Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Was immer bleibt: Die Döner-Geborgenheit.

[Hier und Jetzt]

Link | 15. Januar 2007, 15 Uhr 31 | Kommentare (1)


Der Winter, der meine eigene elende Lauheit reflektiert.
Und in dem es keinen Schnee geben wird — es ist vollkommen konsequent.

[Hoffentlich erfährt die Wintersportindustrie nie, daß wir schuld sind]

Link | 12. Januar 2007, 13 Uhr 45


Allen Geliebten gemeinsam ist ihre Einzigkeit. Im ersten Blick, den potentiell Liebende wechseln, wenn beide bemerken: Es könnte möglich sein, ist das Versprechen der Einzigkeit immer bereits enthalten und begründet allein den besonderen Reiz des Augenblicks.

Diese Einzigkeit ist eine Konstruktion zur Heiligung der Liebe, also zur willentlichen Herausnahme einer Beziehung aus dem Reich der Rationalität. Ein hoffnungsloses und schon definitorisch zum Scheitern verurteiltes Vorhaben, weswegen es gerade diejenigen unbedingt auf sich nehmen werden, die nicht in geschlossenen Universen sicherer und widerspruchsfreier Tatsachen leben: Wo ohnehin Irrationalität und Beliebigkeit der Ziele in aller Gelassenheit herrschen, ist die Setzung von Werten jedenfalls möglich — und eine Heiligung unvermeidlich. (Auf irgendeinem Standpunkt muß man ja sein, man kann nicht nichts tun, also sollte man klug wählen.)

Die Einzigkeit-als-Heiligung als Pflicht derer, die mit Zufriedenheit nicht zufrieden sein können, weil ihnen auch dafür die Maßstäbe so beliebig und unverbindlich erscheinen, ist mitversprochen in jedem Blick — gegen alles Wissen und gegen eine Wirklichkeit, die deswegen scheußlich scheint; die mit derselben Widersprüchlichkeit aber das eigene Leben auch erst erlaubt. (Im Equilibrium, das nach der Realisierung aller Möglichkeiten und Geschichten herrscht, wird gar nicht gelebt. Die Wahrheiten widersprechen sich nicht mehr; es ist sehr, sehr langweilig.)

Die Verlockung, solche Blicke zu ernten in Mißachtung des Versprechens ist vorhanden und gefährlich. Erliegen sollte man ihr nicht. Man darf ein Versprechen gegen besseres Wissen geben, wer sich aber drückt, ist Konsument. Wahrhaftigkeit bedeutet nicht, nur zu versprechen, was man halten kann, sondern zu versprechen, was man halten will. (Wir müssen fair sein mit uns Sterblichen.) Dazu muß man freilich einen Willen erst einmal haben, und auch dann ist es schwer genug.

Eine vergangene Heiligung ist ein Unding. Einzigkeit in Reihe ist ein Skandal — deswegen ja: Wider besseres Wissen. Es ist aber wichtig, sich nicht auf zunehmende Schwäche des Gedächtnisses zu verlassen — eine ebenfalls immer verlockende Möglichkeit zur Kapitulation — sondern auch diesen Widerspruch auszuhalten: Zwei Einzigkeiten nicht zu entwerten bedeutet, beide aufzuwerten.

Die Rede vom harmlosen Flirt ist dummes Zeug. Einen Blick zu erwidern bedeutet entweder eine schäbige Dummheit (ohne Versprechen) oder größtmögliches Risiko (mit. Der Normalfall, nehme ich an). Dem kann man nicht entkommen. Darum macht es ja so viel Spaß.

[So langsam verstehe ich.]

[Heute Abend übrigens, arte, 20:40: Das wilde Schaf. Trintignant und Schneider. Großartiger Film.]

Link | 11. Januar 2007, 16 Uhr 26 | Kommentare (6)


Und der Wind im Kamin.
Draußen zieht er fast ungehindert über die Ebenen, draußen an den Zielorten unsinniger und trotzdem ungemachter Tagesausflüge.

[Malevitch’s square]

Link | 11. Januar 2007, 13 Uhr 38 | Kommentare (1)


Sich nicht identisch zu fühlen mit dem morgigen Selbst erschwert zwar ein Ernstnehmen des Rentenproblems und anderer staatstragender Ängste, entbindet aber auch von der überaus lästigen Pflicht zur Karriere. (Oder Verwirklichung oder Erfüllung des Auftrags oder der eigenen Eitelkeiten, je nachdem, welcher Schule der Selbstentwicklung Sie anhängen.)

Sich nicht identisch zu fühlen mit dem gestrigen Selbst geht zwar nicht. Der Wille dazu, die Abkehr von einem alten Selbst also, kommt aber vor und ist fast immer eine traurige Angelegeheit. Es handelt sich auch um eine unklare Idee: Selbst wenn man es schafft, sich wegzukonditionieren über die Zeit, wer hat etwas davon und von dem so zu erreichenden Glück? Irgendjemand anderes.

Es ist nicht bloß in Ordnung, zu driften, es ist klug. (Glück ist uns nicht erreichbar, Unglück nicht vermeidlich. Es geschieht, wir handeln und die Wirklichkeit ist groß. Mehr ist nicht zu sagen.)

Link | 11. Januar 2007, 13 Uhr 14


Halbironische Fernsehwerbung für Hochleistungsfick-Technologie.

[Der Vollständigkeit halber notiert]

Link | 10. Januar 2007, 3 Uhr 39


Von der Rückkehr des Ernstes: Der seltsame Unernst der öffentlichen Gegenwart beruht auf einer Verwechslung in unserer Wahrnehmung. Die Annahme, daß die Gegenwart im Fernsehen geschehe (wie es lange der Fall war) oder auf Papier (wie es zuvor noch länger der Fall war), ist eine Täuschung, eigentlich nicht mehr als ein medialer Pfadeffekt.

Das zu sagen, nebenbei, beinhaltet kein Lob für das Web, weil es sich zwar als Medium etabliert, aber noch keine Form gefunden hat, um geschichtstaugliche Gegenwart zu erzeugen.

Geschichte — ohne jeden besonderen Nimbus verstanden als eine Erzählung von den Zeiten, wie sie gemacht wird von Menschen — wird dort produziert, wo Männer und Frauen von Format Gegenwart denken und gestalten. Dieses ist offensichtlich im Fernsehen, das ein totlaufendes Medium ist, nicht mehr der Fall; Menschen mit Format sind dort längst aussterbende Exoten geworden. Fernsehen hat im Großen und Ganzen aufgehört, relevant zu sein.

Print leidet ebenfalls. Ausgerechnet das Web und die mächtiger werdenden Herdenmechanismen extrem schneller Aufmerksamkeitsökonomien treiben die Geschichts-Gegenwart aus dem gedruckten Wort. (Man plaudert.)

Das ist eine betrübliche Situation (es findet keine Geschichte statt), aber sie ist von bemerkenswerter Instabilität. D.h. die Möglichkeiten, die Gegenwart für sich zu annektieren und zu einer belastbaren Wirklichkeit (die immer ernst ist) zurückzukehren, sind für kluge junge Leute vermutlich so zahlreich wie seit den 50er Jahren nicht mehr in Deutschland. Die Annahme, daß man es zum Fernsehen oder in den Journalismus schaffen müsse, um teilzunehmen an der Gegenwart unserer Jahre, ist die erwähnte Illusion: Dort passiert es sicher nicht.

Diese Institutionengläubigkeit, bei gleichzeitig offenbarem Selbstvernichtungswillen dieser Institutionen, ist nur Teil unserer merkwürdigen, angesichts der Fakten längst völlig irrationalen Verzagtheit.

Die Verhältnisse sind instabil. Es gibt die Möglichkeit, die Wirklichkeit denen wieder abzunehmen, die sie zur Zeit verwalten und nichts anzufangen wissen damit, weil sie in ihrem Leben nichts wollten außer in die Medien. Man muß allerdings ein wenig Größenwahn aufbieten und Entschlossenheit. Und wie immer, man muß sich verlässlich organisieren.

Übrigens sind Weblogs nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems: Weblogs sind zwar ein Weg, voneinander zu erfahren. Vor allem sind sie aber eine Gefahr, weil sie die tägliche Portion Wirkung vortäuschen und doch vollkommen wirkungslos bleiben — das liegt an der praktizierten kurzen Form und der Unmöglichkeit, ernsthaft, also belastbar, in Weblogs zu publizieren. Dazu gehört immer der Verbrauch von Lebenszeit, und den muß man sich leisten können. Solange das Weblog als Medium Spielzeug bleibt, das nebenbei betrieben wird, ist es ein Mittel des Trostes (und als solches bestimmt nicht zu unterschätzen), aber keins der Rückeroberung der Wirklichkeit. Qualität ist heute zu billig, nicht zu teuer.

[Kandidelte Revolutionsrhetorik]

Link | 7. Januar 2007, 17 Uhr 04 | Kommentare (3)


Merkwürdig gute Zeiten hat man gehabt. (Und wie lange die Überraschung manchmal braucht, sich zu materialisieren: Was alles geht!)

Link | 6. Januar 2007, 23 Uhr 17


Und es schneit eben nicht.

Link | 6. Januar 2007, 2 Uhr 58


Zwischen der Verpackung (transparenter Kunststoff) und dem Gegenstand (Metall in silber und schwarz, ein weißer Aufkleber, Maxtor) befindet sich eine dünne Schicht Luft, die nicht interagiert mit der Raumluft und vielleicht sachte nach Technik riecht. Sie bewegt sich nicht, wenn ich durch den Raum gehe. Eine feste Anzahl unbeweglicher Moleküle liegt ruhig auf der Metallplatte unter transparentem Kunststoff. An den vier Seiten ebenfalls, ein schöner Stapel Luft auf jeder Seite, in der Verpackung. Entkommen oder verrutschen kann er nicht, kühles Metall und drei transparente Wände, dazwischen lagern durcheinander Sauerstoff und Stickstoff.
Möglicherweise gibt es doch Bewegung im Zwischenraum. Die Temperatur schwankt leicht. Auch müsste ein schwaches Magnetfeld herrschen. Wenn draußen die U-Bahn vorbeifährt, wer weiß.

Link | 6. Januar 2007, 2 Uhr 48


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