Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Häufig habe ich in mich den letzten drei Jahren über die Festigkeit der Wirklichkeit beklagt, über ihre zunehmende Undurchlässigkeit und ihre Nichtprovozierbarkeit. Mir ist klar, daß das mit der Verfestigung der Lebensentwürfe der peer group ebenso zusammenhängt wie mit der Notwendigkeit von Stabilität bei der Verfolgung eigener Ziele: Fokussierung hat ihren Preis. Es ist schwer genug, verlässlich voranzukommen und gleichzeitig Küche, Bad und Kleidung sauber zu halten. Die Gefährlichkeit dieser Konstellation ist offensichtlich, sie muß Mittel bleiben und darf sich nicht in die Zwecke schleichen — problematisch, denn schon sich der Zwecke zu versichern ist fast ein Abenteuer.

Nun ist bekannt, daß unsere Lebenswelten dazu neigen, ein paar Jahre auf stabilen Attraktoren zu bleiben und dann plötzlich und ohne viel Steuerung ihre Stabilitäten zu verlassen. Die Ereignisse in diesen Phasen erscheinen vorher und nachher unwahrscheinlich, und unsere Einschätzungen, was daran gut und schlecht für uns ist, erweisen sich regelmäßig als wertlos. (Was nicht bedeutet, daß sie nicht in der neu sich entwickelnden Wahrnehmung wieder in eine konsistente Illusion von Kontrolle einzubauen wären.)

Auf der Rückseite sind Kataklysmen immer Befreiungsschläge; unentdeckte Teile der Wirklichkeit werden sichtbar und unerwartete Möglichkeiten wie es gut sein kann zugänglich. Man muß nur Lust haben, es ist eine Lustfrage.

Link | 13. Oktober 2008, 0 Uhr 11 | Kommentare (2)


2 Comments


Rein mathematisch: von einem Attraktor kommt man, einmal eingefangen, nicht mehr los. Sie meinen daher wahrscheinlich etwas anderes.

Nämlich, daß Sie noch am Anfang stehen, am Ende der Seltsame Attraktor. Die kleinste Störung jetzt, der kleinste Hauch -(hält den Atem an).

Kommentar by e. | 0:57




Argh, Sie haben mich bei Elegantem Unsinn erwischt.

Ich dachte immer, man kommt los, zwar nicht durch einfaches Weiterlaufenlassen der Zeit, wohl aber durch Hinzufügen oder Wegnehmen von Dynamiken, also, nun, mitwirkenden Gleichungen. Ich kann mich erinnern, dynamische Systeme aus ihren Stabilitäten in allerlei jähe Verwerfungen geschubst zu haben durch bloßes Hinzufügen von Rauschen… diesen Vorgang meinte ich, glaube ich.

Den Atem anzuhalten dürfte es also keinen Grund geben.

Kommentar by spalanzani | 8:03