Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Das wirkliche Wort zum Sonntag ist aber dies: Die zweite Sorte Scheitern, die Sorte, die keine bloße Gewöhnung ans Selbst ist, ist dann schon das wirkliche Scheitern, das niemals ein Scheitern an der Wirklichkeit ist, sondern immer ein Scheitern an der Phantasie.
Scheitern an der Phantasie heißt nicht, versagen an der Schnittstelle zur Wirklichkeit (es ist nicht so toll, wie ich es mir vorgestellt habe), sondern versagen an der Projektion selbst: Ich bin unfähig, eine zwingende Phantasie zu erzeugen, oder zu sein.
Wenn es wahr ist, daß das weibliche Begehren, Daseinszweck und Kern männlicher Identität, von der Sinnstiftung, also der Erzählbarkeit einer sexuellen Begegnung her funktioniert, ist die phantasmatische Potenz die relevante Größe, und die ist sehr viel gefährdeter als die körperliche: Aus der eigenen Person ein Phantasieangebot zu machen, das für die andere Seite erst lesbar und dann erzählbar/deutbar ist, ist eine übermenschliche Aufgabe und wird deswegen gar nicht erst als solche wahrgenommen, sondern als kontingenter Effekt: Manche Frauen stehen plötzlich auf mich — meine phantasmatische Potenz war mir nicht einmal bewusst — andere, die ich, als Liebender möglicherweise, umwerbe, und die mich vielleicht sogar zurücklieben, begehren mich trotzdem nicht: Mein Angebot an Fiktionen ist dürftig, absolut dürftig oder im Vergleich dürftig, es ist einerlei.

Link | 18. April 2010, 2 Uhr 10