Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Der Rückzug: Verzicht auf die Welt, die Hinwendung zu den Büchern, die immer eine Hinwendung auch zu den Menschen ist — zu einzelnen, konkreten Menschen, zur Intensität eines fremden Geistes, im Gegensatz zur flachen Masse der Bekanntschaften — ist eine antiquierte Idee: Diese verregneten, fruchtlosen Nachmittage, die die seltenen hellen Momente verpacken, erscheinen uns kaum noch realistisch und ein wenig lächerlich und wie eine Anmaßung. Trotzdem lauert die Neigung dazu noch in uns, das Bedürfnis nach Wohnungen, die nicht dauernd erneuert werden, nach muffigem Papier, Teetassen, Brotresten, gedämpftem Glockengeläut und farblosem Licht und schweigsamer Zeit zu zweit. Irre ich mich, oder ist die Selbstverständlichkeit, daß jemand diesen Job machen muß, tatsächlich dahin?

Link | 4. Juli 2010, 14 Uhr 26 | Kommentare (5)


5 Comments


Ich betreibe das nun seit knapp zwei Monaten, auch wenn der ästhetische Rahmen hauptsächlich ein landschaftlicher ist, weniger einer des Wohnraumes (wobei gerade der wohlfeil mit Patina-Imagination überzogen werden kann, ja eben geradehin derart noch das Geistesweltliche fördert) – und von Tag zu Tag fühle ich mich Michel näher, auch das Essen wird immer madeleineförmiger und der Kirchturm in der Nacht ist ja tatsächlich da, nebst den Zügen im Tal. Und fast bin ich versucht zu sagen, dass die Welt, von der sich abgewendet werden muss, doch eigentlich nur die große Hure Babylon ist, und nicht dieses Stück wunderbare Scholle vor meinen Fenstern.

Kommentar by zak | 16:13




EDIT: Es ist natürlich nur knapp ein Monat, aber sehen Sie – es funktioniert.

Kommentar by zak | 16:15




EDIT II: Warum habe ich gerade „Michel“ geschrieben? Wahrscheinlich die transzendierte Fassung. Marcel 2.0. Gna.

Kommentar by zak | 16:47




Ich denke, ein Teil wird schon bald wieder in die Gemütlichkeit finden. Spätestens, wenn die Bewohner des Webs älter werden.

Kommentar by Mathies | 22:05




Netter fremder und intensiver Geist heute! (Das sage ich ja schon seit langem. Aber alle wollen immer „was machen“ und brauchen Anlässe.)

Kommentar by froschfilm | 22:27