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2004.07.23 | 10:55 pm | Ich >< Welt PERMALINK  |  TRACKBACK
Fensterbild

Am Nachtzug um die Häuser ziehen Gesichter vorbei, blass lächelnd. Vorm Fenster ist der Nebel schwarz-weiß, und die Landschaft versteckt sich hinter warmer Folie und Medikamenten. Auf dem Tischchen steht ein Glas mit stillem Wasser, das immer höhere Wellen schlägt, mit jedem neuen Passieren eines Türschwellenlandes. Der Farbfilm ist schon lange am Ende und dahinter zeigen die Szenen weniger und weniger Dinge, die wieder zu erkennen sind, stoßartig in schleichenden Blitzen. Es wird ein Abschied sein, ein fliegender Moment. Erst zu spät wird der Wert des Verlorenen erkennbar, so die Floskel an der Wand, in Rauputz genagt. Ich weiß schon jetzt, glaube ich. Ich werde mir eine Anleitung kaufen, bald, wenn man mir noch die Möglichkeit lässt, Dinge zu verbessern. Honigbrot. Zwischen den Rinden, die du hinter dem Schuhschrank sammelst, stecken geheime Botschaften, immer wieder. Du denkst, ich wüsste nicht davon, doch ich bin dir gefolgt, heimlich, ich habe gesehen, wie du deine schweißnasse Stirn im Fluss gekühlt hast und im Hinterhof die Tiere hypnotisiert. Es war eine helle Nacht, deshalb. Die zusammengerollten Zettel zerfallen zwischen den Fingern, wenn man sie gelesen hast, wie trockenes Laub. Der Dachs leckt sie auf, die Reste, mit seiner rauen Zunge, mit der er mich auch weckt, manchmal. Sein Fell riecht nach Zimt, und fast kann man nichts sehen, zwischen all dem Rauch.

[...] I am a camera with its shutter
open, quite passive, recording, not
thinking. [...]

Christopher Isherwood - Goodbye to Berlin


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