | 4:34 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Zuviel Theorie macht Lalla im Kopp

Ich fahre zweimal quer durch und einmal außen um Weimar herum, vorbei an den offenen Toren der verlassenen Kaserne, vorbei an der Abfahrt, die zur Gedenkstätte Buchenwald führt; bevor ich mich endlich auf der richtigen Landstraße befinde, in Richtung Apolda. Es ist ein Sommertag, den man rein äußerlich als perfekt bezeichnen könnte, die offenen Fenster föhnen lauwarmen Wind herein, über den Hügelketten hängen vereinzelte Wattewölkchen, über dem Asphalt, der die Weizenfelder teilt, wabern Spiegelungen. Keine Musik, dafür Zigaretten. Am Wielandgut angekommen flaniere ich kurz durch den Garten und grüße freundlich Touristen, rauche den Rest der letzten Gitanes, bevor ich die Kühle des Empfangsbereichs betrete. Die netten Damen winken durch, nach kurzem Plausch, und noch im Flur kommt es einem entgegen, fragend: „Was machst Du denn hier?“. Im Innenhof sitzen die Reste vom Vortag, aus dem Kragen von Alban Nikolai Herbsts weißem Ripp-T-Shirt quillt Rückenbehaarung, vor ihm steht Weißwein, er vielleicht neben sich, wer weiß? Daneben jedenfalls sitzen die üblichen Verdächtigen, aufstrebende Talente, Privatiers, mit dem Taxi rangekarrte Gespielinnen sowie enthusiasmierte Jungdichter, die nahezu wahnhaft ihre neu entdeckte Begeisterung für die Metrik Sapphos verworten. Händeschütteln, Apfel essen, Wasser trinken; das Buffet leider verpasst, hach, nun. Dann Verabschiedung. Ich stecke die Texte mit den darauf befindlichen handschriftlichen Notaten Alban Nikolai Herbsts ein, welche er im Tagungsraum liegen ließ; auch wenn ich nicht eingeladen war, dieses Mal, ein Diebstahl pro Seminar muss sein. S. sammelt ihre Sachen zusammen, wir beladen das Auto und begeben uns ins Freibad. Nicht mal eine halbe Bahn mehr schaffe ich, unter Wasser. Dafür gewinne ich beim Tischtennis. Der Rest ist schnell erzählt: Rückfahrt, thailändisches Restaurant, Stadtbummel, Eis auf den Domtreppen, Rotwein, Bier, Belästigung mit Bildern. Klingt doch alles sehr fein, oder? Nun, ja.

Wenn nur diese verdammte Sehnsucht nicht wäre.

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