Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Himmelarsch, ‚Verzeihung, was? Sie setzen Fast Forward ab? Jetzt reicht’s aber bald. Jetzt reicht’s. Das geht nicht. Jetzt ist mir nach Gewalt zumut. Nach handfester, ekliger, blutiger Gewalt und ungerechten Verallgemeinerungen. Beschissenes Neoliberalen-Otterngezücht. Ihr könnt meinetwegen den ominösen Markt sexy finden und jedes verdammte Drittweltland einzeln befreien. Ihr könnt Universitäten und Literatur und Radio und alles was sonst noch heilig war in euren Dreck ziehen. Ihr könnt auch gerne die Musiksender übernehmen und überhaupt jeden Ort, an dem ein noch so kleiner Rest von Anstand und Substanz geblieben ist und dann dort euer Zeug verbreiten. Ihr könnt meine paar Minuten Fernsehen mit verrückten Fröschen, albernen Höschenmangas und total bösem Pseudoghetto-Zahnarztsohn-Schleim vergiften. Aber ihr könnt nicht Fast Forward absetzen. Nicht so.

Da ist mir nach strafrechtlich relevanten Drohungen. Da stelle ich fest, daß euch jemand an euren ironischen Pünktchen-Schlipsen packen und in die Bäume von Kandor knüpfen sollte. Bislang dachte ich, ihr wärt einfach nur geistlose Huren. Aber das hier tut ihr nicht unter dem Druck des Marktes. Das hier macht ihr aus freien Stücken. Ihr streut Salz auf den Boden einer geschleiften Stadt. Ihr tut es aus Haß.

Deswegen spucke ich euch ins Gesicht. Da, nehmt dies. Platsch.

Mein persönlicher Triumph ist, daß ich dabei nicht der zottelige attac-Kiffer bin, von dem ihr das erwarten würdet und dessen bißchen Subversion ihr durch das Verkaufen von Che-T-Shirts entübeln könnt. Ihr habt da was verpaßt, Mediendeppen. Es ist längst was passiert. Die Leute, die ihr wirklich zum Überleben braucht, wollen nicht mehr mit euch spielen: Die, die was können. Ihr seid ausnahmslos hohl und blutleer und dumm. Es reicht nicht, so zu tun, als ob ihr gehaltvoll, sexy und clever wärt, ihr müßt es sein. Dazu braucht ihr uns. Und wir spucken euch ins Gesicht. Alles, was euch bleibt, ist Jamba. Werdet glücklich damit.

Ach, nebenbei: Wir kommen euch holen. Demographische Entwicklung, schon vergessen? Krise, schon vergessen? Es wird dreckig werden, ihr werdet euch gegenseitig zerfleischen müssen, wir stehen nicht zur Verfügung. Und irgendwann werdet ihr vielleicht merken, daß man Zielgruppengeschwafel allein nicht verkaufen kann, und es wird auch nicht nahrhafter, wenn man noch mehr davon hervorbringt. Und dann werdet ihr „bitte“ sagen müssen, und ein paar Nerds werden euch ins Gesicht spucken über ihre Monitore und Plattenspieler und Bücher hinweg, ganz nebenbei. Und ihr werdet nicht mehr so tun können, als seien diejenigen die Verlierer, die nicht an eurem erbärmlichen Spiel teilnehmen wollten.

Verreckt an eurer Arroganz, wir haben genug eigene. Ihr kriegt keinen korrekten Akkusativ mehr gebaut und denkt, wir würden euch beneiden um eure Medienjobs. Unser Gelächter deswegen ist bitter, aber es schwillt an mit Macht.

Und übrigens: Ich brauche euch nicht zur Hölle zu wünschen. Ihr seid schon in der Hölle. Ihr wißt es nicht, aber man sieht’s euch an, es sieht nicht schön aus, ich sag’s euch. Nicht so hektisch umschauen, ihr werdet nichts sehen und es nicht spüren. Womit denn?
Arme Schweine.

Charlotte, Oh Captain, My Captain: — und die Aufrechten auf den Tischen! — und grüßen eine der ihren.

Link | 19. November 2004, 0 Uhr 52 | Kommentare (2)


2 Comments


Und auch Tita v. Hardenberg muß Harald Schmidt weichen. Ob das nun gut ist?

Kommentar by d. | 15:02




Aber ja, das ist doch toll, d.

Wegen Schmidts Sendung musste die ARD Sportrechte verkaufen, es war im Gespräch, den Scheibenwichser zu verlegen und Dieter Hildebrandt et al. wollten deswegen aufhören und jetzt wird das öde Polylux verlegt.
Es wird immer grossartiger. Man mag daran glauben, ein sehr schlauer Mensch habe da einen Masterplan.

Kommentar by amh | 10:24