Vigilien

is there any any? nowhere known some?

(Es gibt noch Musiker, fiel mir ein, heute, in der Mensa der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“; sie machen Musik und leben Musikerleben. Wie großartig.)

Link | 22. Januar 2005, 0 Uhr 17 | Kommentare (1)


Wahrhaftig. Hinsetzen und konzentrieren, verdammt nochmal. Nicht vorwärtskommen. Nicht amüsieren. Niemandem schulden. Hinsetzen.

Link | 22. Januar 2005, 0 Uhr 14


Selbstversuch: Intimacy. Ob ich’s wohl ertrage, an einem einsamen Freitagabend?

(Traue mich nicht, die Kategorie Angstmaschinen hier einzuführen.)

Link | 21. Januar 2005, 22 Uhr 07


Interessante Meinungsverschiedenheiten beim großen Praschl, dessen wache Besonnenheit man nicht genug bewundern kann. Interessant vor allem, weil das verhandelte Thema so vertraut ist; da ist etwas offen, man ist unsicher. Das sich auflösende Bürgertum kämpft um eine Haltung im Umgang mit denen, die kein Geld verdienen und RTL gucken.

Normalerweise stehe ich auf der Seite derer, die sagen: Man kann erwachsenen Menschen nicht sagen wollen, wie sie leben sollen. Man hat kein Recht dazu und keine verbindliche Grundlage des Wünschenswerten.

Die erzieherische Haltung derer, die bürgerlicher Herkunft sind, ohne neoliberal geworden zu sein, ist gar nicht mal eine Anmaßung, sie ist eine herablassende Selbstüberschätzung. Ein biederer Gestus, den man an Gymnasien angewöhnt bekommt, Sätze wie Das ist doch gut, damit kriegt man die Leute ins Museum. Lachhaft; ich persönlich bin lieber allein im Museum als mit den Leuten, und ich will auch nichts von den Leuten, ich habe nichts von ihnen zu wollen, ich weiß nicht einmal, wer die Leute überhaupt sind.

Ich kenne die Leute nicht, ich kenne aber Marzahn. Die Marzahner sind mir unsympathisch, sie fangen seltsame Sachen mit ihrem Geld und ihrer Zeit an. Es wird mehr Kultur für sie als für mich produziert, ihr Geschmack verpestet die Öffentlichkeit fast ebenso wie der des pervertierten Bürgertums*, das sich an ihrem Bildungsmangel aufgeilt. Was man im aussöhnungssüchtigen Rau-Deuschland nicht wahrhaben will: Wenn ich ein nicht-pervertierter Bürger bin, ist der Proll ein Gegner. Einer, den man verabscheut, fürchtet und in seinen Eigenheiten respektiert. Er verabscheut mich für meine Privilegien, die ich nicht teilen könnte, selbst wenn ich es wollte, ich verabscheue ihn für die Welt der Gewalt, in der er lebt und deren Tatsächlichkeit er mir nicht ersparen könnte, selbst wenn er es wollte. Wir haben uns das nicht ausgesucht, wir haben unseren Stolz, aber es ist nicht derselbe. Das alles hat nichts mit Moral zu tun. Keiner von uns beiden hat Recht, so ist das nun mal leider, manchmal: Gewöhnt euch dran, Deutschland.

Und dann aber die Frage: Wenn ich, Bürger (oder Stern), jemandem etwas vorwerfen kann, (weil ich es, qua eigenen Vorlieben, für falsch halte) dann wem: Dem Proll, weil er seine Kinder um 11 zum Verwahrlosen vor den Fernseher setzt? Oder dem Herrn aus meiner Schicht, der alle Bildungsprivilegien genossen hat, das Land regiert und das Programm anbietet, wohl wissend, wer sich das anschaut? Kein Zweifel: Der Proll verdient meinen Haß nicht. Der pervertierte Fernsehmach-Bürger verdient ihn. Der benimmt sich schäbig und korrupt.

Am Ende läuft es darauf hinaus, daß irgendwo Menschen sitzen, die die Möglichkeit hätten, den Tendenzen eines Systems, das auf Selektion der Starken, nicht auf menschliche Kultiviertheit optimiert** ein wenig Geist entgegenzusetzen — und sie nicht wahrnehmen. Niemand muß irgend jemanden erziehen oder retten. Es reicht, sich nicht herzugeben. (Ich weiß wohl: Es ist dämlich, das zu fordern — einer gibt sich immer her und also wird nie alles gut werden in dieser Welt. Aber ich verhandle hier ja auch nicht den Weg zum Guten, sondern versuche bloß mit herauszufinden, warum dieser Sterntext eine Schweinerei ist.)

[Übrigens: Ich Klugscheißer verstehe nichts von Marzahn und Sozialhilfe. Ich lebe selbst in einer Art Tocotronic-Gymnasiasten-Welt, müssen Sie wissen. Kein Geld, aber auch keine echten Schwierigkeiten. Alles immer harmlos. Es ist alles immer so harmlos.]

* Bürgerperversionen schießen ja ins Kraut. Die Proseccoperversion. Die ironische Bohlen-Perversion. Die neoliberale Perversion. Die X-Filme-Perversion. Etc.

**der natürlichen Verlängerung der Natur also

Link | 20. Januar 2005, 2 Uhr 00


Halbschlaf-Größenwahnwünsche: Der Dendemann des [gebeutelten Teil der Wirklichkeit hier einsetzen] werden.

Link | 17. Januar 2005, 2 Uhr 54


Ich lese natürlich keine schlaumeierischen Bücher von Großverbesserern.* Ich weiß, daß es sie gibt, aber sie lassen mich kalt und beeinflussen die Lebensqualität höchstens über Bande. Trotzdem freut es mich diebisch, wenn die FAZ Herrn Henkel sein neues Deutschlandbuch um die Ohren haut.

Ts, Bücher mit Deutschland im Titel. Und „machen“. Und „neubeginnen“. Wenigstens ist kein Ruck dabei. Schöne Konservative sind das, die das Sprechen von Gesetzen so gründlich durch ein Reden von Reformen abgelöst haben. Ach, Henkelchen. Biste immer noch da und machst feste Deutschland?

(* Eins hab ich doch mal gelesen, es war sehr fad und hat mich dem Genre für immer entfremdet. Außerdem brauche ich die Meinung von Leuten, die aber genau wissen, wie’s gemacht werden müsste, nicht auch noch gedruckt.)

Link | 17. Januar 2005, 2 Uhr 23 | Kommentare (1)


Wenn ich mir derzeit etwas gern vorwerfen ließe, dann: Daß ich zu wenig Zeit in düsteren Art-Deco-Hotellobbys verbringe, in Sesseln wartend auf Leute, die mir Umschläge übergeben oder sich im Lift küssen lassen wollen. Überhaupt dürfte mein Leben etwas mehr film noir sein.

Link | 12. Januar 2005, 1 Uhr 18


Übrigens, wo wir grade dabei sind: Besonders widerlich, wenn es um Frauen geht, ist ja dieses connaisseurhafte Getue, das Abwägende, als ginge es um Wein, das Fachgespräch, die Gnade des Anspruchsvollen, der spitzmündige Respekt für Körperteile, das ganze mentale Probieren-und-Ausspucken. Nennt mich politisch korrekt und anbiedernd: Es ist mir widerlich. (Nichts gegen ein herzlich spontanes „boahgeil“, aber Kenner nerven ja schon, wenn es bloß um Dinge geht.)

Link | 12. Januar 2005, 0 Uhr 59 | Kommentare (1)


Ich bestehe darauf: Jede Zivilisierung ist eine gute Sache. Leider ist das halt immer mühsam, sich zu zivilisieren, und besonders schwer dazu, wenn man in einer Kultur lebt, die jede geistige Bequemlichkeit, jedes mentale Sichgehenlassen mit einem Das haben Sie sich verdient, das ist nur natürlich, seien Sie ganz Sie selbst ermutigt, während sie wider die äußere Zerfettung zetert.

Link | 12. Januar 2005, 0 Uhr 47


Oh, ou, ouh: … Diese The Faint-Platte ist weit besser, als ich beim doch ziemlich müden Konzert damals dachte. Southern bells in London sing!

[Nachtrag: Scheiße, sie ist sogar sehr viel besser, falls das reicht.]

Link | 12. Januar 2005, 0 Uhr 19


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