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zak
Befindlichkeiten


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2007.10.14 | 9:36 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Via Vienna

[...] Die Abwesenheit dauert an, ich muß sie ertragen. (...) Die Abwesenheit wird zur aktiven Praxis, zur GESCHÄFTIGKEIT (die mich hindert, irgend etwas anderes zu tun); es kommt zur Ausarbeitung einer Fiktion mit vielfältigen Rollen (Zweifeln, Vorwürfen, Anwandlungen von Begierde und Melancholie). Diese sprachliche Inszenierung hält den Tod des Anderen fern. [...]

Roland Barthes - Fragmente einer Sprache der Liebe

COMMENTS

1 - posted by lliered | 2007.10.19 | 10:31 am

ja, morvern callar ist ein film, der mir lieb ist. den soundtrack hab ich mir damals ganz mühsam zusammengesucht. bin froh, dass man inzwischen alles auf youtube ausgraben kann. ich bin deshalb wieder drauf gekommen, weil samantha morton auch in corbijns „control“ mitspielt.

2 - posted by zak | 2007.10.19 | 11:09 am

Den Film selbst habe ich noch gar nicht gesehen. Mich hat nur die Stimmung, die ich in diese Szene hineinlas an vieles erinnert, das ich bislang erst selten in der Kombination von bewegten Bildern und Musik finden konnte. Bäh, welch Akademikersprech. Anders gesagt: I am moved and touched, still. Danke dafür. Außerdem spielt Wien in diesem Kontext noch mal eine ganz eigene Rolle. Aber das ist eine andere Geschichte.

3 - posted by lliered | 2007.10.21 | 2:58 pm

nicht doch, j’adore le akademikersprech qui hier vorherrscht.

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2007.10.12 | 12:48 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Der Positivismus beschädigter Blutgefäße

Der Blick aus dem Zugfenster zeigt eine junge blonde Frau auf einem Fahrrad, in der rechten Hand am Lenker eine Papiertüte vom Bäcker; sie war also Brötchen holen. Es ist früher Samstagmorgen und zwischen dem Grün steht dichter Nebel. Die Sonne wird erst kurz darauf zum ersten Mal hervorbrechen.

Hieße man Jules, Truffaut oder Hölderlin, so müsste von einer hellenischen Statue oder einer Göttin gesprochen werden; wäre man Kelvin, so von Reyha; Hoffmann, Olimpia, Spalanzani; das Gemälde, das Poe im Schlafzimmer dieses italienischen Schlosses halluzinierte. Bella Donna.

Wieder gesehen wird diese junge Frau jedoch höchstwahrscheinlich niemals mehr, und selbst wenn, nicht als selbige (wieder-) erkannt werden. Eine tragische Figur also, nicht sie, sondern [ich], sowohl im literarischen als auch soziologischen Sinne, nämlich in dem Maße, in dem die Augen sehen und die Neuronen arbeiten und Blut gepumpt wird. Sie, die nichts von den Blicken weiß, wird bald zurück in ein warmes Federbett schlüpfen, einig warme Haut an warme Haut verbringen, sich dem beobachtenden Blick längst entzogen habend, der beschreibend die eigenen Welt auf das anwendet, was ihn umgibt.

[Ich] hingegen fahre weiter mit diesem seltsamen Zug, Tag und Nacht, bis Christian Anders endlich frischen Kaffee bringt oder das gesamte Schienennetz von einem gewaltigen Brocken Metaphorit zerschlagen wird.

2007.09.20 | 4:13 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
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Everyone wants to be found.

[Implikationen]

EDIT: Ich weiß jetzt, was er ihr ins Ohr flüstert, am Ende.

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1 - posted by maike | 2007.09.20 | 9:12 pm

Ebendieses?

2 - posted by zak | 2007.09.21 | 4:38 pm

Nein, das möchte ich hier nicht verraten. Dir aber schon, dann.

3 - posted by maike | 2007.09.21 | 7:39 pm

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2007.08.12 | 11:00 am | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
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Einsame, Überforderte; emotionale Sisyphosfiguren.

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Find an appartment to rent on Long Island.

2007.08.02 | 11:17 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Geist und Berg

Er sprach nicht darüber. Was hätte er auch sagen sollen? Die Bilder wurden gekauft, weil sie gut waren. Weil sie handwerklich gut waren und weil sie in ihrer angenommenen Nachträglichkeit mindestens ebenso gut funktionierten wie sie als das funktionieren würden, was sie wirklich sind. Vielleicht sogar besser.

Wie es sich anfühlt, für das Subjekt. Ist das nicht die eigentliche Leistung, dies einfangen zu können? Subjekt? Wie recht Sie doch haben, Frau Berg. Die Wurzel allen Übels, die Individualität. Wie viele Wege der Zuneigung gibt es, wie viele Arten von Liebe?

Du kannst plötzlich fliegen, tatsächlich, und es funktioniert einmal, zweimal, und dann plötzlich nicht mehr. Wie geht man damit um? Zunächst damit, dass das gesamte Weltbild nicht mehr stimmt, die Verwunderung darüber, dass es doch so etwas gibt, dass doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde blablabla – und dann noch das andere, das zweite, die Frage dann plötzlich: Ist dies nun wirklich passiert? Und wieso ist es wieder weg? Was ist hier geschehen?

Es ist so verdammt klassisch – Du siehst dieses Bild und danach ist alles anders. Was hast Du gesehen, an diesem Abend? Was hat dieses Bild mit Dir, mit UNS gemacht?

Ich werde durch Deine Stadt gehen und Du wirst nichts davon wissen.

2007.08.02 | 4:16 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Sag kein Wort (We’ll meet at the Surrowgate)

Ob es feucht war, an diesem Abend? Es fühlt sich so an. Als ob es Regen gab. Dabei war es natürlich nur die Luftfeuchtigkeit, die Regenzeit lange vorbei. In den wassergefüllten Gräben, die die alte Stadt durchädern, schillerten bunt leuchtende Drahtfiguren, bizarre Schmetterlinge, Schnecken, großäugige Kinder. An der Innenseite des Plastikdaches unseres TukTuks ein Aufkleber, der für eine Shooting Range warb. Im Kino war es kalt, wie immer, unsere klammen Kleider halfen uns nicht. Wir vergruben unsere nackten Füße unter unseren Körpern, auf den weichen, dunkelblauen Sitzen. Außer uns nur ein älterer Herr im Saal, weit hinten. Gemeinsam standen wir stramm, als die Nationalhymne erklang. Die Bilder aus dem Leben des Königs waren noch andere, kein Pixelgetöse, keine überengagierte Agentur. In der Nacht falsche Blumen und warmes Fleisch. Die Sanftheit in den Augen der Menschen, auf den Straßen, im Neonlicht, ist eine ganz andere als das stumpfe Starren der Tiere, die nichts ahnen können, von all dem.

Siehe auch: Die Tätigkeit des Gefechtsschreibers.

[...] Zuckerguss, Energieerhaltungssatz, Zungenkuss in Schäferstunden – alles, alles, alles wird neu erfunden. [...]

Einstürzende Neubauten – Alles

2007.07.24 | 11:33 am | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Ihr saht ihn nicht im Glücke, als Scharen ihm gefolgt

Man muss in den Tempel gehen und man muss es laut aussprechen. Man muss die Worte und die Zeichen in das weiche Metall ritzen, es mit sanften Fingern ohne Zittern rollen, nach hinten reichen in die Hand der Botin, die Nachts zu der Mauer gehen wird, zur Brandmauer, um dort den Spalt zu befüllen, auf dass aus Metaphysik Physik werden wird. Selbst bei herausquellenden Gedärmen noch hat Newton seine Gesetze im Spiel.

Vielleicht liegt es daran, dass wir uns auf sehr verschiedene Art sehr ähnlich sind.

2007.07.22 | 6:23 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Wo sind die Drähte?

Wir leben draußen, auf den Hügeln, vor den Toren der Stadt. Tesla hat die gesamte Siedlung elektrifiziert, damit wir bei Bedarf die Generatoren nutzen können. Sehen Sie, gleich gehen die Lichter aus, unten im Tal. Man kann es gut sehen, von hier oben aus. Ängstigen Sie sich nicht, es ist nur ein kurzer Moment der völligen Dunkelheit. Nirgends kann die Nacht so vollkommen sein wie hier. So scheint es mir zumindest manchmal. Sehen Sie, nun hat man den Garten entzündet. Schauen Sie nicht so, muss ein Garten denn aus Pflanzen bestehen? Auch dieses Arrangement hier verdient eine solche Bezeichnung. Wussten Sie, dass man aus den Sekreten gewisser Käferarten eine Flüssigkeit gewinnen kann, die bei nahenden Gewittern zu leuchten beginnt? Oder wenn man sie unter ein bestimmtes Maß von Spannung setzt. Wir haben die Außenwände des Gästehauses damit gestrichen, vielleicht werden Sie es noch sehen können, es wurde schlechtes Wetter gemeldet. Kommen Sie nun, ich führe Sie hin. Der Garten wird auch noch in den kommenden Nächten da sein. Wenn Sie sich erfrischt haben und umgezogen, kommen Sie hinüber ins Haupthaus. Tesla erwartet Sie. Und bitte denken Sie daran: Für das Geheimnis interessiert sich niemand, nur für den Effekt, den man mit ihm erzeugen kann.

2007.07.19 | 4:09 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Continuity

Für einen kurzen Augenblick das Gefühl gehabt, dass das Sekundäre gestorben ist und nun ein reines, ausschließliches In-der-Welt- und In-den-Dingen-Sein es abgelöst hat (Filter on/off), welches die Gleichzeitigkeit nicht nur denken, sondern auch leben kann, so wie sie Foucault in der „Vorrede zur Überschreitung“ schildert. Mit einem „Ich“, das auf der unsichtbaren Linie des Grenzbegriffs steht und gleichzeitig in Bewegung ist, das Einfaltung ist und Ausfaltung, und nicht das, was das Schwarze glaubt, für das Weiße zu sein. Dann ein Rundreiseticket für ganz Europa gekauft, in den Zug gestiegen und als Bill Murray verkleidet mit Blumensträußen in den Händen vor vielen Türen gestanden, hundeblickig und zugleich bewusst, fokussiert und getragen. Sehr schnell festgestellt, dass Foucault ebenso recht wie unrecht hat (was schon vorher zu wissen war). In der Bahnhofsbuchhandlung auf dem Weg zum Flughafen den kompletten Kierkegaard gekauft und wieder zurück nach Tokio geflogen. Dort für den Rest des Lebens in den Hotelpool gelegt.

2007.07.17 | 3:07 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Sommer, groß

Wir saßen in Weimar, am Theaterplatz, natürlich tranken wir Pastis, ein paar Mützenmännchen mit Skateboards übten sich auf der Freitreppe und mein Fuß tat weh. Wir warteten auf Thomas Bernhard und mein Großvater war gestorben, ein paar Tage zuvor. Ich war nicht auf seiner Beerdigung, weil es keine gab, kam aber trotzdem von Zuhause, wo ich Photos von seinem Benz gemacht hatte, der möglichst schnell verkauft werden sollte. Ich habe keine Lust mehr auf Theorie, sagte ich, und ich weiß nicht, ob Du mich verstanden hast. Ich war so verliebt wie noch nie in meinem Leben, zumindest glaubte ich das und vielleicht stimmte es auch. Mein grundsätzlicher Geisteszustand war der eines Blödsinnigen und ich hatte tatsächlich eine Flasche Wein in meiner Tasche, und Plastikbecher. Irgendwann später sagtest Du mir, dass ich unerträglich gewesen sei, an diesem Tag, und Du schon am Bahnhof überlegt hattest, mich einfach stehen zu lassen.

In unseren Taschen hatten wir beide das gleiche Buch: Fragmente einer Sprache der Liebe.

[Mémoires involontaires. Fetisch Glück. Ethik der Erinnerung.]

[...] Gesucht und gefunden, in der Einsicht verbunden: Du gibst, was du brauchst, ich glaub, was ich seh - endlich mal etwas, das ich fast versteh. [...]

Kettcar - Balu

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