Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Dem Armen Mann war während des ganzen Anmarschs von Pakistan schlecht gewesen. Alle ein, zwei Stunden blieb er stehen, um sich zu übergeben, was ihn nicht davon abhielt, sich sofort wieder an die Spitze der Männer zu begeben (die nicht auf ihn warteten) und sie in stetig schnellem Tempo anzuführen, wobei er die Arme in aller Ruhe vor der Brust verschränkte. Nach ein paar Minuten war er so weit voraus, daß sie ihn nicht mehr sehen konnten, und sie holten ihn erst dann wieder ein, wenn er ungeduldig auf sie wartete oder sich erneut übergeben musste. Er sprach nur wenig. Seine Männer schätzten ihn. Sie hatten eine Flasche Rosenblätter-Sherbetsirup bei sich, den nur er trinken durfte. Auf den hohen Gebirgspässen goß er ein wenig von dem Sirup auf einen Schneeball und aß ihn lächelnd. Am Morgen wirkte der Arme Mann manchmal recht blaß, und dann massierten ihm die Mudschaheddin den Rücken. Doch wenn es an der Zeit war weiterzumarschieren, war er stets vorneweg. — Das Sonnenlicht war weiß und braun, und der Arme Mann und der Kommandant in Blau hielen Hof; der Arme Mann wackelte mit den Zehen und spielte mit einer Patrone. Die Schrift auf der grünen Fahne der NLF über ihrem Kopf ähnelte Schwertern, Kronen, sich windenden Schlangen, gekreuzten Bändern, und der Kommandant in Blau saß träumend im Halbschatten der Tür, und die Bücher glänzten in der Sonne schneeweiß.

(William T. Vollman: Afghanistan Picture Show)

Mein Cousin, den ich kaum kenne, aber sehr bewundert habe, als wir Kinder waren, war zweimal in der Uniform der Bundeswehr in Afghanistan. Zuletzt sah ich ihn vor zwei Jahren zur Beerdigung unserer Großmutter, nach über zehn Jahren. Wir wussten nicht recht, ob wir Dialekt oder Hochdeutsch miteinander sprechen sollten.

Link | 27. Juli 2008, 14 Uhr 25