Khyber Pass

H. und ich laufen zum dritten Mal in dieser Woche durch den IKEA Lichtenberg. Das Verrückte dabei ist:  mit H. würde man auch drei Mal die Woche über den Khyber Pass laufen. Ausgebildeter Einzelkämpfer, Scharfschütze, Fallschirmjäger. Wäre jetzt Krieg, man würde immer dicht hinter ihm bleiben, denn er hat diese Aura des Unbesiegbaren. Er ist kräftig und kompakt, alles an ihm strahlt Ausdauer und Durchsetzungswillen aus. Irgendwie weiß man: Der kommt hier raus, der wird sich nichts einfangen, egal wie hoch die Scheiße kocht. Es ist aber kein Krieg. Es ist Samstagvormittag,  IKEA Familientag. Und H. hat keine Kinder und keine Matratze und keine Bettwäsche. Die Hälfte seiner Möbel wurde ihm geklaut, das Geld ist ihm schon vor Wochen ausgegangen. Für Drogen, für Partys und Frauen. Vor allem aber für Drogen. Aber er lacht bloß, pariert lässig ein paar meiner Witzchen und zeigt auf eine kleine Blonde mit großen Brüsten. Was glaubst du, sagt er laut, wie geil die schaut, wenn du die von hinten nimmst. Und dabei lächelt er charmant, verdammt charmant sogar. Und wäre jetzt ein Krieg, dann wüsste man: Der kommt hier raus, ohne einen Kratzer. Es ist aber kein Krieg. Es ist ein Samstagnachmittag im IKEA Lichtenberg.

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