Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Die Substanz einer Landschaft: Die Steine, Wasser, Ansichten. Die Mythologie einer Landschaft: Die Leidenschaften ihrer Toten, die Besetztheit der Steine, Wasser und Ansichten mit vergessenen Besessenheiten.

Es gibt Landschaften, die spektakulär sind, azur und ocker und tieforange an Novemberabenden, aber mythologiefrei, und sie werden bewohnt von Leuten, die es zu etwas gebracht haben und sich Häuser gekauft haben und die Kunst ihrer Freunde darin aufhängen, und die Kunst zeigt im Wesentlichen Azur und Ocker und das Tieforange von Novemberabenden.

Und es gibt Landschaften, reizlos und ohne besondere Sonnenuntergänge, in denen an jeder Buche ein schwedischer Reiter hängt wenn die Nacht kommt, in denen die Kamine in den Wirtshäusern aufstieben und fauchen wenn man die Türen öffnet, in denen Gold und Hostien in den Höhlen sind oder Steine im Wald sirren und leuchten nach dem Regen.

Ich glaube überhaupt, daß es die Wasser sind, in dem die Leidenschaften der Toten überdauern. Auch das Kasseler Oktogon, in dessen moosige Ruinen-Innereien für immer Stan Douglas‘ Technicolor-Grimmgeister eingezogen sind, stelle ich mir immer triefend vor, nach dem Regen, Stein und Moose vollgesogen und kalt, lebendig voll unbezwingbar Nie-ganz-Verdrängtem.

Link | 13. November 2018, 2 Uhr 42