Abb.: Die Urgroßeltern der aktuellen Autorfunktion, mütterlicherseits.
[...] Das Leben ist ein Spital, wo jeder Kranke von dem Wunsch besessen ist, das Bett zu wechseln. Der eine möchte dem Ofen gegenüber leiden, und der andere glaubt, am Fenster würde er genesen. [...]
Charles Baudelaire - Irgendwo außer der Welt
Er hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, Zutaten für ein französisches und ein libanesisches Gericht zu kaufen. Über die mögliche Tragweite von Verbindungen dieser Art dachte er nicht nach, als er durch die weiten Regalfluchten eilte, unter Neonröhren wie Bühnenlicht, und Waren in den Wagen warf.
Freezing Dinosaurs
Abt.: Die lauwarme Herzensschrift oder Das immerwährende Elend der Romantik.
Im Supermarkt und im Traum, nirgends sonst findet eine so große Zahl an Überfällen statt. Wir haben es durch den Rechner geschickt und es stimmt. Jede einzelne ihrer Berechnungen ist vollkommen richtig. Über die kulturwissenschaftliche Relevanz von Pappaufstellern an anderer Stelle mehr. Über Erkenntnis auch. Und über Bedauern. Bis dahin Monster zählen.
Particules élémentaires
My beloved Monster
Via Mademoiselle Montez. Merci.
Das Berechnende bekomme ich Dank Ihrer gestrigen Running Gag-Schleife gar nicht mehr aus dem Kopf, dabei wollte ich mich doch auf das resignierte zu Hause sitzen, Tee trinken und lesen konzentrieren.
Ich beneide ja Menschen, die vorbehaltlos von etwas überzeugt sind. Sie nicht auch?
[...] Gesellschaft scheint eher ein Prozess als eine Sache zu sein; ein dialektischer Prozess mit aufeinanderfolgenden Struktur- und Communitasphasen. Die Teilnahme an beiden Modalitäten scheint ein menschliches 'Bedürfnis' zu sein. Menschen, die in ihren funktionalen Alltagshandlungen eine der beiden Modalitäten entbehren, suchen sie im rituellen Schwellendasein. Die strukturell Inferioren streben im Ritual nach symbolischer Superiorität; die strukturell Superioren dagegen verlangt es nach symbolischer Communitas, und um sie zu erreichen nehmen sie selbst Qualen auf sich. [...]
Victor Turner - Das Ritual: Struktur und Anti-Struktur
23.02.2006 - 22:10:48 Uhr
Insofern überrascht unsere genetische Nähe zu Arenicola, Laubfrosch und Consorten nicht wirklich. Hie wie dort strebts hinan. Oder zusammen. Als absurdes Theater allemal.
Der Wattwurm, die Klebfalle oder der Kleine Sandborstling?
Ich nehme alle drei. Verpacken Sie’s bitte als Geschenk. Danke.
„Das hier ist ein Brabanter Kaffeetisch“, sagte die Tante. Ihr Gesicht war Cees zugewandt, erwartend. Für ihn hatte sie das alles zur Schau gestellt. Cees schwieg. Das Auge schweifte über den Tisch, gnadenlos, unerbittlich. Schließlich erging das Urteil, ein Peitschenhieb. „Sag mal, Thérèse, hast Du keinen Schinken?“
aus: Cees Nooteboom: Rituale
Während Eckstein in seinem klimatisierten Büro, bebrillt, kariert und leicht schwäbelnd mit einem jungen Einheimischen, dessen Veranstalterambitionen sich an den aufgerollten Plakaten in seiner Hand erkennen lassen, über die nicht vorhandenen Gelder des Institutes diskutiert, schnorre ich draußen auf dem offenen, kolonial weißbeholzten Umgang von einer männlichen Lehrkraft eine Zigarette nach der anderen. Trotz des Siegelringes und den Hosenträgern, die sie trägt, oder vielleicht gerade wegen. Unter Palmen tut sich dies nichts. Auf der anderen Seite des Patios huschen kichernde Sprachschülerinnen umher, weiße Uniformfetzen hinter Baumfarnblättern und sprudelndem Terrakottabrunnen. Aus dem Eingangsbereich, fast nicht mehr hörbar, das monotone Murmeln des Fernsehers, der neben einer Vitrine mit Goethe-Devotionalien stehend Besucher vermittels des Nachrichtenmagazins der Deutschen Welle begrüßt. Irgendwo Vögel. Der Pool im Garten ist leer.
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Bevor Eckstein mir den braunen Umschlag in die Hand drückt, sprechen wir sehr lange über Christian Kracht.
Göteborgs Konstmuseum
José González
David Horvath
via pony.exe
Bin sehr, sehr angetan von ihrem Blog, würde ihn gern mit dem meinen verlinken. Ist’s recht?
Bittscheen. Wenn’s Ihnen a Freud macht.
Hinterhof, Backstein, Sommertag, ein Tisch, zwei Stühle, Kerze, überwachsene Fenster, Bier aus Plastikflaschen, keine Erzählung. Schrebergärten, Lesungen, Fahrräder, Sonnenbrillen, Wiesen, Flüsse, Kuchen, Kinder, ein Landgut. Keine Erzählung. Schweiß, ein ehemaliges Teppichfachgeschäft, Kicker, Getränkekästen, Tischtennisplatte, Plastikpool, Liegestuhl, libanese fingerfood. No narrative. Nachkriegsarchitektur, Schlingpflanzen, belegte Brötchen, der sich verirrende Ohrenberg, Kuba und Minze, Polyester, Preisträger. Pas de conte.
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In der Nacht kauften wir Wein und Zigaretten, draußen an der Ecke.
Warum der Link zu Prosanova? Hat er den Text Dollars & Cents dort eingereicht? Mit den Bildern?
Aber nicht doch. Wie kommt er denn auf sowas? Damit gewänne man selbst da keine Topfpflanze. Neinnein, der Zusammenhang ist ganz ein anderer. Wird aber nicht erklärt, hier. Weil nämlich: Kryptik is the new Verständlichkeit.
Dead Air Space
[...] Ich selbst trage auf meinem Bauch dunkle, unförmige Flecken. Das sind Brandflecken, die ich mir beim Tragen radioaktiver Leichen geholt habe. [...]
Alexander Kluge - Die Lücke, die der Teufel lässt
Wir sitzen auf dem Dach des Hochhauses, an der ersten Stufe der metallstrebenen Wendeltreppe, die außen am Gebäude lehnt. Hinter unseren Rücken spektakelt die Sonne, zwischen Traufe und Geländer, am leicht bewölkten Himmel, ganz uninteressant, irgendwie. Unter unseren Füßen, ganz weit, der Boden. Unter unseren Blicken die Häuser, die Bäume, die Straßen, die Menschen. In unseren Händen der Wein, in unseren Blicken die Welt. Auf unseren Lippen nichts als die Wahrheit, ganz erschreckend, irgendwie. Ich sei ein gefährlicher Offenbarungsmensch, sagst du. Du auch, denke ich. Was sonst, was denn sonst? Verstohlen blicke ich auf deine Gesten, höre deine Worte und verfluche die Zeit. Schon jetzt, ahne ich doch, was kommen wird. Und weiß doch nichts. Bald schon müssen wir gehen. Wir steigen die Wendeltreppe herunter, Maßnahme gegen deine Höhenangst, ich kommentiere die Blumen- arrangements, auf jedem Absatz. Bloß nicht schweigen. Als wir unten ankommen, möchte ich deine Hand nicht mehr loslassen. Ich tue es trotzdem und habe plötzlich das Gefühl, als ob gerade jetzt schon etwas stirbt, bevor es überhaupt leben durfte, ein bisschen. Gar keine Luft hat, irgendwie. Emotionaler Abort. Doch das ist natürlich nur das Nachhinein, sprechend im Hier. Jetzt. Ich blicke noch einmal nach oben, dann klettern wir über den Zaun.
How wonderful.
Yes, indeed. Unfortunately, I never was able to meet them in person. Death was against it.