Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Die Messehallen waren angenehm unüberfüllt am Fachbesuchertag Dienstag, und es herrschte eine unbubblehafte Bescheidenheit bei den Ausstellern, was den Besuch der CeBIT fast erträglich machte.

Das Überangebot an hübschen Frauenbeinen, von den Ausstellern zur Erbauung der vorwiegend männlichen und wenig zimperlichen, oftmals von lustigen Krawatten bewürgten Besucherschaft ausgestellt, löste allerdings die bekannte Messewut aus in mir: Weit davon entfernt, in dieser Sache moralisch zu sein, und noch weiter davon, mich meiner begehrlichen Blicke zu schämen — Teufel nein — machte mich meine kommunikative Ohnmacht wütend. Denn es wäre nötig gewesen, die unwürdige Messe-Rollenverteilung aufzubrechen. Flaschenpost: Ich lächle nur zurück, weil ich nicht anders kann, wenn du mich so anguckst. Ich weiß übrigens, daß du dafür bezahlt wirst. Ich gehöre eigentlich zu euch, ich bin Standpersonal ohne Stand. Und ohne Badge und ich darf mich hinsetzen, wann immer ich will, das ist aber Zufall. Ich bin keiner von den Herren, für die du da hindekoriert worden bist. Darf ich dir zwanzig Takte White Stripes aus einem halben Kopfhörer anbieten? Du sahst so danach aus. Laß uns mal irgendwo einen Platz zum Hinsetzen suchen, irgendwo auf einem Fußboden ohne Spinner. Und dann beweise ich, daß ich wirklich keiner von denen bin und sag‘ zeitig „Ein schönes Leben noch“ und versuche nicht deine Telefonnummer zu kriegen. — Genau das geht natürlich nicht. Es geht so gar nicht. Deshalb begnügte ich mich auch heute damit, hinzusehen und zurückzulächeln und zu versuchen, möglichst charmant auszusehen und viel spöttisches Wir-wissen-doch-beide-wie-albern-das-hier-ist in meinen Blick zu legen. Was halbseiden ist, unehrlich und doof, also: Wut.

Bitte reichen Sie diese Nachricht weiter, falls sie, vielleicht über Ecken? eins von den Samsung-Mädels kennen: Ihr habt so übel gut ausgesehen und hattet keine Hocker. Das ist schonmal nicht recht, das geht so nicht. Mit ein paar von Euch wollte ich schlafen, und eine Küste langfahren in der Nacht, und reden bis es nur wieder schlechter würde, und all das. Ich bin in Wirklichkeit ein Guter. Daß das alles so schäbig war liegt nur an der saublöden Messe und dem unflätigen IT-Gesindel. Falls eine von Euch heute Abend auf einer Party mit einem halbbesoffenen Mittelständler oder einem leutseligen jungen Konzernkarrieristen in Nadelstreifen getanzt hat: Du brichst mein Herz, unbekannte Kleine. Oh bitte! Laß es. Diese Leute sind das Böse.

[da wir gerade dabei sind]

Link | 4. März 2008, 23 Uhr 43 | Kommentare (7)


7 Comments


immerhin sinnliche beeinflussung garniert mit Withe Stripes
das könnte ein wenig salz in den wunden eines masochisten sein, der braucht ja was böses.
(womit ich nicht meine, sie sind einer!)

Kommentar by lac | 8:28




Danke.

Und: Es ist besser da einfach nicht hinzufahren.

Kommentar by Sonntagsblogger | 22:19




lac: Wie meinen Sie? — Nein, schmerzhaft ist es ja nicht, nur falsch.

J: Sagen wir so: Ich war da ja nicht, weil ich nicht von der c’t loskomme und die neuen Asus-Gamergehäuse unbedingt sofort aus nächster Nähe sehen musste…

Die sehen übrigens aus wie Motorräder.

Kommentar by spalanzani | 1:13




verzeihen sie, erst wenn ich die kommenden 24 stunden gelebt habe, weiß ich wieder was ich meinte.
steh barfuß auf de messers schneide, d. h. es käme nur ausbalancierter unsinn, anstelle einer wirklichen antwort.

Kommentar by lac | 10:24




Es geht aber übrigens doch. Sogar mit Subway-Verkäuferinnen.

Kommentar by froschfilm | 13:10




Froschfilm: Als wäre es ein technisches Problem, Sie Klotz!

Lac: Runter da, das ist doch unbequem und, wenn Ihnen plötzlich nach Hüpfen zumute sein sollte (das kommt vor) sicher auch gefährlich.

Kommentar by spalanzani | 13:48




richtig.
einmal gehüpft, aber herunter.
vermutlich rechtzeitig.

Kommentar by lac | 14:12