Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Auch ein großer Loner- und Zugfahrfilm: Les rendez-vous d’Anna von 1978. Besonders schön und schockierend: Wie vollkommen ausgetauscht die Welt ist. Ein Deutschland, das mir realistischer erscheint; das Paris von den Dias meiner Eltern, ebenfalls realer als das heutige Paris, das ich nicht kenne; zweimal unzweifelhaft die Welt (nicht das Kino, das zeitlos ist). Meine Ankunft in dieser Welt ist die Veränderung. Schockierend ist nicht, daß die Welt ohne mich funktionieren konnte (ahnungslos wie sie war!), schockierend ist, daß meine dreissig Jahre diese Züge vernichtet haben, diese Handläufe, die Bahnhofsrestaurants, die Hotels, die immer besetzten Leitungen nach Italien, die Formen der Wasserflaschen; alles ausgetauscht durch alberne, klapprige Kopien. Was bedeutet das? Ist dasselbe Szenario dreissig Jahre in die Vergangenheit verschoben das selbe? Falls nein, was ist anders? Fehlt der Film? (Les rendez-vous von 1948?) Oder fand eine Weltersetzung dieser Art nur diesmal statt, bin ich es gewesen?

Link | 27. April 2012, 0 Uhr 39 | Kommentare (1)


Ich ziehe die Vorhänge zu gegen den Rest von Licht, der, über den Hof und die Freifläche, vom Gartenhaus im Nachbarblock herüberscheinend, die Regale und Gegenstände im Zimmer konturiert. Gleich werde ich das Glas Wasser tauschen, eine neue Gewohnheit, entstanden in den neuen, regelmäßigen Tagen schweigsamer Arbeit. Meine Regale und die Bücher gewinnen in diesen Tagen eine nicht ganz geheure steinerne Solidität, die Uralten im Reigen der Objekte des täglichen Umgangs, von denen viele jetzt ganz ohne materielle Substrate auskommen und selbst die oft berührten materiellen in einen schnellen Fluß geraten sind.

Der Projektor desintegriert. Ein zweiter neuer Fehlerpixel ist aufgetaucht, am Tag nach dem ersten, Schwarz zerfällt neuerdings in eine zerklüftete Mondlandschaft. Ich begreife: Die Lebensdauer der Lampe hat nie eine Rolle gespielt, das Display schmilzt lange, bevor die Lampe die Grenzen ihrer Haltbarkeit erreicht. Die Angabe von Leistungsdaten auf Verpackungen basiert, natürlich, auf Konventionen der Vergleichbarkeit, die mit der Varianz der unter ihr durchziehenden Produkte nicht mithalten. Alles, was wir zuwege bringen werden, ist, wie immer, Empörung: Daß die Sachen ja am ersten Tag nach dem Ablauf der Garatagähngähn. Das ist unsere Funktion: Das Geschehen mit Empörung zu kommentieren.

Die Verlangsamung, mein Heraustreten aus den Funktionszusammenhängen provoziert natürlich solche Ereignisse: Der Fehlerpixel erscheint, um mich darauf hinzuweisen, daß Projektoren alle zwei Jahre ausgetauscht werden, mein Festhalten an der Idee der Anschaffung ist (auch ohne Empörung) sentimental: Ich besitze keinen Projektor, ich habe für zwei Jahre eine Funktion geborgt aus dem Umwälzsturm der Erneuerung, jetzt kehrt sie zurück in den Malstrom. Daß der Strom mein eigenes Beiseitetreten respektiert, konnte ich nicht erwarten.

Link | 19. April 2012, 1 Uhr 12


Queneaus Odile empfehle ich Ihnen, falls auch Sie zu jenen gehören, die ein Unglück eher ertragen als eine Banalität, und lernen möchten, sich zu verzeihen.

Link | 10. April 2012, 21 Uhr 37