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2006.03.10 | 6:20 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
A Heartbeat, in a Second

Hinter den Panoramafenstern der Nachbarn gegenüber flammt der offene Kamin als ob er sie gar nicht mehr erwarten kann, die Füße im Feuer. Noch ist kein überzeugendes Dunkel über den Dachfirsten, vielmehr ordnen sich bleierne Wolken, der Farbe nach. Ihr Habitus aber ist ein leichter, ihre Bewegungen sind schnell. Ungeachtet üben sie, Monument zu sein. Als jemand am Bahnhof heute wieder das Tageslicht erklomm, überfiel ihn abermals der Gedanke, wie schön es doch wäre, hassen zu können. Jemanden. Stattdessen aber formulierte sich ein Satz, ungesagt, in Gedanken auf dem Bahnsteig, eine Aussage, ein Gedicht: „Ich hasse dich, weil ich dich nicht hassen kann. Und auch nicht dich vergessen.“ Vor dem Fahrplan, am Rande der Dinge. Jemand geht um, damit, und es mit einem, und doch weiß die Konstruktion, dass eigentlich niemand anders damit zu tun haben kann als sie selbst. Noch ein Glas, noch ein Wort. Agnus Dei. Wie nur ist der schreckliche Verdacht der Inszenierung abzuwenden? Wie nur sind diese Wangenknochen wiederzufinden, und der leichte Überbiss? In der ihr eigenen Ordnung. Die Phantasie der letzten Sekunden. Die große Kornblumenhalde (Kathedrale) der Augen. Die Verheißung der langen Finger. Die Weigerung, Illusionen zu benennen. Kammerflimmern.

Don't hold yourself like that
You'll hurt your knees

COMMENTS

1 - posted by Volker Maisel | 2006.03.10 | 8:41 pm

Kohle – so etwas sollte er mit Kohle zeichnen. Im arrivierten Stil.

2 - posted by cato | 2006.03.11 | 8:29 pm

Schlagen Sie mal der Frau Berg Teil zwei von „Und ich dachte es sei Liebe“ vor, diesmal mit Abschiedsbriefen von Männern. In jenem ersten beeindruckt mich noch immer der Brief von Else Buschheuser: „Fahr zur Hölle – und wenn du dort bist, warte auf mich.“ Und schreiben Sie Abschiedsbriefe, für sich selbst, immer und immer wieder. Oder doch einfach nur Trampolin. Kammerflimmerersatzhandlung.

3 - posted by Volker Maisel | 2006.03.11 | 8:42 pm

Jetzt wird’s aber ziemlich kryptisch. Der Text war schon fordernd und schwierig – aber man kann sich Bilder dazu machen. Daher meine Anregung. Was hat aber Frau Berg damit zu tun?

4 - posted by cato | 2006.03.11 | 9:57 pm

Frau Berg hat oben genanntes Buch herausgegeben, das, gerade weil sie sich auf eine Herausgeberschaft mit kurzen Texten mittendrin beschränkt, ziemlich gelungen ist. Und wie ich meine passt. Zum Abschied, den man finden möchte, aber nicht kann.

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