Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Was wir lesen ist Ersatz für Dinge, die wir tun oder erleben sollten, im Sinne einer Befreiung von der Zeit, die uns an einem Punkt festhalten will, an dem nur das und das möglich ist, das Meiste aber eben gerade nicht.

Unser akutes Bedürfnis nach der Kabbeligkeit eines schilfumstandenen Sees, nach dem Ausblick in die sepiafarbenen Schluchten einer sommerlichen amerikanischen Großstadt, nach dem Frauenkörper, den wir lüstern mit flacher Hand südwärts überstreichen, nach der frischen, von Böen zu Kugeln geformten feuchten Luft der Küste oder nach einem dreckigen barocken Ball, das Bedürfnis, das uns überfällt, während wir in unseren Leben stecken, die aus Druck gemacht sind, rettet uns vor der Stupidität des zielgerichteten Handelns.

Es herrscht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen In-der-Welt-sein und Bewusstsein-der-Möglichkeiten, das nicht vernachlässigt werden darf. Man muß sich kümmern um die Tatsachen, sie sind wertvoll, weil man nur aus ihnen lernen kann, aber genauso muß man sich kümmern um einen intakten Haushalt von styles, Bildern und Lüsternheiten: Einen Reichtum möglicher Selbste, dort müsste ich bestehen, der uns allein schützen kann vor der Banalität täglichen Tuns.

Link | 8. Juli 2007, 11 Uhr 32