Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Es genügt mir, eine Tatsache unter Tatschen zu sein, das ist viel, ein bisschen undeutlich vielleicht.

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Die Mollmenschen und ihr liebenswertes Durtun.

Link | 12. September 2007, 0 Uhr 14


// Der Linzer Zufall jedenfalls ist von ärgerlich schlechter Qualität. Na gut, warte ich eben noch mit dem Heiraten.

// Dann vage, erschöpfte Stunden in Wien, unterhalb des Straßenniveaus am Kanalufer, in einer gebrochenen Sonderwelt der von sich selbst und überhaupt Bedrohten. Man sagt: Am Rande der Gesellschaft, aber das impliziert ein Zentrum, das die Gesellschaften nicht mehr haben, also wohl eher: In einer Auflösungszone eines Gemeinwesens, das ich kaum durchschaue, Österreich scheint mir gleichzeitig so schneidig und brutal in seiner neoliberal glänzenden Jetztform, reaktionär in seiner Sehnsucht nach vormodernen Höllen und kulturell ungeheuer intakt im Vergleich: Es gibt gutes Radio sogar in der Provinz, also offenbar einen echten Willen zum Festhalten an der Kunst.

// In Berlin empfangen mich die Bücherregale mit einer weichen, dumpfen Wolke aus Schweigen. Über den Dächern der kalten Stadt recken sich die Schornsteine; drüben der Wedding braucht meine stille Freude nicht über die feste und vernünftige Lebensfähigkeit derer, die da klüger sind als ich.

// love is quicker than vril (Arno Schmidt über — oder aus? — Bulwer-Lytton)

Link | 11. September 2007, 11 Uhr 51 | Kommentare (7)


// Linzer Klangwolke. Der Name der Veranstaltung deutet auf eine Herkunft aus der Musik hin, vielleicht aus der Hochkultur, vielleicht sogar aus einer vergangenen Avantgarde. Was immer die Linzer Klangwolke einmal war: Klänge kamen heuer keine darin vor. Es handelte sich bei dieser Inszenierung explizit um ein Märchen, das auch von einem persönlich auftretenden Märchenerzähler erzählt wurde. Von einem persönlich auftretenden Märchenerzähler, dem eine Batterie Flakscheinwerfer, ein RGB-Laser, ein Hubschrauber, enorm lichtstarke Videobeamer, die Hochhausbauten der linken Donauseite als Projektionsflächen und ein paar tausend Watt Audio zur Verfügung standen.

Das Märchen: Erbarmungslose Wellen der Innovation überrollen das friedliche dörfliche Österreich und vernichten das dort stattfindende beschauliche Leben. Eisenbahn, Elektrizität, Telefon, Fernsehen, Einsen und Nullen, alle bedrohen das wehrlose Dorf. Am Ende jedoch entschleiert sich die versöhnte Gegenwart: Die Welt ist ein globales Dorf geworden durch das Wirken österreichischer (sic) Chipforscher. Und so bekommt ein trüb guckender indischer Junge eine computergestützte Operation und ein Neger Arbeit an einer komplizierten Maschine. Auftritt Hymnen-Duo, Flakscheinwerfer schunkeln, Feuerwerk.

Link | 9. September 2007, 19 Uhr 54 | Kommentare (2)


// Nach der Gala, während der ich mich dauernd frage, ob die Klugen hier nicht gewinnen oder nicht einreichen, schwatze ich einem Amerikaner ein kleines rotes LED-Throwie ab, das sich jetzt rechts oben am Mac festhält und mir tief und fest leuchtet.

[Freitagnacht]

// In vielen Sachen ist eine einigermaßen vulgäre Lust am Unzeitgemäßen zu erkennen; der kleine Kitzel des Nichtzusammenpassens rechtfertigt viel elektronische Kunst. Überall haben sie etwas angeschraubt, worinnen ein Atmel Dienst tut und darauf wartet, die virtuelle mit der realen Welt mischen zu dürfen; Mischen ist das Masterthema und das Oxymoron ist überall.

[Samstagmorgen]

// Studentische Ausstellungen sind angenehm, weil sich Studenten den Humor noch zweckfrei leisten können. Erwähnungen: GeoCane, A neoreligious project by Felix Hardmood Beck, ein sehr schöner und nützlicher Hightech-Pilgerstab. Dann der Fischtisch und Natebu, Variationen über das Thema LED-Display. Natebu will ich in richtig groß sehen.

[Samstagmorgen]

// Ausgesprochen schön und zum Stundenlang-Reinstarren: Die Augmented Sculpture von Pablo Valbuena.

// Ebenfalls sehr empfehlenswert, besonders für die von uns, die früher selbst sinnlose Höllenmaschinen gebaut haben: Exploding Camera von Julien Maire.

// s-p-a-l-a-n-z-a-n-i. Ganz schön viele as.

[Samstagmittag]

Link | 8. September 2007, 10 Uhr 36 | Kommentare (2)


Österreich, Linz.
Referrer aus Linz.

[Donnerstag. Linz liegt unter einem erbarmungslos deprimierenden Regen. Keine Spur von der Ars Electronica. Meinen Plan, sofort ein gedrucktes Programm zu besorgen und loszuziehen und mir alles anzusehen, gebe ich auf. Sinnlos hysterischer Gedanke. Statt dessen bleibe ich im Brucknerhaus, wo es nach Kultur und Teppichen riecht und die Gala vorbereitet wird. Lässige Professionalität; Lichtleute, Tonleute. In einem stillen Kammermusiksaal stehen fünf Flügel unter ledernen Abdeckungen, daneben müde Spots und schwarze Bühnentechnik und ein eindringliches, synchronisiertes Kleingruppen-Klatschen. Später lerne ich: Der Siegerbeitrag des Wettbewerbs klatscht: Es handelt sich um von einem Computer komponierte Musik (was immer das bedeuten mag), die dann von Menschen aufgeführt wird; wobei allerdings nur Schaltvorgänge durch Schritte und Klatschen dargestellt werden. Eine der Bit-Klatscherinnen ist ausgesprochen hübsch, was mein Urteil mildert und mich daran erinnert, daß ich seit dem Pyramidenfest wirklich ein klein wenig in die äußerst niedliche Juli Holz vernarrt bin, googeln Sie mal!

Die famose Psewdonima hat mich hier in Linz bei Freunden von Freunden von Freunden untergebracht. Die fünf Ecken, über die jeder jeden kennt, mussten alle umquert werden für diese Freundlichkeit. Ich schüttle mich aus dem bösartigen Regen und bekomme Tee und einen warmen Teller Suppe.

Ein wenig haben sie hier Angst vor mir, was mir leid tut. Ich weiß nicht genau, warum ich eigentlich aufgenommen werde, vermutlich ist es schiere Gastfreundschaft. Ich schäme mich für mein Hochdeutsch; ich kann hier nicht angemessen sprechen, ich will auch dös basst ma öh sagen, wenn mir etwas gefällt; alles, was ich statt dessen sagen kann, fühlt sich eitel und druckreif an; wenn meine Gastgeberin telefoniert, ist sie sie selbst, mir gegenüber bleibt sie befangen. Den ganzen Abend lang kämpfe ich fast um ihr Vertrauen; ich rede zu viel und erliege mehrfach der Versuchung, etwas cooles zu erzählen; man bringt mir ohnehin schon einen beschämenden Respekt entgegen.]

Link | 7. September 2007, 9 Uhr 39 | Kommentare (4)


Ich habe Laub am Boden gesehen.
Es wird dunkel, Ihr Säcke, es wird dunkel.

[oh may thy beauty be revealed]

Link | 3. September 2007, 21 Uhr 32 | Kommentare (1)


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