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2006.02.16 | 4:10 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Mikroschnitte, Exorzismus. Farewell.

Wir sitzen auf dem Dach des Hochhauses, an der ersten Stufe der metallstrebenen Wendeltreppe, die außen am Gebäude lehnt. Hinter unseren Rücken spektakelt die Sonne, zwischen Traufe und Geländer, am leicht bewölkten Himmel, ganz uninteressant, irgendwie. Unter unseren Füßen, ganz weit, der Boden. Unter unseren Blicken die Häuser, die Bäume, die Straßen, die Menschen. In unseren Händen der Wein, in unseren Blicken die Welt. Auf unseren Lippen nichts als die Wahrheit, ganz erschreckend, irgendwie. Ich sei ein gefährlicher Offenbarungsmensch, sagst du. Du auch, denke ich. Was sonst, was denn sonst? Verstohlen blicke ich auf deine Gesten, höre deine Worte und verfluche die Zeit. Schon jetzt, ahne ich doch, was kommen wird. Und weiß doch nichts. Bald schon müssen wir gehen. Wir steigen die Wendeltreppe herunter, Maßnahme gegen deine Höhenangst, ich kommentiere die Blumen- arrangements, auf jedem Absatz. Bloß nicht schweigen. Als wir unten ankommen, möchte ich deine Hand nicht mehr loslassen. Ich tue es trotzdem und habe plötzlich das Gefühl, als ob gerade jetzt schon etwas stirbt, bevor es überhaupt leben durfte, ein bisschen. Gar keine Luft hat, irgendwie. Emotionaler Abort. Doch das ist natürlich nur das Nachhinein, sprechend im Hier. Jetzt. Ich blicke noch einmal nach oben, dann klettern wir über den Zaun.


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