Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Freude 1: Musik, die ist wie Menschen, die man liebt.
Freude 2: Der sanfte Ernst der Geduldigen.
Freude 3: Körper (fragmentierte Bilder / Haut).
Freude 4: Räume, die sich bereithalten, auch ästhetisch bereithalten, und jederzeit einen Rückzug möglich machen.
Freude 5: Die unwichtige Kunst, Dinge doppelt zu tun. Als praktische Notwendigkeit / als Geste.
Freude 6: Routine der Kultur; Essen, Lichtspielhäuser, Musik, Bilder, alles.
Freude 7: Reife und Autonomie der Bewunderung.

etc. / und die Kühle, die den Herbst verspricht

Link | 11. August 2008, 8 Uhr 40


Natürlich hat sich die Wahrnehmung meines Berliner Lebens verändert in dieser Woche, über die viel zu erzählen wäre, über den unvermeidlichen Sonnenbrand und die Verwundungen im Wald, über die sieben Jungs und wie schwer es ist, vor so einem Tribunal zu bestehen, über Geländespiele und Spuknächte und die Fabrikation von Glück, über die in manchen Momenten mit brutaler Wucht einfallende Schönheit meiner Heimatstadt, im Tal zwischen Bäumen und Türmen, über die fürchterlichen und die feinen Menschen, deren Leben ich kurz besucht habe, über das christliche Umfeld, das man eben nicht an Pietismen erkennt, sondern an einer ungewohnten Liebenswürdigkeit und an nicht-egoistischen Selbstverständlichkeiten — es sind eben immer die Kirchenleute, die bis zuletzt bleiben und helfen; und über einiges mehr… aber es wären natürlich Heldengeschichten. Die Veränderungen jedenfalls sind subtil, bestimmte Formen von Luxus sind erst aus solcher Ferne als Luxus erkennbar und erscheinen mit einemmal so unbedingt nötig, verschiedene Freuden des Erwachsenseins als wertvolle Errungenschaften.

Link | 11. August 2008, 0 Uhr 08


en Fahraddsaddl (en Fahrradsaddl)
en Fahrradschlauch (en Fahrradschlauch)
a bollădiggă bombbă (a bollădiggă bombbă)
oh adele! (oh adele!)
oh ade,
falle rÄ?
bene hē.
(oh ade falle rÄ? bene hē.)*

* (Ein Fahrradsattel / Ein Fahrradschlauch / Eine wirklich dicke Pumpe / oh adieu / oh adieu / fall ich runter / bin ich irreparabel beschädigt)

[Wichtigstes Distinktionsmerkmal dieser Zwölfjährigen ist der Grad der Einweihung in die Pornoreligion; die Alphajungs kennen alle wichtigen Worte und emulieren Pornostöhnen wie Amseln die Alarmanlagen. Davon, und von den Nike-Turnschuhen, die nicht dreckig werden dürfen, abgesehen, ist alles beim Alten: Eine starke Fußballfraktion; ein, zwei Sensible, die nicht mittun mögen und immer kläglich unterliegen. Habe allerdings Charaktere dabei diesmal, u.a. einen jungen, leicht hypochondrischen Entomologen von überraschend boshafter Intelligenz, der aus dem Stegreif und mit unwahrscheinlicher Überheblichkeit einen Stadionkommentar mit präzise fiesen Spitznamen zum Gebolze abliefern konnte — nachdem ich ihn zu den anderen, die ihn nicht weiter interessieren, zurückgezwungen hatte, weg von einer Ameisenkolonie (und Käfern und Grashüpfern), die er konzentriert beobachtete und erklärtermaßen sehr viel interessanter fand als die Kraftüberschußverbrennung der Gleichaltrigen. Es wird verflucht schwer.]

Link | 4. August 2008, 22 Uhr 07 | Kommentare (1)


Angekommen in Süddeutschland. Am Flughafen, wartend auf TUIFly X3 1335, den schäbigsten Linienflug der Welt, Berlin Tegel nach Memmingen Airport, zwischen fußtätowierten Schwabbelchen und dauerempörten Goldschabracken, stählte ich den Panzer meiner eiskalten Verachtung noch. Natürlich gab es nur Bonaqua; tröstlich waren allein die Passagiere nach Kairo, die sich am selben Terminal sammelten.

Jetzt schaue ich auf die Kornfelder in der Sonne hinaus, die diesig grünen Hügel am Horizont und den schwarzen Nadelwald im Nordwesten.

Hergekommen bin ich für eine Kinderferienfreizeit. 140 Kinder und ein Häuflein junger Leute — alle jünger als ich –, die täglich 8 Stunden auf die Kinder aufpassen und machen, daß sie eine gute Zeit haben. Mein Bruder organisiert das dieses Jahr mit; es ist über zehn Jahre her, daß ich selbst zuletzt dabei war. Gestern Nacht fuhr ich den andern schonmal Hallo sagen. Da saßen sie beisammen und hatten bereits eine Woche hinter sich in T-Shirts, auf denen mit Edding ihr Name steht, abgekämpft und müde, noch Farbe im Gesicht, Geschichten erzählend (eine Platzwunde bei einem Kind, verbrannte Finger bei Leuten aus der Küche) und durchaus noch entschlossen zu einer Runde Halli Galli. Da war es wieder. Eigentlich weiß niemand, warum er das alles macht: Niemand fühlt eine besondere Pflicht, Tradition ist nicht im Spiel, und obwohl die Kirche das offiziell trägt und vor dem Essen gebetet wird, geht es sicher nicht um Religion; von Geld kann keine Rede sein, an der Sache ist nichts Heroisches, und niemand frönt einer dümmlichen Kinder-Romantik. Ich kann mich erinnern, wie wir schon mit 16 sehr sicher waren, daß wir das für uns selbst machten, irgendwie, ohne recht zu wissen, was wir damit meinten. Vielleicht rechtfertigten wir uns auch nur vor unseren inneren Ulf Poschardts.

Link | 2. August 2008, 15 Uhr 32


Ich möchte Sie bitten, etwas sehr Schönes zu lesen.

[via stralau]

Link | 2. August 2008, 14 Uhr 00


Ich reiste damals auf eine unbequeme, gejagte Art und Weise; immer fror ich, immerzu schien ich in Hannover zu sein

Link | 1. August 2008, 7 Uhr 38 | Kommentare (2)


« Vorherige Seite