Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Wie klares Wasser über Kiesel, scharfzeichnend, blinkend: Das Unvertraute, Zeit ohne Routine, Erntezeit für frische Sicherheiten. Für eine Weile hat es den Anschein, als könne man ein anderer sein oder sei schon ein anderer, aber dann ertappt man sich doch und erkennt sich wieder; beruhigend, denn dann werden’s die andern auch tun.

Den Vorschlaghammer mitgebracht und den verlogenen, selbstgekauften IKEA-Muff kurz und klein gehauen zu haben, in fremden Möbeln zu wohnen: Das ist sehr gut, weil Dinge bekanntlich binden, es aber nie wert sind. Sie taugen nicht zum Vermisstwerden und Sehnen, können einem nicht weh tun, deswegen sind sie egal, so aufdringlich sie sich auch gebärden mögen. Sie nutzen halt unsere Hasenfüßigkeit geschickt aus mit ihren Beständigkeitsversprechen; das ist alles. Mensch, haben wir die Hosen voll, wir Kuscher und Zukunftsfähigkeitsfürchter, Arbeitsplatzbanger, Riesterrentner und Chefduzer.

Link | 21. Juli 2004, 1 Uhr 05 | Kommentare (6)


6 Comments


Bietet dieser Eintrag Grund für leisen Triumph von meiner Seite, der ich noch nie Wert auf Möbel und Kram gelegt habe?

Kommentar by I know the dj | 10:23




So einfach finde ich das alles gar nicht.
Was ist mit der Emanation von Gefühltem, Erlebtem, Durchlittenem?
Das zerschlägt man dann auch – kurz und klein…

Kommentar by Doloris | 12:16




Ich weiß nicht, ich glaube, es ist nicht zerschlagbar. Es sind nicht die konkreten Dinge, die vollgesaugt sind mit Gefühltem, Erlebtem und Durchlittenem. Eher gibt es eine… Reichhaltigkeit in beliebigen Dingen, die Gefühltes, Erlebtes und Durchlittenes zurückholen kann. Es kommt nicht an auf den tode-ti-Sessel, in dem man das Telefongespräch geführt hat. Es genügt, einen Sessel zu haben, einen Schnörkel, einen Geruch, ein Bild, das Thema von Vinteul. Ein Wesen. Texte sind noch besser, weil man sie wiederlesen kann und dabei das schmerzhaft-lustvolle Knacken spürt, mit dem die Räder ineinandergreifen und eine neue Version produzieren, des Textes, das heißt: Des Lesers. Waves in low tide…

Kommentar by spalanzani | 13:11




Ich meinte auch weniger dieses „ErinnerungensteckeninGegenständen“, sondern eigene Zustände stecken darin und wollen vielleicht einmal wieder heraus. Aber das ist vielleicht nur meine verquere Denkweise…

Bring den Vorschlaghammer mit, wenn du heute Abend kommst, dann hauen wir alles kurz und klein / Der ganze alte Schrott muss raus und neuer Schrott muss rein / Bis morgen muss der ganze Rotz verschwunden sein

Kommentar by Doloris | 14:45




Da kommentiert man im besten Glauben an die Richtigkeit seiner Überlegungen und stellt dann Wochen später fest, dass es völliger Humbug ist, was man da so geglaubt hat. Wie so oft.

Kommentar by Doloris | 14:43




Was genau meinen Sie?

(Und das, während Ihr eigenes Blog ein Testbild zeigt? Wo fing es an und wann? Was hat sie bloß so irritiert?)

Kommentar by spalanzani | 15:03