Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Teufel.

Link | 17. Juni 2007, 20 Uhr 48 | Kommentare (2)


aus der linken Seele Italiens lautete die Formulierung in der Erzählung der blitzgescheiten jungen dottoressa, die mich nicht loslassen will seither: Daß man links und Seele so selbstverständlich zusammensagen kann, hatte ich doch glatt vergessen.

[das wieder]

Link | 17. Juni 2007, 13 Uhr 07


Die verschwörerische Kurz-Gemeinschaft der zwei, drei Leute in der Schlange bei MacDonalds, die dort nach Parametern nicht hingehören: Schlanke Angehörige der mittleren Klassen, die den Abstand zur Körpersprache der Aggression um sie her sorgsam wahren und dem auftrumpfenden Drängen zum Troge mit ostentativer Toleranz begegnen. (Ah, ein Deftones-Patch auf deiner Tasche, sieh nur her, Schwester, schöne, sieh her!)

*

Der fertige Alte, der seine Stulle mit den Sperlingen teilt. Wie ein Sämann streut er und erkennbar will er es besser machen, das Teilen: Ohne Vorwurf, Verdacht und Rückhalt, das Geflatter der Sperlinge zu seinem Sieg über das Amt.

*

Mit der erklärten Absicht, die ersten bewussten und nicht von unmittelbarer Notwendigkeit diktierten Konsumhandlungen seit Jahren zu vollziehen, betrat ich das KaDeWe, in der Tasche eine Kreditkarte, die losschlagen wollte, aber es ging nicht: Die Schwüle der letzten Tage saß noch zwischen den Regalen und das Haus war voller Kotzbrocken. Ich kann keine Schuhe kaufen zwischen Männern in kurzen Hosen, die Sandalen probieren. Es ist nicht möglich. Wütend auf mich und das KaDeWe trat ich den Rückzug an. Das ist eine Affenliebe, meine Vorliebe für das KaDeWe: Ich will immer ein Kaufhaus darin sehen, das glänzt und dem latent widerlichen Vorgang des Geldausgebens Würde verleiht, in dem es mich nicht in die Rituale des Konsums zwingt, beispielsweise schon durch Größe und Einheit des Ortes den Aspekt des Zusammenraffens mildert, beispielsweise durch Unterbetonung des Bezahlvorgangs, beispielsweise durch Auslassung der unerträglichen Snobismen, die die wirklich teuren Department Stores pflegen und für Glamour halten. Ich hege immer große Hoffnungen, wenn ich ins KaDeWe gehe, fast immer enttäuscht es mich, am Ende ist es ein Kaufhof mit Swarovski-Department; sie sollten das Erdgeschoß ausräumen und die Preise verdoppeln.

[cette fois, ce’st le moment d’ouvrir une deuxième parenthèse, et de décrir les sentiments du personnage]

Link | 16. Juni 2007, 15 Uhr 44


Sonntag: du sollst nicht dauernd tot sein wollen.
Montag: du sollst den Boulevard nicht verulken.

— ich lese diese Sachen ja in der Rolle des Schülers, was ich nicht nur zugebe, sondern betone, weil ich auf Schülerrollen, wo sie mir möglich waren, selten genug, immer stolz war —

Draußen blitzt es ohne Zeit für die Dunkelheit, zurückzufallen; drinnen klebt selbst mein kleiner Besitz wie Dreck an mir. Als endlich Donner zu hören ist, ist er aus Trost gemacht. Trost ist eine bemerkenswerte Sache, wenn ein Gewitter ihn reicht, Gewitter sind so unintentional, sie wollen nicht, nur ich will, die Erlaubnis und der Wille sind eins in diesem Fall, und so geht das: Tröstbar zu sein, Zartheiten zu empfangen, wo keine versandt wurden; alle höheren Formen der Klugheit sind Formen der Entschlossenheit zur Gestaltung der eigenen Wahrnehmung.

Ein Blitz, der etwas jetzt zu qualmenden Ruinen zerschlagenes im westlichen Teil von Mitte getroffen haben muß, bleibt sekundenlang stehen, er wechselt langsam die Farbe von gleißendem Blau ins hell Rötliche, dann löst er sich von innen her auf; die Stellen, wo er in der Luft die Richtung gewechselt hat, bleiben als rotglühend explodierte Punkte auf der Netzhaut.

Höhere Formen der Klugheit sind Formen der Entschlossenheit, des Willens zur Wirklichkeit, zur ganzen Wirklichkeit, keiner in-Ordnung-gebrachten hypothetischen Form der Wirklichkeit, sondern zur Welt wie sie ist ohne mein Zutun, in der ich eine zufällige Position einnehme, die mich nicht klein macht und nicht groß, die nicht bemerkenswert ist, die nicht einmal zur Demut berechtigt, in der ich nicht verachten soll, die in einer Wahrnehmung im Auftrag der Klugkeit unter einer regulativen Idee steht, welche lautet: Gestatte Freude und: Erlaube Trost.

Man riecht den hohen Ionisierunsgrad. Über dem ganzen Nordwesthimmel steht die Elektrizität horizontal unter den Wolken fast unterbrechungslos.

Und Gier nach all things misfit, allem was schlecht funktioniert, schlecht funktioniert in der trotzigen Erwartung einer Kooperation genau dieser Welt, die sich nicht schert; Literatur, die nicht verstanden wird; Liebe ins Leere; Musik, und sie kauen Döner im Publikum — wegen der Chance, wegen der Möglichkeit, wegen der Unsicherheit, weil es sein kann, damit es sein kann.

Nur noch Regen, hin und wieder ausgeleuchtete Wolkendome fern im Nordwesten.

[Rhetorik der Intensität und immer noch Faulknerscher Schwere über dem Land]

Link | 16. Juni 2007, 1 Uhr 27


Stellen Sie sich vor, Sie bewegen Ihre Maus über einen Link und der Zeiger zieht sich den Handschuh an, weil er vorsichtig sein will. Sie schweben lange über dem Link und Ihnen fällt Ihre Atmung auf und die Existenz Ihres Magens, denn wenn Sie die Taste auf ihrer Maus drücken, passiert etwas.

So etwas gibt es.

Link | 14. Juni 2007, 23 Uhr 55 | Kommentare (1)


kristallhart und sinnlos fokussiert, andererseits

Link | 14. Juni 2007, 9 Uhr 09


immer lauter sein als die, die nicht zuhören
lift your skinny fists like antennas to heaven

Link | 14. Juni 2007, 9 Uhr 03


Die UTC kombiniert die physikalische Atomzeit (TA) mit der astronomischen Zeit (UT) und wird auch Bürgerliche Zeit genannt.

UTC ist die Referenzzeit für Zeitangaben:
– in der Luftfahrt und Seefahrt
– für den wissenschaftlichen Gebrauch, soweit er nicht unmittelbar an der Zeitmessung beteiligt ist oder speziellere Ansprüche stellt
– teilweise für internationale Projekte, die sich über mehrere Zeitzonen erstrecken
– im Amateurfunk
– auf der Internationalen Raumstation (ISS)
– in der Antarktis

[Koordinierte Weltzeit]

[Dieses Weblog wird absichtlich in MEZ (nicht MESZ) geführt]

Link | 10. Juni 2007, 12 Uhr 42


Sommer, fast Halbzeit 2007.
Stirb, Zeit, stirb unter der rasenden Walze gleichgültiger Gegenwart.

Link | 10. Juni 2007, 12 Uhr 32


Furcht und Mutlosigkeit und billiger Pessimismus ohne Konsequenzen: Nicht mehr als ein lustvoller Café-Fatalismus für solche, die sich darauf freuen, es in zwanzig Jahren schon immer gewusst zu haben, ohne sich vorstellen zu können, daß ihr Versicherungsgeschwätz, wenn einträte, wovor sie sich fürchten, keinerlei Rolle mehr spielen würde. Die Klimakatastrophe bedroht hierzulande vor allem die Geschichtsvergessenheit des Milchschaummittelstandes, die Illusion vom Recht auf Stabilität, dem sich sogar das Wetter fügen soll.

[Wenn einer jetzt ein Haus aus Beton baut und Öl bunkert: Respekt. Aber dieses rechthaberische Gebitche und der tägliche Bush-Zweiminutenhaß all der fröhlichen Fertighaus-Automobilisten und ihrer rastalockigen Kinder, ich kann meine Mitmenschen einfach nicht ernst nehmen.]

Link | 10. Juni 2007, 12 Uhr 05 | Kommentare (4)


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