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2007.10.26 | 8:00 pm | Gonzo PERMALINK  |  TRACKBACK
Was bisher geschah

Wilhelm Genazino stand während des gesamten Abends am Buffet und trank Wein, derweil inmitten des büroesken Festraumes eine hagere, schnauzbärtige Gestalt mit schütterem Haar und abgewetzter Jeansjacke saß, um den Hals einen gewaltigen medizinischen Stützkragen aus weißem Plastik, der immens an die Trichter erinnerte, mit welchen man kranke Hunde versieht. Während wir uns fragten, an wie viele Zeitungen der einzige anwesende Journalist wohl seinen jeweils entsprechend variierten Artikel verkaufen würde und was dieser seltsam anachron wirkende Mann in Bühnennähe wohl mit dem Chello vorhabe, kam der andere Schnauzbart des Abends, Werner Söllner, hastig rauchend auf uns zu und fragte: „Wollt Ihr nicht auch lesen, heute, hier?“ Kurz hielten wir uns am Büchertisch fest, – [der überladen von Bergen dieser Zeitschrift, die niemand kauft und niemand kennt, den Weg zum Flur versperrte] – denn der Mousonturm wackelte plötzlich, zumindest fühlte es sich so an, sagten „Ja, aber gerne doch“ und überlegten einen Moment lang, vielleicht unsere Texte zu tauschen, entschieden uns jedoch dagegen, da es ohnehin niemandem aufgefallen wäre. Stattdessen holte ich schnell soviel der Plastikbecher bittren Weines, wie meine schmächtigen Ärmchen zu umfassen vermochten und konnte mich gerade noch beherrschen, Ricarda Junge nicht mindestens einen davon über ihre weiße Jeans zu schütten, welche sie bestimmt in einem festlandamerikanischen Hilfigerstore erworben hatte. Zu Recherchezwecken, selbstredend. Oder vielleicht doch hier in Frafumai, in dieser Secondhandboutique nahe der Fressgasse. Die Hose also blieb verschont, so viele der Becher wie nötig als auch möglich wurden geleert und an den Rest des Abends kann ich mich nicht erinnern. Wir werden wohl gelesen haben, zumindest stand das in allen drei Artikeln, die ich im Laufe der folgenden Woche in verschiedenen Publikationen über das illustre Jubiläumsfest lesen durfte. Unter allen fand sich das gleiche Kürzel. Trotzdem frage ich mich noch immer, ob ich wirklich dort war.

[Ich kaufe mir eine Hose und gehe danach mit mir Essen.]


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