Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Zum Voyeurismus der Männer: Autoritativ Blow Up.

Oder eben Nude for Satan, Italien 1974.

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Nuda per Satana ist die Geschichte von einem, der Arzt war und Käfer fuhr, und ein Unfall geschah, und er rettete eine Frau und hatte eine Pistole, und er landete in einem großen leeren Palast, in dem sich Bilder veränderten, Vorhänge wehten und Männer in Mänteln erschienen und verschwanden, wie es ihnen beliebte. Was danach geschah, ist unklar. Die überlebenden Zeugen berichten von Frauen, die sie selbst und dabei die andere waren und die den Arzt, der anders hieß, Peter nannten, von einer Verworrenheit der Zeit, von Auspeitschungen blutüberströmter Brüste, undeutlichen Liebesszenen, einer verhinderten Vergewaltigung durch eine riesenhafte, atomar sirrende Pappspinne und von den unheiligen Umtrieben des jedenfalls jenseitigen Astaroth. Nuda per Satana ist kein Porno und kein Horrorfilm, Nuda per Satana ist die leere Hülle eines Pornofilms; eine verzweifelte Entschuldigung für das Ansehen des gar nicht so raren, des ja doch oft gesehenen und augenblicklich ohnehin nicht berührbaren: Der unerreichbaren weiblichen Brust. Die Frauen in Nackt für Satan werden böse gebeutelt vom Bösen, damit ihre Brüste sich bewegen. Und in schütterer Glorie stehen sie nackt vor uns, die nackten Frauen in Nackt für Satan.

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[00:20:01] — (Nichts ist geschehen bisher, die vollkommene Leere des Films macht uns zu Komplizen eines schäbigen Regisseurs, der zwanzig Minuten nichts im Sinn hatte als die Entkleidung seiner Protagonistin: Die Sexualisierung unseres Blicks ist die letzte Chance, Sinn aus den Bildern zu holen.)

Worum geht es hier? Nun: Wir wollen diese Knie, wir wollen diese Stiefel. (Aber das geht nicht, wir sind in einem Film, zudem wissen wir nicht, was wir meinen, wenn wir Knie oder Stiefel wollen — wir behelfen uns in der Praxis doch immer mit Genitalien, die uns dann ein paar Minuten die Illusion lassen, es erfülle sich ein Begehren, während sie sich heimlich aufspielen und uns einholen mit ihrer vertrauten Mechanik. Hilflos begehren wir die Beine einer Frau: Schicksal der Voyeure.)

Ich, das Knie, […] ich bin nicht die Kniescheibe und bin nicht die Kniekehle; ich bin nicht der Unterschenkel und ich bin nicht der Oberschenkel, die sind umgekommen, sondern das Dazwischen. Versuchen Sie einmal einen Gegner zu finden, der das Dazwischen zielsicher trifft. (Alexander Kluge)

Wir sind in einem Film, was bleibt uns also: Wir wollen Stoffe los werden, Nylon anfassen, den störenden Knopf wegschnippen: Wir wollen das nur uns Erlaubte tun. (Aber wir sind in einem Film, gar nichts ist uns erlaubt, wir machen uns lächerlich.)

Und also wollen wir hinsehen, wir traurigen Gestalten (und überhaupt ist die Frau verloren, der Film ist Jahrgang 74) — nichts hindert uns immerhin am Schauen, denn wir sind Komplizen, und nur ein Blick des ansonsten nutzlosen Palastherrn genügt, um Susan zu entkleiden.

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Aber die Zeit ist endlich und so ist unsere Geduld. Unseren Wunsch, die Augen nie wieder abzuwenden (wenn schon sonst nichts geht, in dieser verwunschenen condition humaine und all der Virtualität und Vergänglichkeit) müssen wir, wohl oder übel, aufgeben. Schnitt, und der Rock ist wieder am Ort.

Später am Tag:

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Link | 3. Januar 2008, 23 Uhr 11