Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Die Tannenwälder standen schwarz in den Bergen, bleiern glänzten die Fensterscheiben, und der Himmel hing so tief und so dunkel herunter, als müsse eine tintige Flüssigkeit gleich herauslaufen aus ihm. Meine Schläfen schmerzten mich so unsäglich, daß ich mich niederlegen musste, und ich erinnere mich genau, daß, als das Aspirin, das Paul mir gegeben hatte, zu wirken begann, hinter meinen Lidern zwei seltsame, unheilvolle Flecken sich lauernd bewegten.

Es ist einer dieser parallelen Einbrüche von Dunkelheit und Schwäche bei Sebald: Das Sichniederlegenmüssen, den-Tag-verlieren an eine unheimliche Einheit einer unvorhersehbaren körperlichen Gebrechlichkeit mit einer nur scheinbar unbeteiligten und äußeren Wetterstimmung. Sicherlich gibt es eine Lesart, in der dieses tintige Körperwetter aus Geschichte entsteht, wenn sie sich verdichtet, aber zugleich darf man diese Passagen unmittelbar lesen, als Beschreibungen einer spukhaften Erfahrung von Alter, die man früh macht.

Link | 19. Juli 2016, 23 Uhr 37