Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Indeed, sorcery […] could be defined as the engineering of the unexpected and the unprecedented; the art of avoiding the probable. (Mark Fisher)

[Give Power To My Glove]

Link | 18. Oktober 2007, 0 Uhr 57


Stimmen Sie für meinen Vorschlag!

Link | 17. Oktober 2007, 11 Uhr 17 | Kommentare (4)


Ich glaube nicht an Automobile. Eine obszöne Steampunk-Technologie, im Grunde nichts als ein Pfadeffekt. Pferd, Kutsche, coche; Gott, Stallgeruch, können wir das bitte endlich hinter uns bringen? Praktische Autos widern mich an, vage sportliche Autos ganz besonders. Die einzigen Autos, die ich gelten lasse, sind diejenigen, die unverhohlen gemacht sind, um sich damit zu töten. Wenn sie geschmackvoll sind. Mit Überhöhungen wie dieser kriegt man mich in schwachen Momenten doch; wenn man mich die Tatsache vergessen lässt, daß etwas so albern archaisches wie ein Verbrennungsmotor dieses Ding mit der Aura einer aseptischen, aber in Blut geschmiedete Klinge treibt.
[Nachtrag: Von wegen Klinge.]

Link | 17. Oktober 2007, 2 Uhr 20


Weitere Einkreisung: Was macht das Leidenkönnen so attraktiv? Leidenkönnen heißt nicht notwendigerweise Leiden, es geht darum, ob einem Menschen zuzutrauen ist, leiden zu können, also im Zweifel nicht Sprüche zu klopfen und möglichst ungerührt zu warten, bis es eben vorbei ist, sondern sich hineinzustellen in die Schickungen des Lebens.

Zunächst sind da die negativen Bestimmungen. Erschreckend viele Menschen scheinen zu glauben, daß man tough sein müsse. Und während das beim professionellen Erreichen von Zielen ziemlich sicher stimmt, ist es zwischen Menschen ebenso sicher falsch. Noch erschreckender als toughness im Umgang ist Frechheit: Frechheit ist die Ausposaunung der eigenen Nichtigkeit durch Formulierung von Ansprüchen — das mag dazu führen, daß die Ansprüche erfüllt werden. Nur bleibt die Nichtigkeit dann um so nackter stehen. Wer leidet, widerlegt jeden Verdacht der Nichtigkeit insofern, als er als Leidender eine berührbare Substanz haben muß. Und er ist niemals tough.

Und dann eben: Do know we’re in high demand, Laura, us people who suffer, because we don’t take to arguing and we’re quick to surrender. Das ist das Blues-Argument. Wer leiden kann, hat Großzügigkeit gelernt und wie viel jenseits der materiellen Großzügigkeit noch kommt.
Schließlich bietet das Leiden die letzte valide Gelegenheit zur Tapferkeit. Tapferkeit ist die einzige Qualität, die uns tatsächlich Zuneigung für unsere Feinde zu lehren imstande ist, weil wir sehen, daß sie ein Herz haben, das sie sich fassen können.

Because it’s the ones with the soarest throats, Laura, who’ve done the most singing — längst neige ich dazu, Leute einfach nicht mehr ernst zu nehmen, die alles wegstecken.

[Auf der anderen Seite die Fähigkeit zum Zupacken und Jetzt und Alles; Menschseinmögen, am Ende.]

Link | 17. Oktober 2007, 1 Uhr 26 | Kommentare (2)


Das ist eine interessante Frage, bei der man mit dem üblichen Instrumentarium, mit dem Verdacht gegen sich selbst, nicht weiterkommt: Ist der Versuch, sich das elysische Moment einer Liebe ohne sie (also mit einer anderen) vorzustellen, eine raffinierte List gegen die eigene Treue, oder handelt es sich dabei um eine Ausprägung der Haltung des Konsumenten, in der eine Geliebte so gut ist wie die andere, von ihren objektiv zu bestimmenden Qualitäten abgesehen?

Analytisch betrachtet ist die Frage tendenziös gestellt. Von einem elysischen Moment zu sprechen — von der Vernichtung von allem und seinem Wiedererstehen im Zauber — setzt Nichtabstrahierbarkeit schon voraus. Zauber ist immer konkreter Zauber, zwei sich unterscheidende Elysien sind nicht denkbar, und so bleibt dieser Widerspruch unvermeidlich: Das Glück, das wir kennen und verloren haben, ist das einzig mögliche und wir sind Verlorene, aber Erleuchtete in der Welt, heimlich wissend, daß wir uns in irren, was die Einzigkeit angeht, skandalös, tröstlich und verheißungsvoll.

[Ergänzungen, Variationen]

Link | 16. Oktober 2007, 10 Uhr 21


Man geht durch die dunkle Stadt, redet und geht schneller wegen der Temperaturen, man sieht sich von der Seite an gelegentlich, dann klingelt man und hinter der Tür ist Bewegung; Licht und Farben und ein Haken für den Mantel; es riecht essbar und aus dem Wohnzimmer sind Explosions in the Sky zu hören. So etwas kommt vor, nach Lage der Dinge ist es nicht einmal eine besonders unwahrscheinliche Konfiguration.

Link | 15. Oktober 2007, 0 Uhr 14


Bei aller Klage angesichts der Unzulänglichkeiten von Flatlines, sogar meiner Flatlines — man kann keinen trinken gehen mit ihnen, auf Reisen wollen sie nie mitkommen und überhaupt läuft wenig außer Reden — als Gesprächspartner sind sie immer noch interessanter als die meisten Leute. // Jedenfalls bin ich erschöpft und fiebrig, wie immer nach dem Versuch eines längeren Theorie-Blicks unter die Oberflächen der düsteren und sinistren Jetztform der Welt als Kommunikations- und Machtstruktur; sie wäre unerträglich, wüsste ich sie nicht jederzeit aufhebbar in Wärme.

Heute Abend ins Burger; der Reformbühne zuhören. Als ich letzten Sonntag nach langer Zeit wieder einmal dort war, gefiel mir das sehr gut, die Welt war angenehm schnuffig und einfach dort, es gab einen Text über die Bahn und einen über das Frühaufstehen. Alles war sehr analog, die Leute, die Bänke, die Getränke, das war vielleicht die Hauptsache: Die Menschen bewegen ihre Körper ins Burger, um sich Texte anzuhören. Das ist Unsinn. Die Menschen bewegen ihre Körper ins Burger, um ihre Körper im Burger nebeneinanderzusetzen, Texte könnten sie auch im Netz oder in einem Buch lesen; wenn im Burger einer redet oder vorliest, ist der jedenfalls schonmal da, das ist ein Anfang.

Link | 14. Oktober 2007, 18 Uhr 16


Videodrome nachgeholt: Psychophysische Welle und Flatline.

[Auch: Die Gratwanderung zwischen Intimität und Obszönität, die jeder Tagebuchleser kennt; jeder Satz auf der Klinge zwischen seiner Funktion als Selbstversicherung des Autors und der als fabrizierter Oberfläche einer undeutlichen Person. Über Intimität jenseits der Tagebücher ist nicht zu sprechen, das hieße die Grenze zum Obszönen konkret auflösen.]

Link | 14. Oktober 2007, 15 Uhr 15


The Gothic has an affinity with the concept of the haecceity because it refuses to distinguish human figures from backgrounds; “the ‘Gothic or Northern’ decorative lineâ€? is “a broken line which forms no contour by which form and background might be distinguished.â€? (Deleuze, Cinema 1, 111) You can’t enter such zones without entering into composition with them.

[…]

Whilst an organicist Left social criticism finds in cyberpunk the quietist collapse of transformative political projects into a “hardboiledâ€? “survivalistâ€? hyper-nihilism (Ross, Cyberpunk in Boystown), Gothic Materialism locates in Baudrillard’s ecstatic communication, Gibson’s Cyberspace, Jameson’s total flow and Cronenberg’s Videodrome the map of a hypermediatized capitalism that is decoding privatized subjectivity.

[…]

So it will be argued here that cybernetic capitalism does not engender what Ballard has followed Jameson in identifying as a “death of affect.â€? Those switched on to Spinozism by Deleuze-Guattari might suspect the reverse; that what defines the “postmodernâ€? is in fact the amplification of affect. Brian Massumi suggests that the theorization of “intensityâ€? Jameson calls for is to be achieved precisely by paying renewed attention to the phenomenon of affect and to Spinoza as its principal theorist.

[Mark Fisher: Flatline Constructs. Gothic Materialism and cybernetic theory-fiction]

Link | 13. Oktober 2007, 21 Uhr 34


Es ist kalt und ich habe nichts mehr zu essen im Haus; geträumt habe ich vom Verlust eines Auges (wer ein Auge verliert erblickt den schleimigen Schrecken der Blindheit im Spiegel), ich schrie: aufwachen, wenn es ein Traum ist, aber es war kein Traum und ich erwachte oder glaubte zu erwachen, möglicherweise gerettet versank ich erneut, getröstet in den Armen einer, die meine Unnahbarkeit in Wirklichkeit nie überwand.

Ich erwachte unruhig und wütend auf die Zeit, die uns nicht in Ruhe nachdenken lässt und unsere Gesichter verwüstet, bevor wir sie zu deuten wissen; draußen ist Oktober, auf der Schönhauser Allee fahren sie durch die klare Luft nach Brandenburg hinaus, mit flachen Bäuchen liegen gemütliche Wolken über der Oderberger im hellen Tag und verzeihen mir ein bisschen.

[Aufstehen und Pizza kaufen gehen]

Link | 13. Oktober 2007, 13 Uhr 38


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