Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Das war eine Sensation für mich: Eine Prä-Recognitions-Publikation von Gaddis! Eine Kurzgeschichte von 1947, In dreams I kiss your hand, madam, zum ersten mal erschienen im Herbst 2007 in einem kleinen Magazin der University of Illinois.

In dreams I kiss your hand, madam ist für Leser der Recognitions eine spukige Angelegenheit, mit vertrauten, aber leicht verschobenen Bildern, bis hinein in die Ausstattung des Ortes der Handlung, der leicht als eine frühe Version der Räume von Recktall Brown erkennbar ist. Auch die fatale Rüstung ist da, und in der Tat erzählt In dreams die Episode eines Sturzes-in-Rüstung. Allerdings stürzt nicht Brown, den es gewissermaßen noch nicht gibt, sondern Alex, ein dicker junger Mann, Herausgeber einer Anthologie von historischen Liebesgeschichten, die tatsächlich zusammengestellt wurde von drei Hilfskräften seines Instituts; ein Charaktermerkmalvorfahr von Recktall Brown und Otto also.

Christine Ludington, die diesen Alex fördert, aber ihre Verachachtung für ihn schlecht versteckt, ist die eigentlich neue Figur in In dreams, und das bedeutet: Eine Figur, die es nicht in die Recognitions geschafft hat. Man könnte argumentieren, daß Basil Valentine ihre Hintergründigkeit geerbt hat, aber Christine ist durch und durch anziehend, was man von Valentine nun wirklich nicht sagen kann.

I preferred to think of her, en garde!, at the end of a fencing strip, hip and knee joints flexed, with level blade of an épé extended before her, and the cool eyes — I remember them as gray — watching to catch that momentary right-of-entry into which the whole body follows. Whatever the case, she was a handsome woman, and I think that all of us wondered at the time she gave to Alex P–; afraid, perhaps, that this thickish man for whom none of us could find much respect would be impaled on the cold blade of this woman whom we permitted ourselves, luxuriantly, to admire.

(William Gaddis, In dreams I kiss your hand, madam, in: The Ninth Letter, Vol 4. Nr. 2, Urbana-Campaign 2007.)

[The Ninth Letter übrigens ist ein ziemlich tolles Heft, eine liebevoll gemachte akademische Schülerzeitung im besten Sinne]

Link | 24. Mai 2008, 10 Uhr 11