Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Zeichen zu großer Geschäftigkeit hatten sich eingeschlichen, enorm schnelles Sprechen ohne Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse der Sprache, eine unduldsame Rücksichtslosigkeit gegenüber den unvorsichtig Unhöflichen und ein nervöses, unsicheres Lachen an den falschen Stellen. Als die Trockenbauer kamen und die Räume übernahmen, machte ich mich davon und ging durch die Stadt, die von düsteren Windstößen hin- und hergebürstet wurde, hinein in das Einkaufszentrum Alexa, dessen bizarre Jenseitigkeit (eine Art übersteigerter Fernseh-Kondition) mich sofort befestigte.

Seltsam und unerklärlich bestürmte mich die Gegenwart und machte mich zum Fremden, der nicht verantwortlich war und sich für alles interessieren durfte; das Mit-sich-selbst-Sein des Fremden veränderte die Oberflächen des Alexa. Vor dem WMF-Laden blieb ich stehen und betrachtete die dort strahlende Helligkeit mit dem vagen Gefühl, daß hier etwas simuliert würde, und der vollkommenen Sicherheit, daß das ein dummes Gefühl war: Gar nichts wurde simuliert, denn es glitzerte wirklich und die versprochene moderne Häuslichkeit würde stattfinden, mit diesen Gabeln würden Menschen Essen in ihre Münder stecken und an schönen Sonntagen würden die Gabeln wieder glitzern, wenn sie aus der Spülmaschine in die Sonne gehoben würden. Es war alles sehr echt, nur mich umgab ein Feld der Unwirklichkeit; ich war in einer Simulationsverdachtsbubble inmitten des vollkommen Einfachen.

Auf der Rückfahrt stieg die selige Mattheit eines Abends in einer Mittelmeerstadt herab auf mich. So trieb ich zwischen den Menschen umher, jederzeit bereit, an eine steinerne Brüstung gelehnt die warme benzinduftende Luft einzuatmen, in einem leichten, endlich trocknenden Hemd, die letzte Aufgabe des Tages kontemplierend (nur jetzt nicht das falsche Restaurant), zu streunen bereit und ein wenig die Orientierung zu verlieren zwischen undeutlichen, verrammelten Autoreparaturwerkstätten, oder nur den letzten Booten zuzusehen: diese erschöpfte Mattigkeit befiel mein Nervensystem, und mit ihr ging ich durch Berlin nach Hause. Über meiner linken Schulter rauschte mein Begleiter, doppelgründig lächelnd; als ich die U-Bahn betrat, landete er (was blieb ihm schon), und es brauste im Waggon, als er ihn erfüllte mit seiner goldenen Gegenwart.

[this is just a test we take]

Link | 23. Februar 2008, 1 Uhr 48 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


(der war gestern abend auch dabei, der begleiter, oder? er hat dir das haar verweht.)

Kommentar by c. | 15:18