Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Letztens: Das Sprechen über das Viel-Arbeiten, das ja zu unterlassen ist, weil es so tut, als sei man der erste, dem das passiert, oder als gäbe es einen besonderen Heroismus dabei*; vielleicht ist das Sprechen vom Arbeiten eine vorgezogene Entschuldigung, falls man sich eine gesundheitliche Zerrüttung holt oder den Wohlstand, um es schon immer gesagt zu haben: Von ungefähr kommt das alles nicht, ich habe das gemacht, seid mir nicht böse jetzt, ich bin Autor und Erdulder dieses Lebens, es ist gerecht.

[* Heroismus: Widerstehen Sie mal der Versuchung, sich wie ein harter Hund zu fühlen — nachts um halb drei, erschöpft im Licht einer 40-Watt-Birne zwischen fleckiggelben 40er-Jahre-Kacheln, einem unrasierten Selbst ins Auge blickend, die Hand natürlich am Kinn scheuernd etc.]

Link | 11. November 2007, 12 Uhr 29


Schnee! Schnell ein Partisanenlied!

Link | 10. November 2007, 15 Uhr 09 | Kommentare (5)


genau!

Link | 10. November 2007, 1 Uhr 14 | Kommentare (1)


Der Nachteil der Maschinenzustände des Fanatismus ist, daß sie vollkommen uninteressant sind, oder eben nur von außen interessant, das wäre möglicherweise zu schaffen, als Pose und Pop-Element: Wille und Opfer sollten doch Provokation genug sein. Heyho, ihr Milchkaffeepussies. Leider wird man irgendwann zu alt für dergleichen. Die Glamourindifferenz von Viel-Arbeiten ist zunächst einmal anzuerkennen.

Schließlich die Perspektive der Zerstörtheit: Wer würde so mit sich umgehen, der keine Agenda der Vernichtung hätte? Allein die absichtliche Verarmung der Imagination erfordert eine leichte, aber wirkungsvolle Verzweiflung: Ich habe dies und jenes getan, jenes und dies scheint ein Schicksal, jetzt ist es auch egal, jetzt will ich es wenigstens hier einmal wissen, wozu brauche ich noch meine personale Vollständigkeit? (Als einer, der bastelt und schenkt beispielsweise, oder liest, um jemandem davon erzählen zu können, oder als einer, der sinnloserweise sitzenbleibt in der Bahn, um noch über alte englische Damen und lindgrüne Tapeten nachzudenken.)

Link | 9. November 2007, 2 Uhr 22


stürmische Gräuheit, die meinen tapferen Zehnmarkschirm heute zerriß, und es gatschgatschgatschte am Friedhof; der Blätterschleim des Ahorns war es, der drinnen hinter der Mauer wurzelt und sich nährt, der meine Sohlen so schmatzend und gierig besaugte //

das erbarmungslose und lustvolle Schaffen: erwachen bei 14° und nicht heizen, einen Becher Kirsch-Joghurt, falls noch Joghurt und Löffel, prasselnde Schauer am Fenster, gatschgatschgatsch, Alexanderplatz, immer neue Menschen, die eigene Garderobe im Spiegel und dahinter unspürbar Berlin, dies Hemd hat seit Mai ein Loch und keine Zukunft, Motz Straßenfeger Stütze, das geht auch alles irgendwie; eine Studentin, die von einer Kopie buchstabiert, weil sie bulgarisch lernt, das kann man auch machen. 12 unterbrechungslose Stunden blaustählernes Codenazitum. Wer nicht denkt und nicht sich sehnt und nicht wahrnimmt, nur seinen Willen exekutiert, verschwendet weniger Zeit als die disziplinlosen Luschen, die die Augen nicht aus dem Netz lassen können. Nichts schlimmer, als vor einem Rechner zu sitzen und sich zu verleben mit Arbeitsvermeidung, im Netz, mit irgend etwas aus dem unerschöpflichen Pool des global nerd hype, nichts wäre schlimmer. Wertschöpfung oder Freiheit, tertium non datur. Gdw der Sinn fürs Spielerische verlorenzugehen droht, wenn die Disziplin sich nur selbst noch trägt: gehen. Alexanderplatz, Cheeseburger, schöne Menschen in der U2, dann muffige 15°, also in die Wärmehalo des Heizlüfters kauern, und endlich Musik, das Leben ist kein Irrtum, kein Irrtum und Musik

später wird alles anders sein, so oder so, jetzt ist es hingegen so

das Hochland, das weiße Kleid, der Wind und die langen Schatten

einszweidreivier
einszweidreivier
einszweidreivier
einszweidreivier
crescendo
accelerando

Link | 8. November 2007, 1 Uhr 09 | Kommentare (4)


Felipe Assadi: 20×20

Link | 6. November 2007, 0 Uhr 36 | Kommentare (2)


[Ich habe das ja alles erfunden, ich schenke es Euch, aber vergesst das nicht, später, sonst komme ich und zupfe an Euren Krawatten.]

Link | 5. November 2007, 23 Uhr 40


Die Harfengitarre bei Ich warte.

Wie kann er das wissen?

Link | 5. November 2007, 23 Uhr 01


Seit langer Zeit zum ersten mal im heimatlichen Moor und sehr zu Hause gewesen. Kahle Birken, Auswüchse und Misteln; weit und flach den Torf überkrallende Wurzelhände. Beidseitig trockene Schilffelder und das monotone Tonk-tonk von Schritten auf dem mürbgrauen Holzsteg hinaus zum See. Die selbe Farbe, Holz im Moor, an der flachen Fassade des Museums, das jetzt im November so dunkel wie klar über dem Wasser ruht.

[Wenn du aus so einer Gegend kommst, dachte ich, kannst du wirklich nicht jeden Scheiß mitmachen. Du hast diesen weichen Grund dabei und das Wispern im Schilf, diese weiten Räume, schwarzes Wasser und schlagende Rufe, und wenn du einer Stimme zuhörst irgendwo, kannst du dir immer vorstellen, wie sie klingen würde zwischen dem Schilf und den Rufen und den schweigsamen Schwärzen; es gibt Stimmen, die hörst du und denkst sie dorthin und sie bestehen nicht, gehen unter in der vielstimmigen Einmütigkeit des Schilfs und in Böden, die in Gelassenheit sich einverleiben, was immer sie nicht tragen wollen: Der Triumph der Ruhe ist, daß niemand ihn bemerkt.]

Link | 5. November 2007, 0 Uhr 56


Die kleine Extremsituation, in die man sich als mittelloser Unternehmer hineinlebt, ist glücksneutral, aber eben tatsächlich nicht härteneutral. Man muß sich Gelassenheiten leisten und großes Vertrauen in die eigene Menschenkenntnis, und man muß damit leben, daß sich die Umstände erst einmal verschlechtern. Die Dinge, die mal in Ordnung gebracht werden müssten häufen sich. Das sind nicht die Folgen der großen Fehler — wenn da noch etwas zu machen wäre, würde man; es sind die Folgen der kleinen Vernachlässigungen, das Leben in seiner sozialen, materiellen und denkerischen Kultur, also in seiner Liebenswürdigkeit, ist schlecht gewartet. Wenn Aufmerksamkeit frei wird und Geld, so lautet die Ansage dann, kehre ich zurück zu mir.

Link | 1. November 2007, 10 Uhr 53


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