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2005.07.25 | 10:26 am | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Die Macht der Bilder

Da ist es dann also wieder, das Thema der eigentümlichen psychischen Verfasstheit des Kriegsphotographen. Ich zappte erst in der letzten halben Stunde rein (Postmoderne, sic!), es ist schon Jahre her, dass ich den Film vollständig sah, im Kino, damals. Und so ist es ein nicht geschlossener Eindruck, eher ein erster Impuls, nur von den Bildern ausgehend, der das Gefühl erzeugt, doch nicht vorbehaltlos wiederholen zu können, dass dies ausschließlich gut ist, was dieser Mann da macht. Was ist das? Es steht außer Frage, dass seine Absicht eine rein gute ist, aufrichtig das Beste wollend. Eine grimmige Zufriedenheit empfindet er, sagt er, darüber, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ein Thema gelenkt zu haben. Richtig, gut. Aber wie sagt Christian Kracht in der Welt am Sonntag: „Nicht zu warten, bis etwas beschrieben ist, sozusagen entwickelt, sondern es gleich digitalisiert zu wissen; der endlose Terror des Bildes, die Rückkopplung. Die Bilder der beim Fliehen erschossenen Kinder aus Beslan, die verwackelten Fotos der Mörder, die im Namen des Islams nepalesische Gastarbeiter im Irak köpfen, die Videoaufnahmen von Menschen, die sich aus dem brennenden World Trade Center stürzen. Eigentlich dürften wir so etwas nicht sehen, da wir es aber trotzdem tun, verlieren wir unsere Seele.“ All dies immer wieder zu sehen, all dies immer wieder sehen zu können – all das Elend dieser Welt, in Variationen. Hallo Susan Sontag. Ein Unbehagen, elementar. Aber es gibt natürlich keine eindeutige Aussage, es ist richtig und es ist falsch, es ist die Entwicklung dieser Welt. Man kann keine Wertung vornehmen, ohne irgendwie unrecht zu haben. Es ist einfach. Und es muss gezeigt werden. Nachtwey denkt, dass das Gute immer über das Böse siegen wird und er durch das Aufzeigen des Grauens etwas zu diesem Sieg beiträgt. Sehr amerikanisch, dieser Optimismus. Ein ruhiger, fast stoischer Mann mit hellblauem Hemd und gescheiteltem, graumeliertem Haar. Ein Relikt.

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Natürlich müssen wir all das sehen und natürlich müssen wir hinschauen. Und eben nicht. Die endlosen Schichten von Bedeutung.

Eins

Zwei

Drei

25.07.2005 - 00:32:29 Uhr und 00:33:00 Uhr

COMMENTS

1 - posted by cato | 2005.07.25 | 11:16 am

und auch sehr beeindruckend an dem film: die musik. arvo pärt und david darling.

2 - posted by Anonymous | 2005.07.31 | 9:20 am

No offense, aber ich sach mal mit Link Nummer 3:

Bilder wie diese brauchen keine Musik, die sagt: „Das ist jetzt dramatisch“ oder „Das ist jetzt traurig“

3 - posted by rabatjoie | 2005.07.31 | 9:24 am

oh, hier kann man ja anonym posten! dann halt eben so, als unter-schrift.

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