Ausfallstraßen machen auch nachts Krach, auch ihre Anfänge im Herzen der Stadt. Die Feuerwehr tut sich darauf wichtig und die Polizei probiert gelegentlich, ob die neuen amerikanischen Jaulsirenen vom Bürger auch ernst genommen werden.
Nachts entwickeln Ausfallstraßen aber trotzdem Qualitäten. Sie liegen da. Aus gelben Bogenlampen beleuchtet, einen Grünstreifen mit Parkbänken in der Mitte unter Bäumen, deren feine Äste keine Blätter mehr haben. Sie liegen da, hoch aufgelöst, schwer, tief unten, ruhig.
Und absolut detailversessen. Sie zeigen mit jeder erdenklichen Klarheit jeden Kiesel, jedes gelbe Blatt, den kleinen schrägen Schatten von Gußeisen und eine Plastiktüte mit überkomplexer Innenstruktur in einem Ast. Das Licht, das gelbe Licht, hat einen eisernen Griff. Wenn es braust, drückt sich ein Fahrzeug durch den Honig, das Bild wird unscharf, setzt sich wieder. Wenn einer schreit, sieht man ihn nicht. Man kann so schläfrig sein, wie man will, das Bild bleibt immer wach, klar, aufgeputscht. Weil das gelbe Licht schon das Licht der Tankstellen ist, die draußen warten, und warten, weil sie nichts anderes gelernt haben.
[Vom Genau und seinem Komplementär Belang]