Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Ansehen. Herzklopfen wie beim ersten Gibsonlesen mit 16. Großes unterwegs, Technologie, Pose und Sex. Die umkämpfte Nachnutzung des Körpers.

Alles da: Die herablassende Arroganz der Indie-Projektion, ihre schreiende Jugend, ihr offensichtliches Wissen um Wahrheit und heiligen Ernst; dann der herumhopsende ältliche Kindergarten, sich ironisch dünkend, und die Langeweile; schließlich Auftritt der Erlöserin im zahnschmerz-süßen Synthie-Fluchtpunkt, schönste Technopop-Eschatologie: Kontrolle und Entgrenzung, der allbeherrschende Frauenkörper im Captain-Future-Kostüm; die letzten zwanzig Jahre müssen ein Irrtum gewesen sein.

[time goes by, so slowly]

[via pony.exe. Natürlich.]

Link | 18. Februar 2006, 12 Uhr 23 | Kommentare (6)


6 Comments


das ist schockierend gut. danke.

Kommentar by Jochenausberlin | 12:51




Hm. Für meinen Geschmack hat es ja hier ein wenig zuviel Projektion. Aber das Moment der Ciccone-Epiphanie ist schon bemerkenswert – auch wenn es nur die Irritation darüber ablöst, dass der gesamte Auftritt bis zu jenem Zeitpunkt eine dermaßen exakte Wiederholung desjenigen bei den VMAs 2005 war, dass ich zuerst dachte, es wäre eben selbiger. Aber dann kam ja Madonna. It’s all so wagneresk.

Kommentar by zak | 14:40




Als mich vor vielen Jahren noch ein TV besass, irgendwann nachts, als da „Clint Eastwood“ herauslief, da wusste ich: Alles Andere War Fake.

Kommentar by grau | 12:50




Ganz fantastisch. Die Frau. Und der Link.

Kommentar by Alexander Wolf | 23:07




Ich versteh’s nicht. Ironischer Mist ist immer noch Mist, right? Million-dollar-trash mit ganz viel Kreischen und „dahatsiejamalwieder“ Konsens.
Nicht neu, nicht hübsch, nicht gut, nicht lustig. Geben Sie mir eine neue Kategorie, spalanzani.
Dabei schau ich mir sogar alte Bowie-Auftritte bei Saturday Night Live an.

Kommentar by amh | 20:09




Huch, Ironie? Nein, kein Gramm. Nicht ein Anhauch. Also, noch nicht. In 10 Jahren ist das feinster camp und wir werden nicht verstehen, wie wir das je mögen konnten.

Das Rüstzeug, das Sie brauchen, ist, etwa:
– Technologie-Euphorie
– Sinn für endzeitliche Rettungen

Die Begeisterung speist sich dann, glaube ich, aus den Gefällen. Ich meine, da spielt eine holographische Indie-Band, die sich bei Hip Hop langweilt… Und aufsteigt, A-förmig, zur Rettung: Die FRAU und die TECHNIK: Madonna und die pricesche Synthie-Erlösung aus der Coolness. (Die nach vorne zeigt!)

Also gerade nicht Ironie, sondern Postcool-Emo. Ich nenne die Kategorie Postcool-Emo. Sie haben es ja so gewollt.

Kommentar by spalanzani | 20:29