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zak
Befindlichkeiten


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2006.11.19 | 2:58 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Beschädigte Ware

Ich kann noch immer Deine Hand spüren, auf meinem Schulterblatt, wie Du sie an diesem letzten grauen Morgen dort ablegtest, sanft und warm nach alle der Kälte und Entfernung. Ich weiß nicht einmal, ob Du wach warst oder schliefest, ob diese Berührung mich gemeint hat oder den Anderen suchte, im Traum; diesen gesichtslosen Anderen, den ich noch nicht einmal verfluchen kann. Weil ich ja weiß, dass niemand etwas dafür kann, am wenigsten er. Was würde es schon ändern? Ich lag ganz still da und wagte fast nicht zu atmen, aus Angst, etwas zu tun, das dieses scheue Tier der Nähe wieder vertreiben könnte. Dann griff ich vorsichtig hinter mich und legte meine Hand zaghaft auf Dein Knie. Keine weitere Bewegung mehr, nur lautloses Atmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schlief ich wieder ein, und das war es dann auch schon. Eine unwirkliche Woche zuvor dachte ich noch, dass es tatsächlich ginge, dass wir uns wirklich festhalten könnten, dass diese Umarmungen nie enden würden und dass niemand mehr aus dem Leben fallen müsste. Nie wieder. Dass so etwas eine reale Möglichkeit sei. Später dann an diesem schadhaften Sonntag stand ich minutenlang vor einem Fahrkartenautomaten am Hauptbahnhof, schon wieder, unfähig, auch nur eine Taste zu drücken. Im Zug regnete es und ich hatte keinen Schirm bei mir.

[...] Wenn aber eine List der Dialektik will, dass in dem jedes Subjekt zerstörenden Text doch ein liebenswürdiges Subjekt sei, so ist dieses Subjekt doch verstreut, wie Asche, die man nach dem Tode in alle Winde streut (der Urne und der Stele als handfeste geschlossene Gegenstände und Schicksalsträger stehen die Splitter der Erinnerung gegenüber, die Erosion, die vom vergangenen Leben nur ein paar Furchen übriglässt): wäre ich Schriftsteller und tot, wie sehr würde ich mich freuen, wenn mein Leben sich dank eines freundlichen und unbekümmerten Biographen auf ein paar Details, einige Vorlieben und Neigungen, sagen wir auf "Biographeme", reduzieren würde. [...]

Roland Barthes - Sade, Fourier, Loyola

2006.11.18 | 11:40 am | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Ostern?

Helmut

Helmut

Klaus

[...] I wonder if the horse lies down to sleep, will it choke in the fog? [...]

Yuri Norstein - Hedgehog In The Fog

2006.11.17 | 7:27 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
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Andere für sich reden lassen. Nicht an sich halten können und es trotzdem tun. Immer wieder, immer wieder, die Getränke vor Sonnenaufgang, das Ausleeren von Behältnissen und die guten Absichten, die alle wieder verschwunden sind, im Grau der Worte und des Morgens. Ganz vorsichtig stecke ich mir Schnee in den Mund, damit man meinen Atem nicht sieht. Ganz ohne Frage wird es noch etwas anderes geben. Ganz ohne Frage ist es nicht mehr adäquat, die Orientierung zu verlieren. Ganz ohne Frage darf man nicht mehr an Beschwörungen glauben. Die Berge und das Leben unter den Abhängen. Die Frequenzen des Stillstandes. Die Widerwärtigkeit der Metaphorik. An sich gibt es kein Halten.

COMMENTS

1 - posted by Lys Ann | 2006.12.06 | 9:55 am

Wunderbar!

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2006.11.17 | 7:22 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Déjà vu

2006.11.15 | 8:15 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Outre-Manche

Man hat von mir geträumt, wurde mir gesagt. Ich sei in Begleitung einer freundlichen, unglücklichen und langhaarigen Dunkelblonden gewesen. Zudem spielten ein altes Segelschiff aus Mahagoni, ein Sturm sowie ein alter karminroter Bademantel aus Frottee eine Rolle. Und diverse Flughäfen.

2006.11.14 | 8:24 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Die strukturalistische Tätigkeit

Was ist denn noch zu sehen? Gegenüber also die grob gemauerte Wand aus unverputzten grauen grobkörnigen Baumarktquadern, oben darauf in eine dünne Schicht Mörtel eingelassen die obligatorischen Glasscherben, abgebrochene Flaschenhälse. Dahinter die Vegetation, kleine und größere Palmen recken ihre Hälse, man sieht die Ecke eines Daches. Hinter dem Grün dann, hinter der ersten Schicht, erheben sich die hässlichen Waschbetonkolosse, die immer wieder an die Gebäude aus Full Metal Jacket erinnern, mit den Spuren und Bahnen, die Schmutz und Rost bei jedem Regenguss erneut auf ihnen hinterlassen, eingraben und vertiefen. Die Wäsche, die auf den elenden Balkonen niemals richtig trocken wird, die verkrüppelten Fernsehantennen, das bunte Plastikspielzeug. Das Auge des Betrachters.

#

Was mich interessiert, und das nicht zu knapp, ist das Verderben.

2006.11.12 | 1:04 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
The Ship That Sailed To Mars

Eins

Zwei

[...] But harmless were these joys, for nothing here was real, and all was dim and mystic, and not more clear than the romantic memory that our Earth holds of all these desperate men. [...]

2006.11.11 | 11:57 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
^

I’ve left the light on all night, but nobody came.

Nobody came and the military sent no assistance.

I`ve waited all my life, but nobody came.

Nobody came.

*

2006.11.11 | 5:24 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Der letzte Satz. Karma. Ödipus. Mehr Licht.

Sure?

[…] Die meisten dummen hübschen Mädchen halten sich für smart und kommen damit auch durch, weil alles in allem die anderen Menschen auch nicht viel klüger sind. […]

Louise Brooks

COMMENTS

1 - posted by KaiLehmann | 2006.11.13 | 6:17 pm

Ich hatte die Augen anders in Erinnerung. Aber sonst stimmt alles. Und umhimmelswillen Frau Brooks, weswegen sollte mann auch schon klüger sein (wollen) als dumme hübsche Mädchen? Die haben einen Status des Seins erreicht, von dem beständig träumt: derKai

2 - posted by zak | 2006.11.13 | 10:19 pm

Aber aber, Herr Lehmann, Sie heißen doch gar nicht Herr Lehmann. Trotzdem haben Sie natürlich vollkommen recht. Bleibt es bei Mittwoch?

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2006.11.11 | 12:39 am | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
…may appear closer than they are

Nahe des Fernsehturms, dessen zunächst unlesbare, nachtwärts blinkende Uhr immer wieder gerne erklärt wird, wie so vieles andere auch, atmen Entlüftungsschächte ruhig in die erste Kälte des kommenden Herbstes hinein, auf der anderen Seite der Brücke entstehen verrätselte Katakomben, die einst Transportwege sein wollten. Die Botoxmumien an der Rheinpromenade trinken Weißweinschorle, Klappschilder beschwören die Abwesenheit von Flussmonstern und in der fast skandinavischen Abenddämmerung verschwimmen die Fußgänger und die, die auf Rollen sind, die Menschen und die Tiere, die Gebäude und der Himmel über ihnen, die Paare und die, die einsam sind, und auch alles dazwischen zu einer be(d)rückend schönen Melange und man weiß gar nicht, ob die Wärmefetzen in der Luft von den letzten, sterbenden Tagen des Altweibersommers kommen oder doch von den Terrassenstrahlern, die wie starre Riesen zwischen den langen Reihen verschiedenfarbiger Monoblocks Wache halten, unter großen eckigen Schirmen, die behütend und aufrecht still stehen. Oder ob das alles gar nichts mit all der toten Materie zu tun hat, oder den Seelen der Gegenstände, sondern natürlich (doch nur?) mit der charmanten, traurigen, tollen und schrägen Begleitung, und den vielen Wünschen, die tatsächlich alle in Erfüllung gehen können, wenn man denn nur nicht die Bereitschaft verliert, zu glauben.

Die Hand, die nicht ergriffen wird, legt sich stattdessen schmerzhaft und kalt um das eigene Herz.

Edvard Munch mag seinen Projektor unverändert sehr.

Wiederholendes Motiv dieser Stadt: Obst und Küsse.

[Romantik.]

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