Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Der Südbahnhof, den ich mir nach Warnungen vor seiner undurchschaubaren Chinesischkeit als düstere koloniale Höhle voller Opiumdämpfe vorgestellt hatte, mit Hühnern und Garküchen und verwirrenden Ritualen, ist in Wirklichkeit ein im Jahr 1970 entworfener Raumhafen — und ein weiterer Beweis, daß es nur eine einzige Moderne gibt. Er spricht mit derselben Frauenstimme Englisch mit Robo-Akzent, die man von deutschen Bahnhöfen kennt. Die einzige unvertraute Praxis ist die Kontrolle der Fahrkarten in der Wartehalle, an einer Art Schleusen zu den Bahnsteigen. Ich beobachte einen Schichtwechsel: Sechs Zugbegleiterinnen in schwarzen Stiefeln und eng taillierten purpurfarbenen Mänteln nähern sich von draußen, im Glas, in drei lockeren Zweierreihen den Schleusentoren. Eine Hand gibt einen Code ein, fünf Sekunden Reglosigkeit, dann öffnen sich die Türen, und die Formation durchquert, im Gleichschritt, aber gelöster Stimmung, die Halle.

Gleich, weiß ich, wird das Eherne Gesetz dieses Bild balancieren, und tatsächlich: Als ich mich umdrehe, bekommt eine Polizistin in einem Bugs-Bunny-Kostüm unter großem Hallo eine rote Schärpe umgehängt.

Link | 26. Januar 2011, 1 Uhr 30