Handwerkliche Arbeit impediert mein Artikulationsvermögen. Wenn ich die handwerkliche Arbeit dann beende, kommt es zurück und gibt mir, um das Versäumte nachzuholen, alberne Fremdworte ein, bei denen niemand weiß, ob es sie überhaupt gibt.
Angeblich ist an handwerklicher Arbeit befriedigend, daß man abends sieht, was man den Tag über gemacht hat. Das halte ich für Unsinn. Einen Tag — einen ganzen Tag! — damit verbracht zu haben, ein schweinchenrosa Zimmer weiß anzumalen, mir kommt das sehr kümmerlich vor. Und der Stuck ist immer noch blutrot, obendrein.
Meine bisherige Deutung des bizarren malermäßigen Zustands der Wohnung — Punks — gebe ich auf. Der einzige Grund, der mir einfallen wollte, Stuck — filigranen, kaum ertränkten Stuck — blutrot anzumalen, war: Um Distanz zu kommunizieren zur Symbolik bürgerlicher Herrschaft. Das war natürlich ein sagenhaft dämlicher Gedanke. Niemand schert sich noch um die Symbolik bürgerlicher Herrschaft, und Punks sind im Allgemeinen auch viel zu anständig, um so etwas zu machen. Nein, die korrekte Deutung ist, unter Miteinbezug aller weiteren Fakten, klar diese: Eine Frau, in deren fernsehmürbem Gehirn sogenannte Gestaltungs-Ideen blubberten. Es fiel mir auf, als ich mit einem Spachtel gegen einen auftapezierten Blumenfries — er war aus so einem Schaum — kämpfte. Diese Sorte Scheißdreck heißt Gestaltungs-Idee.
Überhaupt. Der auftapezierbare Blumenfries aus so einem Schaum. Ganz oben auf der Topliste Hervorbringungen der postmodernen Technozivilisation für innerlich prämoderne Menschen. (Wer die anderen 9 Einträge auf der Topliste nennen kann, wird zur Einweihungsparty eingeladen.)
Stirb, Schweinchenrosa, Du Sau.