Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Das Kinn aus dem Halstuch heben im Regen, auftauchen: Da liegt sie immer noch, die Straße, menschenleer, schwadendurchhangen, kalt. Laternen, ruhende Wagen, Bäume, Pflaster, Fassaden. Mein Weg könnte statt in die Firma genausogut unter ein Dach im Westflügel einer Prüfanstalt führen, wo wir uns eingemietet hätten und wo ich auf einem Sofa zwischen Bücherregalen die Fahnen durchsähe und durchspräche und versuchte, einen Gedanken dingfest zu machen, den ich erst Jahre später klarbekommen würde. Es ist in leeren Straßen meine freie Entscheidung, ausgerechnet durch die Gegenwart zu gehen und in ihr auch wieder anzukommen. Es ist meine freie Entscheidung, an manchen Tagen sieben- oder achtmal pünktlich zu sein.

Aus den kalten Nebeln führen auch Türen in eine vita passiva, in einer Wohnung voller Bilder, Kerzen, Bücher, Rauchsachen, Kartenspiele, Stoffballen und Curry. Ein Seidenschal-Leben in einer Wohnung, in der die Zahl der Pfeffermühlen unbekannt ist und die Seifen sich in den Ecken der Badewannen sammeln.

Im Kaffeehaus sitzen und durch die Scheibe die Damen eine Treppe herabkommen sehen: Eine Möglichkeit. Notizen machen, eine Zukunft mit Raketen entwerfen, einen Spion mit einer besessenen Frau erfinden, einen Dämon designen. Des idées fatales. Regarde l’ocean. Ruinenlust, Worte sind chatten unter Linden über dem Rhein.

Link | 3. Januar 2019, 21 Uhr 33 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


Die Fahnen durchsehen, oh ja, aber vergessen Sie nicht, was für ein mühsames Geschäft das ist. Allein die Korrekturzeichen zu erlernen, die zickigen Drucker, der Verlag im Nacken …

Kommentar by Klagefall | 22:53