Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Aus dem Katalog der Oberliga-Idiosynkrasien: Adjektiv-Substantivierungen auf -es mit „ein“ davor und substantivisch verwendete Adverbien. Die räudigen toten Tauben unter den Wörtern. Eine abstoßende Marotte, die meist von sehr klugen Leuten gepflegt wird, aus mir völlig unklaren Gründen. Es steckt vermutlich heimlich Goethe dahinter, das wird so sein wie beim Satzstellungsdefekt der Adornogeschulten: irgendwann macht man den Quatsch eben mit.

Die Substantivierungs-Menschen neigen übrigens auch zum agrammatischen atemlosen Komma, das nicht zwei funktional unterschiedene Satzteile trennt oder die Elemente einer echten Aufzählung, sondern eine alternative Formulierung oder Ergänzung anhängt, anfügt. Bremshügeldeutsch! Überdies ist es feige. Wer einen Satz aufschreibt, entscheidet sich gegen alle anderen Formulierungen. Da muß er durch. In der Entscheidung liegt die Kraft, nicht im Herzeigen von allem, was eben aufzutreiben war. Und sonst hilft ein „und“ und im Folgesatz ist bestimmt auch noch Platz.

[Dies ist zugleich eine viel zu anmaßende Belehrung ohne Richtung und eine Bitte um Nachsicht; wer sucht sich seine Empfindlichkeiten schon aus]

[your best friend is you, I’m my best friend too
i share the same views and hardly ever argue]

Link | 27. Februar 2006, 14 Uhr 48 | Kommentare (3)


3 Comments


Was meinst du? Sowas wäre doch nicht schlimm, oder? „Schönes gibt es hier nicht.“ Entspricht aber deiner Beschreibung. Lösch‘ ruhig grimmig, wenn du dem Erklärungszwang ausweichen willst.

Kommentar by froschfilm | 22:52




Needoch, richtiger Hinweis, Beschreibung ergänzt.

Die anstößige Stelle bei Goethe war seine Behauptung, er habe in seine Iphigenie „soviel von seinem Eigenen gelegt“. Was zum Teufel ist ein Eigenes für ein Tier? Frisst es Heu, kann man es melken?

Dein Beispiel ist ja eine Kurzform für „etwas schönes“, das kann man kaum schlecht finden. Aber wenn einer davon spricht, er habe ein Schönes gemacht und ein Eigenes hineingetan, dann scheint mir, der Bursche sülzt und will sich nicht erklären.

Kommentar by spalanzani | 2:28




Erklären willst du dich ja hier normalerweise auch nicht, deshalb: Danke. Und vor Sülzverdacht von meiner Seite bist du sowieso sicher. Vor lebensstilrumpelkammerinadäquatem Habitus meinerseits allerdings nicht.

Kommentar by froschfilm | 23:29