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Befindlichkeiten


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2010.10.15 | 8:55 pm | Notizbuch PERMALINK  |  TRACKBACK
Work in Progress [I can guide a missile by satellite]

Was eben dort üblicherweise so herumsteht, was man so braucht: Eine Fahne mit Parolen, eine Videokamera, ein stumpfes Messer, eine Kanne Tee.

Natürlich hat sich auch hier nun eine eigene Mythologie entwickelt, ein Heldentum. Eine Sage vom Widerstand, vom Geist der Résistance gegen die Besatzer. Bagdad ist gar nicht so weit weg von Paris, Teheran noch viel weniger.

Und doch ist es ebenso beliebig, wie die Welt es ist.

Wer wischt eigentlich immer das ganze Blut weg? Wer putzt in den Armeelagern? Wie lächerlich man aussieht, mit diesem Helm auf dem Kopf und der Uniform. Der Blick in den Spiegel. Der Gang unter die Dusche in kompletter Montur.

Menschen, diese etwas besser organisierten Affen.

Dieser Krieg, diese Wirklichkeit, ist ein surreales Konstrukt, eine Welt und Umgebung, in der die eigenen Codes nur begrenzt gültig sind, ähnlich den Umständen, in denen sich Colón plötzlich wieder fand, als er das Eigene, Europäische wie selbstverständlich auf das Andere, Südamerikanische anwenden wollte, ohne auch nur auf die Idee der differenten Kultur und des differenten Weltbildes zu kommen, kommen zu können – zu zentrisch, zu katholisch war alles, was er Denken hieß.

Hier draußen jedoch funktionieren nur die Basics, die Physik also, die Biologie und somit der Tod.

Ich wische das Blut von der Uranmunition und trinke danach eine Caprisonne. Wenn man einen Platten bei Haditha hat, sollte man kurz vorher nicht den Kreuzschlüssel nach einem Einheimischen geworfen haben. Karma. Willkür. 500.000 Pfund, tot oder lebendig.

Das Tagesgeschäft abstrahiert sich von der Politik und hat eine Eigendynamik des Hinnehmens des Vorhandenen, Gegebenen entwickelt, wie es immer ist bei längeren Konflikten. Die Absurdität hat sich verlagert, ist weniger vage geworden, viel alltäglicher. Das hat natürlich auch etwas mit dem Blick zu tun, mit der Perspektive – as usual, siehe Colón.

I can guide a missile by satellite.

COMMENTS

1 - posted by Natur und Kultur | Paragraphien | 2012.11.25 | 4:37 pm

[…] Siehe auch: Die Angst vor den Barbaren / Das Problem des Anderen / Befindlichkeiten […]


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