Vigilien

is there any any? nowhere known some?

[Die beiden Helden befinden sich auf der Flucht vor der Hanse. Ein anständiger Kapitän, der in die Heldin verliebt ist, bietet ihnen Unterschlupf auf einem festliegenden, leeren Schiff. Es ist ein Feuer angezündet worden in der Kapitänskajüte. Flackernde Schatten, erster Moment der Stille nach langer Jagd, Verkleidung, Verrat und Entführung. Maxim Seymour, der Held, unternimmt endlich die Schritte, auf die der Leser seit 300 Seiten wartet und küsst die Heldin, worauf sich beide — Hast Du Angst? – Nein, ich bin nur neugierig! — wechselseitig ausziehen.]

Vom ersten Augenblick an hatte Maxim an Elise diese bezaubernde Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit fasziniert. Und nie war sie ihm verlockender erschienen als in diesem Augenblick. Maxim zog sie an sich, und Elise schlang die Arme um seinen Nacken. Er ließ sich auf den Rand der Koje nieder und setzte Elise auf seinen Schoß. Die Gefühle, die seine Küsse und Liebkosungen weckten, ließen Elises Atem schneller gehen. Sie wurde von einer sonderbaren Erregung erfaßt, so daß sie den Schmerz des Eindringens kaum bemerkte. Sie spürte vielmehr ein drängendes Verlangen, einen unstillbaren Hunger.
Maxim lehnte sich zurück in die Kissen, die Hände auf ihren Hüften. Ein geflüstertes Wort, und sie kam seiner Aufforderung nach und begann sich zu bewegen. Ihr Erstaunen wich wachsender Erregung, als er ihren Stößen kraftvoll begegnete. Die aufkeimende Wonne in ihren Lenden wurde stärker und beflügelte sie mit der Verheißung noch größerer Lust. Er streckte die Hände nach ihren Brüsten aus, und ihr langes Haar floß über seine Schenkel, als sie sich zurückbeugte und sich wehrlos der Liebe hingab. In der Stille der Kabine hörte sie seine rauhen, stoßweisen Atemzüge, während seine Hände sie überall zu berühren schienen. Dann versank die Welt, als ein überwältigendes Lustgefühl sie überflutete, in Myriaden von Funken ihren Körper durchschoß und sie in Ekstase versetzte. Sie war Weib, er Mann. Sie war Lady, er war Lord. Sie war Elise, er Maxim. Für immer vereint, durch die Glut ihrer Körper und Herzen.

[Kathleen E. Woodiwiss: „Tränen aus Gold“. Erste Lektüre um 1992. Wiedergelesen 2005. Fast genausoviel Faszination. Hatte fast nur die Namen vergessen gerhabt, ausgerechnet.]

[Die Welt der Freundinnen meiner Mutter: Romane mit enführten Frauen auf weissen Pferden. Sie war Lady, er war Lord. Mitgliedschaft im Bertelsmann-Buchklub. Zum 18. Geburtstag: „Sorge dich nicht, lebe“. Heller Moment. Danach nur noch Brockhausbände gekauft. Seit 1999 keine Käufe mehr, aber nie ausgetreten. Finstere Agenten des Clubs jagen mich mit Schubkarrenladungen schrecklicher Pflichtkauf-Bücher. Ich verstecke mich auf Schiffen und Burgen, aber wenn ich einst alt bin werde ich den Häschern wohl nicht mehr entkommen können, dann kriegen sie mich, dann wird es ein ganzer Container Trivialliteratur sein, mit dem sie meinen Kohlenkeller vollstapen werden bis ich nur noch die Wahl habe, ein Bücherverbrenner zu werden oder zu erfrieren. Die einzige Hoffnung: Daß vielleicht noch einmal etwas von Frau Kathleen E. Woodiwiss dabei sein wird.]

Link | 5. August 2005, 11 Uhr 28


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