Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Ähnliche Situation im Frühjahr: Ich überquerte den Bodensee mit dem Katamaran, auf die in die Silhouetten von Konstanz hineinsinkende Sonne zu, über eine Fläche so glatt, daß nur selten ein abgerissener Gischtfetzen heraufsprang und mich traf, mich und zwei alte Radlerinnen in roten Sportjacken. Schweizerkreuzbeflaggte Boote drehten bei an unsrer Bahn, nur ein paar Unvorsichtige kreuzten den Kurs des leicht zu unterschätzenden Katamarans in letzter Sekunde, und von oben hätte es aussehen müssen, als spritzten die hellen Segel vor der hinsausenden Schnellfähre auseinander auf dem tiefblau überspiegelten Grund. Links lagen die Häuser am Hang in der Juniabendsonne; auf den Terrassen vermutete ich Menschen, die mich sahen, mit wehenden Haaren und wehender Jacke, in den Fahrtwind hineingestellt. Das Sonderbarste überhaupt, dachte ich, ist unsere Unfähigkeit, diesen verrückt hochschäumenden Reichtum zu bemerken, weil wir uns von ihm ausgeschlossen fühlen und weil wir glauben, uns seiner aus sozialdemokratischem Reflex schämen zu müssen, und wie wir beides zugleich fertigbringen. Der Katamaran dämpfte sein Ungestüm, und Imperia wandte sich mir zu, acht Meter Bein aus zehn Metern Betonkleidschlitz mir anbietend.

Link | 29. November 2011, 0 Uhr 40