Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Mein Lateinlehrer, ein weiser Mann und cooler Hund und der einzige, den ich je mit einem einzigen Blick einer Horde halbstarker Hiphopper eine schon halb durchgeführte Unflätigkeit verbieten sah, fragte anläßlich einer Übersetzung: Ja. Und genossen die Früchte des Friedens. Genießt ihr den Frieden? Ich, in meinem kritischen Achtklässlerstreber-Eifer, bereitete eine Antwort mit „nicht zu schätzen wissen“, „innnerer Unfriede“ und „Medien“ vor. Er kam mir zuvor, grimmig: Sagt doch einfach ja.

Ich habe ohnehin nie erlebt, daß er sich geirrt hätte, aber so Recht hatte sogar er selten. Gerade war ich beim Schuhmacher und habe eine Standpauke in Empfang genommen, ein zittriger Alter stellte das Bürschchen zur Rede, das vor zwei Jahren dumm genug gewesen war, seine Schuhe zu nah an die Heizung zu stellen. Ein zittriger Alter, dessen Werkstatt aus altem Holz und schwarzem Eisen keinen Zweifel daran ließ, daß es ihm z.B. völlig wurscht war, ob die DDR oder die Berliner Republik da draußen nicht auf ihre Schuhe achtgab. Eine michaelendehafte Sentimentalität fiel sofort über mich her, eine sinnlose Dankbarkeit, daß ich meine Schuhe zu einem Schuhmacher bringen durfte, der mich zur Rede stellte, weil ich schöne Schuhe mit Ledersohlen offenbar auf eine Heizung gestellt hatte.

Zeigt ruhig her, sagt irrational und Michael-Ende und Reinhard-Mey und alles. Ich steck tief genug drin in der durchoptimierten Cybersoße, laßt mir meine rührseligen Empfindsamkeiten, da lebt nämlich die Freiheit drin, die ihr doch immer noch eher in Steuererklärungen auf Bierdeckeln vermutet, ihr Pfeifen.

[and the magic of stones, when taken back home, is left on the beach]

Link | 21. Februar 2006, 16 Uhr 26 | Kommentare (2)


2 Comments


Ha, so einen kannte ich auch, in der Dunckerstraße. Der hat mir erklärt, daß es keine gute Idee ist, nur ein paar Schuhe zu besitzen.

Kommentar by stralau | 21:38




Jo – bob, bob, bob! Wenn du an der Supermarktkasse stehst, musst du auch alles aufs Band legen.

Kommentar by froschfilm | 19:02