Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Noch so’n T-Minus-Zähler. Was zum Teufel? Wer gehört denn nicht dazu? Und was es wohl wird? Inzwischen vermute ich ja, die gründen mindestens einen Musiksender oder so.

Link | 8. Juni 2005, 17 Uhr 36


Das Abendlicht über der Bucht.
Die helle Festung über der Stadt und die Kuppeln.
Die dumpfe Vibration warmlaufender Diesel.

Link | 8. Juni 2005, 14 Uhr 39


[Ein furchtbares Deutsch fabriziert man manchmal.]

Link | 8. Juni 2005, 13 Uhr 04


Park Avenue, was?
Gruner + Jahr, was?
Neokonservative, was?

Liberale eh überall.
Neoliberale schimpfte der Depp, den ich vor Wochen auf einer Geburtstagsfeier traf, alle, die ihm nicht passten. (Theaterpublikum, das an den falschen Stellen lachte und irgendwelche Gymnasiastenideen nicht mochte, besonders, glaube ich.)

Das sind alles so Unterscheidungen… ich weiß nicht. Da stellt sich irgendwas neu auf, aber was nur und was noch?

[Verwirrend. Bin ich zu alt für. Das muß dieses Politische sein, von dem Mama und Papa immer reden.]

Link | 8. Juni 2005, 2 Uhr 04


Vor Tagen rauschte ein besonders verächtliches Aussprachetimbre beim Ausdruck „deine Geschäftsfreunde“ über mich wie eine kalte Dusche. Nun habe ich selbstverständlich keine Geschäftsfreunde, nur angedeutet hatte ich in letzter Zeit, daß es eine Zeit geben könnte, in der ich mich mit dem Erwirtschaften von richtigem Geld beschäftigen würde. Der so verächtlich ausgesprochene Satz bezog sich also nur auf einen möglichen zukünftigen Zustand.

Die Vorstellung, so etwas wie Geschäftsfreunde zu haben, ist ja wirklich befremdlich. Ich kann mir zwar vorstellen, die Arbeit, um die es da ging, zu machen; ich glaube, ich hätte Spaß. Aber die sozialen und lebensweltlichen Konsequenzen wären wohl wirklich drastischer als jetzt vorstellbar und das Wort „Geschäftsfreund“ könnte einen begrifflichen Inhalt bekommen.

Dabei würde sich nicht unbedingt viel ändern, aber es würde etwas sehr unfreundliches zementiert: Das Primat der professionellen Beziehungen. Schon jetzt verbringe ich etwa gleich viel Zeit mit Menschen, die ich mir nicht ausgesucht habe wie mit solchen, deren Gegenwart ich suche – sogar in der Summe. Im Moment habe ich Glück: Die Kollegen sind feine Kerle, überwiegend hoch geschätzt, manche lange bekannt. Das wird in einer professionellen Zukunft nicht unbedingt so bleiben. Eher nicht.

Die Gretelfrage dann: Warum machen wir das denn eigentlich alles? erlaubt ja immer eine schnelle Folge negativer Bestimmungen: Nicht für das Geld, nicht für Statusgegenstände, nicht für die Gemeinschaft, nicht für die Pflicht. Was bleibt also zu wollen? — Mit guten Menschen in die großen Reaktoren zu steigen: Kultur und Grünzeug.

Das Leben zu leben, das man selbst wählt, ist nicht deswegen schwer, weil finstere Mächte hinderlich-heimtückisch tätig wären oder weil nichts ginge, sondern weil es so viele bequeme Möglichkeiten gibt, eine Drohne zu werden — möglicherweise eine Edeldrohne mit gutem Anzug und grauen Schläfen (und Geschäftsfreunden). Die Alternativen dagegen verstecken sich: Wo sind die Wege in eine Welt aus Menschen, die Zeit für sich und andere haben, ohne Angst an ihren eigenen Vorhaben arbeiten und sich mehr Gedanken über Schrecken und Versprechen von Nähe, über Möglichkeiten des Menschlichen machen als über die Erfordernisse der allgegenwärtigen professionellen Angst?

Diese Intensität, die erzeugt wird von unergründeten Menschen (was ja viel seichtes Volk schon ausschließt), scheint aus dem kulturellen Fokus fast verschwunden zu sein. Man verhandelt statt dessen Lohnarbeit oder ihr Fehlen, Normdruck, Abgrenzungsspiele, Sentimentalitäten (RAF und Spreewaldgurke) und die angeblich großen Themen in ziemlich kleinen Töpfen (’s verlieben sich halt welche, aber die sind so seicht, daß das dann auch schon alles ist.) — Teufel. Wen interessiert das alles?

(Ein Mann und eine Frau fahren an einem Sommerabend eine Straße entlang. Draußen Hügel und ab und zu ein Straßenschild. Süddeutschland, Frankreich. Das reicht doch.
[Das Bedürfnis, einen vierstündigen Film zu machen über einen Mann und eine Frau, die an einem Sommerabend eine Straße lang fahren. Kein Kind wird überfahren und einen Mord gibt es auch nicht. Dafür haben die beiden je eine Geschichte, die genügt, um den anderen in den Wahnsinn zu verletzen. Auf diesem Grat sind sie unterwegs. Verletzlich, grausam, ohne ihre Verstrickung im Griff zu haben. Nie ist klar, wer stärker und wer schwächer ist. Gerade; und überhaupt.])

Keep it complex, stupid.
Geschäftsfreunde.

Link | 8. Juni 2005, 1 Uhr 38


Nachts dann, sehr, sehr müde und mit wunden Füßen, am S-Bahnhof Witzleben gestrandet.
(ziemlich gelacht.)

Link | 5. Juni 2005, 2 Uhr 54


– Dieser Rotwein gestern, wie hieß er noch?
– Scharrr-donnai!
– Wie ist er mir wohl bekommen / Ich bin noch ganz erheitert davon!

(Toll. Französischer Originalton, Schillersche Wehrmacht!)

Link | 2. Juni 2005, 19 Uhr 44


Dieser eine Sekundenbruchteil im Roisin-Murphy-Video.
Sie wissen schon.
Ouw!

Link | 2. Juni 2005, 16 Uhr 45


Einen Tatsache, die als solche verbreitet werden muß: Gegen eigene Zielstrebigkeit muß man sich, gelegentlich, wehren können, um der Situation genüge zu tun. Natürlich hat man Dinge vor, und sei es nur, sich zu amüsieren. Aber wenn eine Zeitspanne ausbricht aus dem Plan und eine Merkwürdigkeit anbietet, die verpasst würde, wenn man zielstrebig bliebe, dann ist es eine Dummheit, sich zu amüsieren. (Denn niemand erinnert sich an ein Amüsement, ein paar seltsame Stunden dagegen werden einmal wertvoll.)

[Gedächtnisgartenpflege!]

Link | 2. Juni 2005, 16 Uhr 35 | Kommentare (2)


Die unbestreitbar existente Tiefe von Romanliteratur ist ja keine, in die man blickt wie in einen schmalen Schlund (durch die Textur der Buchstaben auf Papier) aus einer Position der Sicherheit, sondern eine, die sich weich im Zimmer ausbreitet und ausdehnt, die Luft durchsetzt mit ebenso erschreckenden wie beruhigenden Partikeln der Weite. Das Erschrecken vor dem Leben und einer weiteren, erstaunlichen und unbeherrschbaren Ausprägung menschlichen Daseins und die Beruhigung durch das erkannte Hereinreichen dieser Merkwürdigkeiten in das eigene Leben; die Beruhigung durch die Vertrautheit des gruselig tiefen Fremden, sie machen diesen besonderen Bewusstseinszustand des Lesers von Romanen aus. Er steigt auf bei aller Romanliteratur, die taugt, er existiert in so vielen Variationen, wie es Bücher gibt, aber er hat einen überall gleichen, glitzernden Kern aus Erschrecken und Beruhigung.

[Ausweichjargon des technologiezentrierten Denkens: Nichtfunktionale Beschreibungen nichtmaterieller Gegenstände; vulgo Quatsch im System des harten Denkens; jetzt eine Aufgabe für die Geisteswissenschaften: Unterscheiden Sie guten Quatsch von schlechtem Quatsch, ohne das Instrumentarium des Experiments und ohne Zuhilfenahme des Geschmacks! Ja, da schwimmen die Felle weg, was? Hehe.]

Link | 2. Juni 2005, 16 Uhr 17


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