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zak
Befindlichkeiten


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2010.11.07 | 2:55 am | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Langue/Parole

[Ich] kann das alles nicht verstehen, und [ich] kann das alles nicht fassen, all die Ebenen, und Schichten, und die Sinnlosigkeit der Worte und die Erinnerung und die Hoffnung, den Glauben und die Gedanken und die Nichtigkeit und die vollkommene Großartigkeit, wie soll man das nur sagen, wie soll man dessen nur habhaft werden – aber muss man das überhaupt?

Nackte Füße auf dem Waschbeton der Terrasse, vorhin noch die Finger an den Cocktailgläsern, die Worte an den Gedanken festgesaugt, der Rauch, die Gesichter, und den ganzen Tag durch die Stadt gefahren – mein Gott, bin [ich] betrunken.

Sag, [ich] weiß, das alles ist überflüssig und ist es nicht, doch das Wahrhaftige ist ganz woanders, und [ich] weiß, wo es sich versteckt. [Ich] habe nichts mehr zu verbergen, [ich] sah dies alles, und [ich] weiß auch, was noch weiter sich verbirgt, hinter den Gesichtern und den Muskulaturen und den Geräuschen des Lachens und der Liebe. Nichts mehr wird sich verstecken können. Und alles bleibt unerkannt.

Im Bereich des Barocken schloss man mit Magna cum laude ab. Im Bereich der Liebe bleibt das Unerkannte. Zeig dein Gesicht, in Dunkelheit. [Ich] kann es sehen, das alles.

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1 - posted by dust | 2010.11.09 | 12:10 am

[Ich] bin begeistert.

2 - posted by zak | 2010.11.09 | 9:14 am

Das freut [mich].

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2010.10.15 | 8:55 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Work in Progress [I can guide a missile by satellite]

Was eben dort üblicherweise so herumsteht, was man so braucht: Eine Fahne mit Parolen, eine Videokamera, ein stumpfes Messer, eine Kanne Tee.

Natürlich hat sich auch hier nun eine eigene Mythologie entwickelt, ein Heldentum. Eine Sage vom Widerstand, vom Geist der Résistance gegen die Besatzer. Bagdad ist gar nicht so weit weg von Paris, Teheran noch viel weniger.

Und doch ist es ebenso beliebig, wie die Welt es ist.

Wer wischt eigentlich immer das ganze Blut weg? Wer putzt in den Armeelagern? Wie lächerlich man aussieht, mit diesem Helm auf dem Kopf und der Uniform. Der Blick in den Spiegel. Der Gang unter die Dusche in kompletter Montur.

Menschen, diese etwas besser organisierten Affen.

Dieser Krieg, diese Wirklichkeit, ist ein surreales Konstrukt, eine Welt und Umgebung, in der die eigenen Codes nur begrenzt gültig sind, ähnlich den Umständen, in denen sich Colón plötzlich wieder fand, als er das Eigene, Europäische wie selbstverständlich auf das Andere, Südamerikanische anwenden wollte, ohne auch nur auf die Idee der differenten Kultur und des differenten Weltbildes zu kommen, kommen zu können – zu zentrisch, zu katholisch war alles, was er Denken hieß.

Hier draußen jedoch funktionieren nur die Basics, die Physik also, die Biologie und somit der Tod.

Ich wische das Blut von der Uranmunition und trinke danach eine Caprisonne. Wenn man einen Platten bei Haditha hat, sollte man kurz vorher nicht den Kreuzschlüssel nach einem Einheimischen geworfen haben. Karma. Willkür. 500.000 Pfund, tot oder lebendig.

Das Tagesgeschäft abstrahiert sich von der Politik und hat eine Eigendynamik des Hinnehmens des Vorhandenen, Gegebenen entwickelt, wie es immer ist bei längeren Konflikten. Die Absurdität hat sich verlagert, ist weniger vage geworden, viel alltäglicher. Das hat natürlich auch etwas mit dem Blick zu tun, mit der Perspektive – as usual, siehe Colón.

I can guide a missile by satellite.

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1 - posted by Natur und Kultur | Paragraphien | 2012.11.25 | 4:37 pm

[…] Siehe auch: Die Angst vor den Barbaren / Das Problem des Anderen / Befindlichkeiten […]

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2008.07.27 | 4:43 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Strategien der Beglaubigung

Vor der Hagia Sophia eine afrikanische Reisegruppe, deren farbenfrohe Gewandnisse wunderbarst mit der Mosaikenausstellung im linken Seitenschiff harmonieren. Aus einer der Baugruben direkt vor dem Hauptportal wird ein wenig tausendjahrealter Staub aufgewirbelt, der kurz zwischen dem Wachpersonal umherwindhost. Ein lichthaariger Engländer mit einem sehr großen Objektiv sucht abenteuerliche Einstellungen und verrenkt sich hinter meinem Stuhl, fällt fast um. Von einer der Eisbuden vor der Umzäunung her erklingt „I Love You Baby“, gefolgt von lokaler Folklore. Ich frage mich, ob ich hinein gehen soll.

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Ob es wohl möglich ist, für längere Zeit an einem Ort zu leben, der keine Küste hat und kein Meer?

In 1911 the governor of Istanbul ordered the stray dogs in the streets to be gathered and deposited to Sivriada, but a severe earthquake which immediately followed the event was perceived as "a punishment by God for abandoning the dogs" and they were transported back to the city.

2008.05.22 | 11:45 am | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Kontaktabzug

In Grasse, ja, in Grasse…

[Einige Versuche über die Flüchtigkeit]

Wollte man versuchen, von der Schönheit zu sprechen, –

„Eine Geschichte? Charlie Chaplin hat einmal auf einer Charlie-Chaplin-Doppelgängerveranstaltung in Monte Carlo den dritten Platz erreicht. Das ist eine Geschichte.“

2008.05.01 | 11:27 am | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Distraction

– Scheiß auf die dritte Person.
– Hong Kong, Halsschmerzen, die Türme, die Fähre, der Weg den Berg hinauf.
– Die Erzählperspektive des Geistes. Nicht eines Geistes. Auch wenn… [Wenn.]
– Fluidum. Wie alle Texte zuvor, nur das Fehlende, der Zirkelschluss –
– War das denn wirklich so?
– Beschreiben. Die kleine Form ist die große Form.
– Wie entscheidend wohl die Größe der Notizzettel ist?

Die inneren Strukturen des großen Betonbaus entsprachen nicht im Geringsten dem Eindruck, den seine Fassade machte, grob und großflächig strukturiert, eindeutige Linien, durchsetzt von riesigen Werbetafeln und Neonbuchstaben,

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am Fuß der Konstruktion die Schaufenster der Schmuck- und Elektronikhändler, die sich von dort aus entlang der gesamten Nathan Road erstrecken, bis hinunter zum Meer.

Es waren unglaublich große Hoffnungen, die wir in uns alle setzten.

Follow the yellow brick road

EDIT: [And give it some time to load.]

2008.04.08 | 1:07 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Cedez le passage

Die Käfer-Lounge im Flughafen Köln/Bonn, in der man ab und an bunte Plastikbälle im Essen findet, und manchmal auch schreiende Kinder, weil das sich auf der Ebene darüber befindliche Bällchenbad des Kinderspielplatzes nicht immer ignorierbar ist, weder akustisch noch haptisch.

Die Air France serviert Champagner und frische Croissants. Die Sonne über dem Flugfeld, die sandfarbenen Gebäude, der Schmutz, der Hinterhof, die Wäsche und die Luft, jede Minute die Luft, jede Sekunde, Salz, immer wieder, die Möwen, die im stahlblauen Himmel stehen, über den Schindeln, den Kaminen und den Antennen. Der Kamin im Zimmer, der Kamin in der Küche, die Handtücher und die Wäscheleinen, das rostige Metall, das Gebäude am Hang, über der Stadt, in dem du Bücher sortiertest, die Kiesel im Hof, der helle Staub, die Säulengänge, die Kirche, der Tee und das Minzwasser, die Berge und die zerklüftete Küste, deine weichen Knie, der Verrat und die Träume, die Angst und das Spiel […]

– ich versuche, die Erscheinungen zu verstehen.

Später dann wird all dies ein Buch sein. Nicht mehr und nicht weniger.

[...] Ich bin ungerecht, jähzornig, eitel, unduldsam, selbstbezogen, arrogant, nachtragend, vorlaut, sicherheitsbedürftig, besserwisserisch, zu wenig hilfsbereit, intolerant und leicht verletzbar - und unternehme nichts dagegen, weil es sich um Eigenschaften handelt, die allesamt der Kunst förderlich sind. Mein Ich ist ein Projekt, kein Mensch. [...]

Helmut Krausser - Oktober, November, Dezember

2008.03.25 | 7:38 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Palimpseste

Es ist nicht so, dass man vergessen könnte, wie das Meer riecht, im Hafen von Marseille, oder die Beschaffenheit des Windes, der das Salz die Canebière hinauf trägt, es mit all den anderen Partikeln melangiert; Asphalt und feuchte Zeitungen, die Reste von den Marktständen, Fruchtsäure, Essig und Artischocken, glasige Augen und zertretene Tomaten, die Erinnerung an die Texte, die geschrieben wurden, an die Blutplättchen, den Sand und die Haut, an Schuppungen, Häutungen; Emotionspeeling und Gerberei, an das nicht zu Entfernende, an die Reste, die Substanz […]

– über allem die Sonne wie eine metallene Glocke.

Der Anfang einer Geschichte, die schon zu Ende ist, ohne ein Ende zu haben, irgendwo am Rand der kreisförmigen Ruinen, wissend, dass alle Beteiligten in gleichem Maße von einem anderen geträumt werden.

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1 - posted by sunny | 2008.04.08 | 12:23 am

Das, was mir Marseille bedeutet…

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2008.01.14 | 9:18 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Phenomenology

[...] He asked himself: What is a woman standing on the stairs in the shadow, listening to distant music, a symbol of? [...]

James Joyce - The Dead

2007.11.11 | 1:33 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Der Flug des Pfeils

Das Biographische funktioniert und existiert nicht, weil das Subjekt eine Konstruktion ist, eine Erfindung und Setzung, etwas, das „Einheit“ sagen soll, aber niemals sein kann. „ICH“ ist kein anderer, „ICH“ existiert nicht – höchstens als ein hundertstimmiger Chor, gefangen in den Grenzen der Sprache.

Die Bewegung des Textes also kann niemals die des Autors sein. Nur manchmal scheint es uns, als sei ein Echo der Stimme des Diskurses zu vernehmen, vielfach gebrochen durch die Masken der medialen Repräsentierung, das uns wissen lassen will, dass das Bezeichnende niemals das Bezeichnete ist.

Im Rücken des Königspaars hört man eine Türe klappen. Der Referent ging soeben ab, ohne sich zu verabschieden.

2007.10.27 | 5:02 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Du Même et de l’Autre

Es gibt ja nur so viele Bücher, soviel Text, soviel anscheinend lesbare Welt aufgrund von Hilflosigkeit. Man kommt ja schließlich nirgendwo an. Je mehr produziert wird, desto mehr zeigt sich diese Hilflosigkeit, die weder Anfang kennt noch Ende. Annäherung vielleicht, Erreichen niemals. Ahnungen.

[…] Und indem ich Roussel einen schwachen Teil dessen gebe, was ihm geschuldet wird, verwende ich das Wort „Tisch“ in zwei übereinanderliegenden Bedeutungen: als vernickelten, gummiüberzogenen, weiß eingehüllten und unter der gläsernen Sonne, die den Schatten verschlingt, glänzenden Tisch, dort wo für einen Augenblick, vielleicht für immer, der Regenschirm die Nähmaschine trifft; und als Tableau, das dem Denken gestattet, eine Ordnungsarbeit mit den Lebewesen vorzunehmen, eine Aufteilung in Klassen, eine namentliche Gruppierung, durch die ihre Ähnlichkeiten und ihre Unterschiede bezeichnet werden, dort, wo seit fernsten Zeiten die Sprache sich mit dem Raum kreuzt. […]

Michel Foucault – Die Ordnung der Dinge

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