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2004.12.05 | 11:07 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Dekonspiratione

Heute Morgen um halb neun wurde ich auf meinem Sofa wach. Weiter hatte ich es nicht geschafft, als ich nach Hause kam. Ich zog mich aus, die Vorhänge zu und legte mich ins Bett. Ob mich vorhin dann ein Sonnenstrahl, der durch eine Ritze fiel, weckte oder der Nachbar, der seine Weihnachtsplätzen mit der Flex zuschnitt, kann ich nicht sagen. Und warum ich dann an Konstanz denken musste, das Konstanz des letztjährigen Sommers, kann ich noch viel weniger sagen. Ich hatte ein Zimmer unter dem Dach eine großen, alten Hauses gemietet, das direkt am See stand. Die Decke war so niedrig, dass ich nur gebückt umhergehen konnte und ständig musste man die gottseidank zahlreichen Fenster aufreißen, weil es so heiß war. So öffnete sich die kleine Dachkammer dem gesamten Umland und Berge, See, Luft und Landschaft lehnten sich hinein. Und ich lehnte mich hinaus, auf dem Fensterbrett, blickte auf die kleine Dorfstraße oder die Nachbarn, die auf ihren Balkonen und Terrassen Kaffee tranken, schrieb SMS nach Schweden und dachte über die Zukunft nach. Ab und an spülte ich mir den Schweiß vom Körper, in der Dusche, über der sich ebenfalls ein Fenster befand und wenn man es öffnete, ragte man als großer Mensch mit dem Duschkopf in der Hand aus dem Dach heraus. Ich fuhr über kleine Landstraßen, durch kühle Schattenflecken, in die Stadt, an den See oder zur Universität, unterhielt mich dort über das Schreiben und das Denken und fast wäre ich jetzt dort und nicht hier. Aber auf gewisse Art ist es ja auch so, nur anders, beinahe die gesamte Fakultät hier war vorher am Bodensee, ist auf geheimen Wegen mit ihm verknüpft. Selbiger hingegen wird sich dort nicht mehr fortbewegen, naturgemäß, die kleinen weißen Schiffe wird man weiterhin sehen und auch betreten können, man wird ins Museum gehen können und Wein trinken, zwischen Ausflüglern und Alteingesessenen, Grenzgebieten und Halbinseln. Wenn man denn kann. Und immer nach einem Sommerregen wird die Luft eine Verheißung sein, ein Versprechen. Wie auch anderswo.


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