Vigilien

is there any any? nowhere known some?

In einer Welt leben aus Dingen, die Jack Whites Zustimmung fänden ♞ Korova Milk Bar (waber) ♞ Sekundenverliebtheit plus: Die Haltung zu Frauen, die man lange, aber eher prinzipiell gut findet, ohne je ernsthaft darüber nachgedacht zu haben, wo man aber trotzdem jederzeit in Gefahr ist, für ein paar Stunden oder Tage in heftigstes, aufwühlendstes Habenwollen zu verfallen ♞ Scheißkerl, dachte ich begeistert, als Nick Talbot den ersten seiner sanft tuenden Songs erwartungs- und plattengemäß in üblen Krach hineinstieß, worauf ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte, und dann spielten sie den Krachteil aber, perplexierender- und rockhinderlicherweise, etwa doppelt so schnell wie auf der Platte; einfach um uns zu ärgern ♞

[gab es nicht einen paradigmatischen Fall? Die kleine Marquise, die er mehrfach in einem Park treffen wollte?]

Link | 28. November 2007, 11 Uhr 06


Die Ballungen von Stein und Stahlrohren und Gardinen im Südwedding streckten ihre Dachgeschosse hinein in das versiegende Licht, getroffen brachen die Menschen hinter den Fenstern zusammen oder zuckten unter die Simse.

Im Westen war der Himmel ganz schneidende Klarheit in blasslila Blütenfarben, und das Licht stanzte die großen Strukturen am Nordbahnhof heraus aus dem Raum. Schmal und einsam verschwanden die Laternen in diesem Tumult kommender Kälte über der Invalidenstraße; zwei ahnungslose Busse brüllten und stießen darunter, alles leuchtete von innen in strahlendem Grau.

Plakate und Brache. In der flackernden Wirklichkeitsüberlagerung eine Mütze, Handschuhe, ein störender Schal und ein Mantel, der sich außen kalt anfühlte; woran sollte man bei diesem Licht schon denken.

Link | 25. November 2007, 2 Uhr 41


Kehrte ich also zurück in mein Leben am Freitagabend auf dem Bahnsteig, den ich kenne wie keinen anderen. Und als ich mich an eine Stelle stellte, an die ich mich nie stelle, sah alles verdreht aus.

Die leichte Biegung führte nicht dort, wo sie hinführen sollte, hin, sondern hinaus. Ich machte entschiedene Schritte (schwarzer Mantel, schwarzer Schirm, schwarzer Dreitagebart), alle sahen her zu mir. Sie sprachen jede europäische Sprache und Englisch mit russischem Akzent, und sie fuhren zu Parties, weil Freitagabend war und Schönheit im Überfluß. Ich blieb stehen, ich schnippte den Schirm in die Linke und zurück, sah mich um, voll Freude, und schritt weiter. Zu meiner Rechten schritt die Wärme zu den weichen Klängen eines schwarzen Klaviers, links einher schritt der Geist in Fraktur, ohne Atempause, und machte Geschichte.

Wie lange darf man also jung sein, mit Musik spinnen, über Kunst nicht als weltliches Tätigsein nachdenken oder als Ausgleich zur Erhaltung der Arbeitskraft, sondern als existenzielle Faszination? auch: radikal und inkohärent sein im Urteil; oder anders: Kann man erwachsen sein, den Menschen ein verläßlicher Mensch und zugleich einer, der das Naheliegende fürchtet, oder gegen sich handelt aus Kompromisslosigkeit /

Ein Gedanke genügt, um Uhren zur Implosion zu bringen. Ich fasste eine Bahnhofsuhr ins Auge, aber sie tat mir leid als Gegenstand, so verschonte ich sie.

Link | 24. November 2007, 1 Uhr 35 | Kommentare (2)


Derzeit gefällt es mir, meine Situation als sentimental besetztes Jabberwocky-Szenario zu bezeichnen.

Heute habe ich festgestellt, daß mein Spülmittel, im dritten Winter seiner Existenz in meiner Küche, in der Flasche sich in einen unbeweglichen blauen Geleeklotz verwandelt fand.

Link | 16. November 2007, 10 Uhr 55 | Kommentare (9)


Raketen (auch pakistanische), Keller voll Nebel und Lärm, anormale Materialien, der Typhoon im Steigflug, schwarzes Zirpen, die kalte Rationalität der Idee, Exoskelette, Öl in der Arktis.

[Gründe II]

Link | 16. November 2007, 2 Uhr 42


Die Partikel der Luft wackeln und stoßen gegeneinander, so weit, so gut, das ist das Mindeste. Wenn ein Partikel verschleißt, wird er ersetzt, so geht die Luft nicht kaputt und es geht weiter — das ist einzusehen. Was darüber hinaus noch passieren soll, ist unklar. Die Geschichte ist immer noch suspendiert und wartet darauf, daß jemand die Frage entscheidet, ob das gut oder langweilig ist.

Der Krieg im Irak ist symptomatisch: Zuerst unbefriedigend, weil viel zu einfach; danach ein träges, schlaffes und wirres Gebalge, begleitet von Propaganda, die von vornherein keinen Wert darauf legte, als Propaganda zu funktionieren, sondern als Pflichtübung vorgenommen wurde. Ein Systemkrieg. Von undurchsichtigen Machtkonfigurationen erzeugt, hochgradig reguliert, ohne Sinn für Drama, leidenschaftslos, geschäftsmäßig, von menschlichen Akteuren nicht betrieben, eher schläfrig wie unter einer Glasglocke der Zwänge durchgeführt.

[Gründe für die Rückkehr des starken Individuums I]

Link | 16. November 2007, 1 Uhr 55


Für den Kanon: person.antville.org

Link | 13. November 2007, 11 Uhr 48 | Kommentare (4)


Ein dichtes, synthetisches Rauschen in mattgold, das aufbrandet und den Raum füllt (in die Moleküle hinein), dunkle Hölzer und die aufregenden Schatten einer Begegnung // Gänge, Regale, Stofftapeten, Lampenschirme

Link | 11. November 2007, 23 Uhr 53


Weniger Salbung: Geil, schon wieder Winter.

Link | 11. November 2007, 15 Uhr 06


Die Zärtlichkeit der Zeit: Sie erspart uns die Dummheit einer Antwort auf die Frage, ob die Furchen in unsere Gesichter eingegraben werden, um uns uns selbst ähnlicher zu machen oder um unsere Fehler in Materie zu markieren, weil wir sie sonst, eitel und bequem, wie wir sind, vergessen würden. Sie umstreicht uns nur und lässt uns in jedem Fall die Bücher als sinnlose Aufgabe, die nicht zu bewältigen ist; mehr kann niemand wollen.

[Und das ist ja ein wundervoller Trick, den sie da anwendet, kalte und grausame Gewalt, die sie sein sollte, als thermodynamischer Zufall, von Kohlenstoffstrukturen ausgenutzte entropische Asymmetrie etc.: Die Bücher sind wir selbst, wir und die Nachmittage, wir und die Nächte, wir und die Bücher, wir und der Schnee, wir und der Hof der Al-Azhar-Moschee, Konfigurationen einer in alles verwobenen Freude.]

Link | 11. November 2007, 14 Uhr 15


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