Schwän dich!

In Black Swan bin ich eigentlich nur aus Verzweiflung gegangen. Ballett interessiert mich nicht die Bohne. Wenn aber nun die zuckersüße Nathalie Portman in einem Film die Hauptrolle spielt und auch noch meine ewige Generation X Flamme Winona in einer abgehalfterten Nebenbesetzung zu sehen ist, gibt es aus Prinzip keine Ausreden. Erwartungsgemäß ist die Story scheißamerikanisch hochgejazzt und basiert (neben dem üblichen Dukannstesschaffenwennduesnurwillstmist) auf der vermufften Vorstellung, dass die fleischliche Vereinigung von Mann und Frau im Grunde böse ist. Noch böser, so lehrt uns der Film (und man spürt quasi in jedem Satz und in jeder Einstellung, dass dieser Film uns was lehren möchte, ja lehren muss) ist allerdings die gleichgeschlechtliche Lust, in diesem Fall festgemacht an einer abgrundtief gefährlichen lesbisch-oral-verdrogten Befriedigungsphantasie. Ganz Ying und Yang ist sie aber nun mal doch notwendig, um mit Hilfe eines brutal-französisch-sinnlichen Ballettmeister aus einem zuckerweißen Schwänchen ein pechschwarzes Federvieh zu machen, dass die Umwelt im Grunde nur wie auf einem LSD Trip wahrnehmen kann. Schließlich sind die Zeiten für Kunstschaffende hart und das luxusverwöhnte und dekadente Banker- und Galeristen-Publikum muss um jeden Preis am Champagnerpausenglas gehalten werden. Wer, bittesehr, sollte denn sonst für all die eng im Schritt sitzenden Strumpfhosen aufkommen? Dumm nur, dass sowohl das weiße, als auch das schwarze Schwänchen angeblich blutjung sein sollen. Und meine süße Nathalie kratzt nun halt doch schon (jaja, Vanessa: der hier geht an dich) die vollen Dreißig . Viel Schminke,  viel rosa Kuschelzeug, nachwachsende Federn, eine gute Kameraführung und ein kleinwenig Bulimie kaschieren zwar das Notwendigste – aber: Hallo?! Während dann so nach und nach ein Ballettklischee das Andere über die große Leinwand jagt, stellt der mit Cola (Zucker!) und Erdnüssen (Fett!) abgefüllte Zuschauer auf einmal fest, dass er sich bei allem Ärger nicht eine Sekunde lang langweilt. Denn Black Swan ist tatsächlich perfekt gemachter Grusel-Tanz-Pop – für Ballettlaien-Laien und pummelige Möchtegerntänzerinnen, die gern anderen Menschen beim große Ziele erreichen zugucken…  And the Oscar goes to ….  Feuilletonisten-in-den-Arsch tret.

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kleines Abendgebet

„Ihr Taugenichtse. Lasst uns weise ernüchtern.Lasst uns unbeteiligt und abgetrennt durchs Leben gehen. Lasst uns hochgemut und mit milder Ironie den Verlockungen des Ruhms, des Reichtums und des Tatendrangs widerstehen. Lasst uns stolz sein. Frei sein. Heiter und gelassen.“

(Eiseis)

Wo die l’Amour halt hinfällt

Der Auftragslover von Pascal Chaumeil ist in seiner französischen Leichtigkeit und Anarchie eine wunderbar geschwätzige Komödie, wie sie eben nur aus dem Land der Rotweintrinker und Weißbrotvertilger kommen kann. Der Plot ist eine lustige und vorhersehbare Persiflage auf das abgestandene amerikanische Auftrags-Mörder Genre. Hauptdarsteller Romain Duris spielt darin die Rolle des engagierten und idealistischen Profi-Frauenbeglückers so smart, witzig und konzentriert, dass man (vorausgesetzt man geht mit der richtigen Einstellung ins Kino) die ersten zwei Drittel des Films aus dem Kichern und Schmunzeln gar nicht herauskommt. Die Besetzung der gealterten und ausgemergelten Vanessa Paradis als Romains „mission impossible“ ist jedoch irgendwie echt schräg. Vor allem weil Miss Zahnfee auch nach X Jahren Ehe mit Johnny Depp schauspieltechnisch nun wirklich überhaupt nichts dazugelernt hat. Ihr allzu spröder Charme und die übers Knie gebrochenen Zwangsromantik im letzten Drittel des Streifens nimmt zu viel Fahrt raus: Unweigerlich vermisst man die bis aufs i-Tüpfelchen sitzenden Ideen und Sprüche und gähnt der glücklichen Vereinigung der beiden entgegen, immer im Bewusstsein, dass sich der  spritzige Romain mit der vertrockneten Vanessa garantiert bald tödlich langweilen wird, da sie (entgegen aller Behauptungen der Regie) tatsächlich viel besser zu ihrem faden Millionärsgatten passt. Aber wo die L’amour halt hinfällt, da muss eben auch olala sein. Egal. Reingehen. Viel Lachen und danach ein schönes Gläschen des  französischen Roten, dabei ein wenig mit der Liebsten rumknutschen und ein Zigarettchen. C’est la vie!

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Venus im Skorpion

„Würde man Ihnen sagen, dass Sie Ihr ganzes Leben mit einer Liebhaberin verbringen müssten, glauben Sie wahrscheinlich, Sie könnten sich auch gleich erschießen oder ins Kloster gehen. Keine Dramen? Keine Eifersucht? Keine blutigen Schrammen? Liebe ist doch kein Spaziergang, bei dem sich zwei Menschen an den Händchen halten und freundlich anlächeln! Eine Herausforderung ist das, ein Tanz auf dem Vulkan – alles oder nichts! Ihre Venus hat sich doch nicht zufällig die spannendste Ecke im astrologischen Tierkreis ausgesucht. Skorpion, das ist ein anderes Wort für Finsternis, Unterwelt, für Hölle. Aber das Prinzip Skorpion bedeutet auch Transformation. Wer hinuntertaucht in die tiefste Lust und Leidenschaft, wer den Mythos völliger Hingabe nachvollzieht, der geht nicht unter, sondern steigt strahlend, leicht und selbstbewusst wieder auf:  am anderen Ende des Tunnels ist Licht – und das wissen Sie auch!“

So geht das nicht.