Vigilien

is there any any? nowhere known some?

The Knife: Silent Shout.

Ich bin völlig vernarrt in diese orangenen Ringe. Sie sind sehr beunruhigend. Ich habe von ihnen geträumt. Möglicherweise. Ich kenne sie von früher. Wir sind alte Freunde. Vielleicht. Sie wissen Dinge über mich, an die ich mich selbst nur unscharf erinnere. Sie leben auf einem konischen Hügel. Ihr Besitzer ist mein Feind. Er sitzt stundenlang in einem staubigen Zimmer, in dem nur laut eine Uhr tickt, und starrt in einen abgeschalteten Röhrenfernseher. Seine Ringe besuchen mich.

Und die Musik erst.

(War gerade bei TRACKS, haben alle gesehen, trotzdem.)

Link | 30. März 2006, 23 Uhr 38 | Kommentare (3)


Gut. Das ist nun wirklich cool: Putzguerilla.

[Da vergesse ich sogar meine Reserve gegenüber der Riesenmaschine.]

Link | 29. März 2006, 15 Uhr 57 | Kommentare (6)


48 Stunden im OpenBC. Finde beim Herumbrowsen etwa fünf Milieus:

  1. Die großen Nummern
  2. Die Schnauzbärte
  3. Die, die eigentlich nicht dazugehören
  4. Die neoliberale Wirtschaftsuni-Jugend
  5. Die jungen Profis

Die neoliberale Jugend studiert an Wirtschaftshochschulen. Lange homogene Kontaktlisten mit Leuten von derselben Uni. Verflucht gutaussehenden Menschen. Teufel, sehen die alle gut aus. Wenn man nach ihnen googelt, tauchen sie auf in noch gar nicht so alten Schuljahrbüchern mit: „Spruch: Darf ich’s vorrechnen?“. Die Kontaktlisten sagen: Schaut euch diesen Kreis in 5 Jahren nochmal an, dann aber. Interessen aus dem Lehrbuch: Wein, Golf, teurer Individualsport. Gewaltige Liste mit Praktika, abartig viele Fremdsprachen.

Die, die nicht dazugehören, machen Distanzgesten und versuchen ihre Nichtschnauzbärtigkeit zu dokumentieren durch Unterlaufen der intendierten Eingabefeld-Zwecke. Selbstgeschossene Digicam-Fotos meist. Kleine Kontaktlisten, ein paar andere Distanzler und alte Freunde, die inzwischen das Business-Spiel spielen.

Schön der „Wer hat mein Profil angeschaut“-Knopf. Und dann wie im Café, immer hin und her.

Bei Leuten, die ich schon kenne, weiß ich nicht, ob sie „Kontakte“ sind. Beschließe, abzuwarten und das denen zu überlassen. Allerdings sehen sie ja, daß ich da war, was als Affront gewertet werden könnte. Kompliziert, das Zeug.

Link | 29. März 2006, 15 Uhr 28


Was ich nie lernen werde:
Damen in eine Kutsche zu helfen.

[Dabei wäre es fein! Zarte Hände in meinen, geraffte Röcke nachgeordnet, weicher Hauch und Atemraub; einmal ein übermütiger Finger-Klaps am Zylinderdach; die Hand würd‘ ich heben und mit zwei Fingern los winken, jawohl!]

Link | 29. März 2006, 1 Uhr 00


Die Versuchung, das Vakuum zu kapitalisieren: Vigilien. The sensitivity pump. Ein Geschäftsmodell, das vorsieht, daß meine Leser Kleinstbeträge überweisen, die ich verwende, um in der Gegend herumzufahren und ihnen zu erzählen, was da ist. Je größer die Beträge, desto größer der Einfluß auf den Ort. Je größer meine Budgets, desto fremder und wilder die Ergebnisse, natürlich.

Nehmen wir mal an, ich mache das wöchentlich. In der ersten Woche ist mein Budget € 3,40. Mir traut keiner über den Weg. Damit schaffe ich es bis nach Marzahn auf einen Spielplatz. Der resultierende Text ist gut, ich generiere ein wenig Weblog-Aufmerksamkeit. Nach ein paar Wochen komme ich bis nach Wolfsburg oder in ein Brandenburgisches Dorf, wo sonst niemand hinkommt. Irgendwann ein Link von SpON, ich habe größere Budgets, ich komme bis nach Osteuropa und später noch weiter, alle sind glücklich, alle sind glücklich. Ich werde ein im Voraus bezahlter Prostituierter der Wahrnehmung, das Remote-Auge der Gemeinschaft, Instant-Gonzo im Browser.

Und meine zermahlene Zeit knirscht zwischen Ihren Zähnen und sammelt sich in Ihren Jackentaschen; Sie finden sie, feinkörnig, unter dem Feuerzeug, auf dem Nachhauseweg.

Link | 29. März 2006, 0 Uhr 23 | Kommentare (7)


[Mit Donnerstimme:]

Seid ihr die Gerichteten dort unten,
auf der Straße zur Selbstverbesserung;
junge, nicht mehr ganz junge Menschen,
die ich erkenne am Seitenscheitel,
die ich mir denke in treibender Choreographie
zum Klang einer Tango-Harmonika
schleppend in Formation auf den Gehsteigen —

nicht völlig Herren der berühmten Verwirklichung
nicht völlig Herren der Bilder vom Leben
nicht völlig Herren der eigenen Ziele
nicht völlig sicher beim eigenen Mut;
umgetrieben nur von der Pflicht zum Talent,
und voller Verachtung für die Bescheideneren:
Strohmannfeinde in halluzinierten Schrebergärten?

Link | 28. März 2006, 23 Uhr 56


Neues Wort gelernt: verspakt. Bedeutet offenbar „mit einem Ansatz von Schimmel“. (Ölzeug, auf Schiffen, verspakt.)

Link | 27. März 2006, 22 Uhr 51


Oder, zusammenfassend:

No really. Don’t.

Link | 27. März 2006, 10 Uhr 39 | Kommentare (1)


– Seenebel verschlucken die Schafe ohne Übergang; lange schwarze Gesichter und plötzlich Stille; unsichtbar die auflaufende Flut jenseits der salzigen Streifen.

– Ein Luftballon über der Menge, wenn der Roadie zum dritten mal vortritt und wieder „check, check“ sagt.

– Das letzte Boot vor Friedrichshafen, wenn die schon unsichtbaren Alpen böig keuchen; die hektisch blinkenden Warnlichter rundum.

[Vom seltenen Reiz der Instabilität]

Link | 24. März 2006, 2 Uhr 59


Vor ziemlich genau einem Jahr dachte ich: Das wird der Sommer. Wir mieten ein Auto und fahren in Frankreich herum, bis wir uns fetzen und wieder vertragen. An leeren Straßenkreuzungen müssen wir auf die Karte schauen, links grüne Wintergerste zum Horizont, rechts fussliger Weizen nicht weniger weit, die Sonne bleiern auf Metall und schwül auf schwarzem Kunststoff; in den steinigen, niedrigen Dörfern haben die Straßen Kurven. Und es gibt Essen und Wein und hochgekrempelte Hemdärmel in der Sonne, knarrende Holzkästen; und jeden Abend höchstens eine Seite, wegen der Müdigkeit und der Verlockung.

[Es war aber alles nicht so einfach.]

Link | 23. März 2006, 19 Uhr 11 | Kommentare (1)


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